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Wenn der „Prof“ auf YouTube ist

Digitale Wissensvermittlung ist für immer mehr Dozenten der TU Dresden ein Thema. Zwei Germanisten sind im Netz sehr umtriebig.

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Ihren Professoren Alexander Lasch (l.) und Simon Meier-Vieracker können die Studenten auch auf ihrem Smartphone lauschen – mit Wissenszuwachs.
Ihren Professoren Alexander Lasch (l.) und Simon Meier-Vieracker können die Studenten auch auf ihrem Smartphone lauschen – mit Wissenszuwachs.

Von Jana Mundus

Althochdeutsch als YouTube-Star. Über 43.000 Klicks hat der 40-minütige Film von Alexander Lasch auf der Video-Plattform im Internet.

Der Professor für Germanistische Linguistik und Sprachgeschichte an der TU Dresden erreicht damit nicht nur die eigenen Studierenden. Die Kommentare unter dem Video, in dem der Dresdner die Historie des Altdeutschen erklärt, zeigen: Auch andere Lernende freuen sich über diese Unterstützung. „Schreibe morgen eine Klausur in historischer Sprachwissenschaft. Jetzt fühle ich mich sicherer“, ist da unter anderem zu lesen. Lasch gehört zu einem immer größer werdenden Teil von Lehrenden an der TU Dresden, die ihr Wissen nicht mehr nur im Hörsaal verbreiten. In Zeiten von Corona wird das wichtiger.

Digitale Lehrmethoden entstressen die Vorlesung

Die Methode ist schnell erklärt. Alexander Lasch bietet nicht nur Präsenzveranstaltungen für die Studierenden an. Einen Teil des Lernstoffs können sie mit Hilfe seiner YouTube-Videos zu Hause selbst erarbeiten. „Jeder nach seinem eigenen Tempo, das ist der große Vorteil“, sagt er. Träfen sich dann alle im Hörsaal wieder, bliebe so genug Zeit für Diskussionen über das Thema. „Weil wir eben nicht den Druck haben, in 90 Minuten ganz viel Lernstoff vermitteln zu müssen.“ Sicherlich klappe das Erarbeiten in Eigenregie bei dem einen Studierenden besser als bei dem anderen. „Aber spätestens in Klausuren oder Prüfungen müssen sie das Wissen ja parat haben.“ Seit zwei Jahren streamt der Professor seine Vorlesungen außerdem live. Das alles macht Arbeit, gibt auch Simon Meier-Vieracker zu.

Der Professor für Angewandte Linguistik erklärt auf YouTube unter anderem eine Software für die Literaturverwaltung in wissenschaftlichen Arbeiten. Auf der Lernplattform OPAL der TUD stellt er Skripte und andere Lehrmaterialien ein. Besonders über seinen Twitter-Account hält er Kontakt zur Welt. „Viele Anfragen, zum Beispiel für Vorträge, habe ich über Twitter erhalten“, erzählt er. Twitter sei für viele eine sehr einfache Möglichkeit, sich mit einem Anliegen direkt an Wissenschaftler zu wenden. Die Lehrkontexte fürs Digitale vorzubereiten koste natürlich Zeit. Aber es würde sich lohnen. „Es macht als Dozent Spaß, wenn die Studierenden gut vorbereitet in der Veranstaltung sitzen.“ Studieren nur online? Für ihn kein Modell für die Zukunft. „Gerade der Austausch mit anderen ist es ja, der uns geistig weiterbringt.“

Mit Zwang und Pflicht erreicht keiner etwas

Alexander Lasch denkt schon an neue Möglichkeiten. Er will die Studierenden in Zukunft in die Produktion von Lehrvideos einbinden. „Auch damit sie die Technik verstehen und beherrschen.“ Denn die Generation der „Digital Natives“ sei manchmal gar nicht so technisch versiert wie immer behauptet wird. Sie für die Chancen der digitalen Lernwelten zu begeistern und zu sensibilisieren, findet auch Simon Meier-Vieracker wichtig.

Künftig wären durch das Internet noch viel mehr Dinge möglich. Dazu bräuchte es aber den Willen, an solchen Entwicklungen teilhaben zu wollen. „Dazu können wir niemanden zwingen, das muss jeder selbst wollen.“ Die Corona-Krise beschleunigt den digitalen Wandel nun. Die Dozenten und Dozentinnen der TU Dresden sind angehalten, Lehrinhalte online für das Sommersemester anzubieten. Lasch und Meier-Vieracker wollen ihnen helfen: Sie richteten ein Tutorial ein und produzierten kurzerhand Erklärvideos, wie der digitale Einstieg am besten gelingt.

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