Döbeln
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Förderung fehlt an Döbelns Förderschule

Am Montag legt die Regenbogenschule in Döbeln wieder los. Auch die beeinträchtigte Josefine müsste zur Schule. Doch das ist nicht so einfach.

Von Jens Hoyer
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Für einige Schüler der Regenbogenschule gibt es in der Corona-Krise eine Notbetreuung, weil die Eltern in systemrelevanten Berufen Arbeiten. Kimberly, Nico und Felix haben mit Angelika Didrigkeit Kuchen gebacken.
Für einige Schüler der Regenbogenschule gibt es in der Corona-Krise eine Notbetreuung, weil die Eltern in systemrelevanten Berufen Arbeiten. Kimberly, Nico und Felix haben mit Angelika Didrigkeit Kuchen gebacken. © Dietmar Thomas

Döbeln. Ab Montag wird in vielen Schulen wieder der Alltag einziehen – mehr oder weniger. Auch in der Regenbogenschule für geistig behinderte Menschen hatte seit Mitte März der Unterricht geruht. Und vollständig wird er auch noch nicht beginnen. Ab Montag sollen zunächst nur die Kinder der Unterstufe und die ältesten Schüler der sogenannten Werksstufe die Schule besuchen.

„Wir wollen die Klassen teilen, damit die Gruppen nicht so groß werden“, sagt Schulleiterin Heike Becker. „Außerdem müssen wir die Schülerbeförderung mit dem VMS klären.“ Möglicherweise wird der Unterricht auf verschiedene Tage oder wochenweise aufgeteilt. Auch in der Regenbogenschule sollen die nötigen Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. „Wir empfehlen einen Mund-Nase-Schutz, außer für die Kleinsten. Soweit es möglich ist, wollen wir den Schülern die Regeln vermitteln.“ 

Wie an anderen Schulen und Kindereinrichtungen gibt es auch an der Regenbogenschule eine Notbetreuung. Derzeit werden sechs von insgesamt 64 Schülern betreut. Die anderen Schüler wurden, soweit es möglich war, auch zu Hause mit Aufgaben zum Üben versorgt. „Auch Eltern haben sich bei uns gemeldet, die mehr für ihre Kinder haben wollten“, sagt die Schulleiterin.

Josefine Stuber ist eine der Schülerinnen, die in der kommenden Woche in die Regenbogenschule zurückkehren sollen. Die Neunjährige ist nach einer Hirnhautentzündung im Säuglingsalter geistig behindert und an den Rollstuhl gefesselt. Weil das Mädchen auch sehr flach atmet, gehört es zur Risikogruppe. „Josefine wäre ab Montag eigentlich wieder schulpflichtig. Aber uns geht das zu schnell. Wir finden die Situation als sehr schwierig“, sagt Mutter Janine Stuber. 

Beide Eltern arbeiten derzeit im Homeoffice, um Josefine und ihre jüngere Schwester, die die Grundschule besucht, zu betreuen. Weil Josefine gefährdet ist, haben sich die Stubers seit dem 16. März in selbst gewählte Isolation zurückgezogen und praktisch das Haus nicht mehr verlassen. „Das Essen bringt mein Vater vorbei, aber auch mit dem nötigen Abstand“, sagt Ingolf Stuber.

Für die Eltern ist ausgeschlossen, dass das Mädchen am Montag wieder die Schule besucht. „Man muss die Erkrankung ja nicht provozieren“, sagt die Mutter. Das Risiko der Ansteckung sei gegeben, auch wenn die Schule angeboten hat, Josefine und ihre Schulbegleiterin, die sie während des Unterrichts betreut, in einem separaten Raum zu unterrichten. 

Ein Problem sei auch der Schulbus. Dort könnten die nötigen Sicherheitsabstände nicht eingehalten werden. Mit einer Krankschreibung vom Kinderarzt soll Josefine deshalb noch zu Hause bleiben. „Wir warten noch zwei Wochen und schauen, wie das läuft“, sagt die Mutter.

Für die Stubers bedeutet die Zeit der Isolation eine Menge Stress. Der Tag beginnt früh und endet spät. Die Therapieübungen, bei dem sonst ein kleines Team Freiwilliger unterstützte, absolvieren die Eltern jetzt allein. Auch Josefines Schulbegleiterin kann nicht wie sonst bei den Übungen für Hören und Sehen helfen. 

„Sie darf nicht zu uns nach Hause kommen. Dabei wäre uns damit sehr geholfen, um einen etwas ruhigeren Arbeitsalltag zu bekommen“, sagt Ingolf Stuber.

Für die Schüler beginnt die Schulzeit am Montag mit einer erfreulichen Zeremonie. Der neue Spielplatz der Regenbogenschule wird eröffnet. Der konnte in den vergangenen Wochen ohne Behinderungen durch den Schulbetrieb fertiggestellt werden – der einzige positive Aspekt, den Schulleiterin Heike Becker an den Beschränkungen findet. 

Eigentlich hätte die Schule an diesem Freitag ihren 25. Jahrestag gefeiert. Die Schule hatte sich seit Monaten intensiv darauf vorbereitet. Unter anderem war ein Tag der offenen Tür mit einem Programm geplant. Das muss ausfallen.

Die Förderschule war entstanden, als nach der Wende auch geistig behinderte Menschen einen Anspruch auf Bildung erlangten. 1993 hatte der Landkreis damit begonnen, eine ehemalige Kinderkrippe an der Nordstraße zur Schule umzubauen.

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