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Wenn es Exoten in Sachsen zu warm wird

Obwohl tropische Pflanzen Wärme mögen, kann es ihnen in Gewächshäusern auch zu heiß werden. Botanische Gärten und Zoos kühlen daher - mit ausgetüftelter Technik.

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Im Gondwanaland im Leipziger Zoo müss die Tropen-Atmosphäre gekülht werden.
Im Gondwanaland im Leipziger Zoo müss die Tropen-Atmosphäre gekülht werden. © Jan Woitas/dpa

Leipzig/Dresden/Chemnitz.  Dank ausgeklügelter Technik ist es unter dem Dach von Gewächshäusern Botanischer Gärten in Sachsen auch im Sommer erstaunlich kühl. Mit den richtigen Kniffen macht die sommerliche Hitze den Pflanzen deshalb nichts aus. Zwar müssten Besucher überzeugt werden, bei hohen Temperaturen in die Gewächshäuser zu gehen, dann seien sie aber häufig überrascht von der angenehmen Kühle, sagte Wolfgang Berthold, Leiter des Botanischen Gartens in Chemnitz. Das gleiche beobachtet auch Maria Saegebarth vom Zoo Leipzig bei Besuchern der Tropenhalle Gondwanaland.

Das Geheimnis steckt im speziellen Luftzug sowie der richtigen Bewässerungstechnik. Im Gondwanaland werde die warme Luft abgesaugt, Sprühnebel kühle zusätzlich. In Chemnitz entstehe durch Seiten- und Dachlüftung ein "Schornsteineffekt", erklärte Berthold. Dadurch entweiche die Hitze. Für die feuchttropischen Pflanzen setzt der Botanische Garten Chemnitz zudem Nebelanlagen ein. Dadurch entstehe Verdunstungskälte. "Ohne sonstige technische Hilfsmittel können wir so bis zu zehn Grad herunterkühlen", so Berthold.

Die Lüftung schade den Pflanzen nicht, sie imitiere sogar eher die Winde in den Schluchten der mittelamerikanischen Tropen. "Wenn Sie in ihr Südfenster eine Orchidee stellen, geht sie derzeit wahrscheinlich kaputt", sagte Berthold. Bei einem leichten Luftzug wachse sie hingegen weiter. "Die Orchidee verträgt die UV-Strahlung, aber die stehende Hitze nicht", erklärte Berthold das Phänomen.

Wasser für Wege und Steine

Auch die Tiere, die in den Chemnitzer Gewächshäusern leben, genießen die Kühle: Wasseragamen setzten sich in den Luftstrom, Schmetterlinge tanzten im feinen Wassernebel, berichtete Berthold. Das freut auch die Kinder, die derzeit Ferien-Exkursionen ins Gewächshaus unternehmen.

Aber nicht alle Pflanzen verlangen Kühle: "Den Wüstenpflanzen und Sukkulenten gefallen die hohen Temperaturen", sagte Barbara Ditsch, Leiterin des Botanischen Gartens der Technischen Universität Dresden. Doch auch sie benötigten mehr Wasser. Auch in den beiden Tropenhäusern würden derzeit die Wege regelmäßig befeuchtet, damit Verdunstungskälte entsteht.

Sorgen bereiten Ditsch jedoch die Pflanzen des Alpinums, einer Freilandanlage mit Hochgebirgspflanzen. Wege und Steine würden befeuchtet, damit die Enziane und Primeln den hohen Temperaturen standhalten. Die empfindlichen neu angezüchteten Pflanzen des Botanischen Gartens in Dresden würden zusätzlich beschattet, so Ditsch. Doch die Hitze hat bereits im Vorjahr zu Ausfällen geführt: Einzelne Nadelbäume, die ursprünglich in Kanada wachsen, seien eingegangen, berichtete Ditsch. Gerade Arten aus dem Norden und Hochlagen könnten mit der Hitze nicht umgehen. (dpa)