Von Thomas Riemer
Stroga. Cora Schöneich ist selig. Der Riesen-Calamaris, den sie mit ihren Mitstreitern im früheren Schweinestall installiert hat, ist rechtzeitig fertig geworden. Knallrot hebt er sich ein wenig von den anderen Kunstprojekten ab. Getreu dem Motto „Unterwasserwelt“ des diesjährigen Stroga-Festivals dominiert eher meeresblau. Farbenfroh ist das Gesamtensemble allemal, bereichert durch verschiedene Effekte, exotisch anmutende Sitzgruppen, Mitmachangebote. Sandy, Franz, Winni und noch mal Franz haben es sich bequem gemacht. Aus Löbau sind sie ins beschauliche Stroga gekommen, zum dritten Mal bereits. „Hier ist es einfach cool“, sagt Winni. Schon bald macht sich das Quartett auf den Weg zu einem der vier Floors, auf dem an zwei Tagen quasi ohne Unterbrechung wahrlich harte Klänge aus den Boxen knallen. „Los, abtanzen“, fordert Sandy ihre drei Freunde auf.
Impressionen vom Stroga-Festival
Wieder einmal hat das Veranstalterteam von Verein Stroga-Festival weder Kosten noch Mühen und schon gar nicht Kreativität gescheut, um dieses eine Wochenende am Dorfrand zur Partymeile werden zu lassen. Die 1 000 Tickets im freien Vorverkauf waren im Frühjahr binnen einer halben Stunde vergriffen. Wer trotzdem ohne Karte anreiste, organisierte sich halt auf dem provisorisch hergerichteten Campingplatz sein eigenes Festival.
Drinnen herrscht hingegen eine ganz eigene Atmosphäre. „Es soll alles ein bisschen familiär werden“, hatte Mario Douadi, einer der Cheforganisatoren, im Vorfeld versprochen. Nun gut, daran erinnern beispielsweise „Familienfotos“, die sich die Teilnehmer an einem der Projekte selbst stellen und anschließend kaufen können.
Bei all dem Treiben kommen die Strogaer Ureinwohner mächtig ins Staunen. Als Dank für das Verständnis und die Unterstützung haben sie an den Veranstaltungstagen freien Eintritt. Viele schauen persönlich vorbei, übernehmen bereitwillig Aufgaben als Ordner, Betreuer der Sanitäreinrichtungen oder beim Aufräumen. Dass einmal im Jahr so ein Event in ihr verschlafenes Dörfchen kommt, damit haben sich die meisten längst arrangiert. „Stroga ist doch ansonsten ein Schlafdorf“, sagt ein Mittsiebziger. Fast etwas traurig verfolgt er am Sonntag den Beginn der Abfahrtswelle der Besucher. Aus ganz Deutschland kommen sie mittlerweile. „Die meisten sind lieb und freundlich, das Dorf ist sauber geblieben. Das Festival hat Niveau. Es ist einfach herrlich, wir freuen uns aufs nächste Mal.“
„Stroga ist Kult“, sagt auch Sandy aus Löbau. Zwei Tage und Nächte hat die 26-Jährige mit ihren Freunden durchgefeiert und -getanzt. Kultstücke sind auch längst die Souvenirs, die das Festival verkörpern. Bedruckte Energy-Dosen und T-Shirts sind der absolute Renner. Ein Oberteil trägt die Aufschrift: „Erschöpft, verschwitzt, halb taub, glücklich“. Das passt.