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Wenn für Bücher kein Platz ist

Eigentlich sollte die Ausleihe an den Nürnberger Platz. Nun entsteht dort ein Supermarkt. Die schwere Suche beginnt von vorn.

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© René Meinig

Von Annechristin Bonß

Sie ist eine der kleinsten Stadtteilbibliotheken und eine der erfolgreichsten. Nun scheint der Erfolg der Südvorstädter Ausleihe ins Gegenteil zu kippen. Denn Platz zum Wachsen hat die Einrichtung keinen mehr. Die Räume am Nürnberger Ei sind zu klein. Eine Erweiterung am Standort ist ausgeschlossen. Seit Jahren suchen Stadt und die Städtischen Bibliotheken nach einem Ersatzstandort. Doch fündig sind sie nie geworden. Nun ist die bislang aussichtsreichste Lösung geplatzt.

Schon lange wurde über einen möglichen neuen Standort in einem geplanten Neubau an der Nürnberger Straße diskutiert. Der wäre nur wenige Meter vom alten Standort entfernt gewesen. Einer der wichtigsten Punkte bei der Suche war damit erfüllt. Die Bibliothek ist verwurzelt im Wohngebiet rund um den Nürnberger Platz. Die vielen Leser sollen auch künftig ohne große Umwege hierherkommen. Über ein Jahr habe es deshalb Gespräche mit dem Investor des Neubaus gegeben, teilt Roman Rabe, bibliothekarischer Leiter, mit. Die fanden Anfang Februar ein jähes Ende. Der Investor hat sich für einen Lebensmittelmarkt als neuen Mieter entschieden. 2019 soll ein Netto öffnen.

Für die Stadt bedeutet das Aus für die Gespräche den Neuanfang bei der Suche. Mit mehreren Vermietern gebe es Kontakt, sagt er. Konkrete Angebote liegen nicht vor. In einer öffentlichen Ausschreibung sucht die Verwaltung zusätzlich nach einem neuen Standort. So sollen 450 Quadratmeter angemietet werden. 300 sind für die Regale und Bücher, der Rest soll als Veranstaltungsfläche sowie für Büros und Nebenräume genutzt werden. „Der Mietbeginn wird für Ende 2018 angestrebt. Der Mietvertrag soll eine Laufzeit von 10 Jahren mit der Option zur Verlängerung beinhalten“, heißt es in der Ausschreibung. Als Ort wird die Münchner Straße zwischen Nürnberger Ei und Münchner Platz angegeben.

Unterdessen spüren die Mitarbeiter der Bibliothek die Folgen des engen Platzangebotes. „Die Fläche ist viel zu klein für einen der Nachfrage entsprechenden Medienbestand. Das lässt keine langfristige positive Entwicklung der Entleihungszahlen zu“, sagt Roman Rabe. So ist die Zahl der Entleihungen im vergangenen Jahr gesunken. Mit 181 000 stehen 13 000 weniger als noch 2016 in der Bilanz. Die Zahl der Besucher ist allerdings nochmals gestiegen, auf 58 000. Auch gab es erneut knapp 300 Veranstaltungen in der kleinen Bibliothek.