Merken

Wenn Pferde Menschen trainieren

Ein Seminar mit Ornella kann hilfreich sein: Die Pferdedame aus Leutersdorfmerkt sofort, wer ihr etwas vormacht. Ein Selbstversuch.

Teilen
Folgen
© Rafael Sampedro

Von Elke Schmidt

Ornella merkt sofort, dass ich ziemlichen Respekt vor ihr habe. Als Seminarleiterin Franka Schönfelder mir aufträgt, die 23 Jahre alte Pferdedame zum Rückwärtsgehen zu bewegen, reagiert die einfach nicht. Schummeln ist unmöglich, denn Ornella hat weder Zaumzeug noch Zügel. Also versuche ich, sie mit Sprache und Gesten zu überzeugen. Das klappt zunächst gar nicht, aber das macht nichts. In den nächsten zwei Stunden werde ich es herausfinden. Ich bin auf dem Pferdehof Steffi Arnold in Leutersdorf. Mit mir hat noch eine Frau den Weg hierher gefunden, um am Volkshochschulkurs „Erkenne Dich selbst – Pferdegestütztes Seminar zur Persönlichkeitsentwicklung“ teilzunehmen.

Hier sind alle Menschen willkommen, „die mehr über sich selbst erfahren möchten, ein Problem zu bearbeiten haben oder einfach nur neugierig sind“, erklärt Franka Schönfelder. Das Besondere an der Arbeit mit einem Pferd als Gegenüber sei, dass diese sich nicht täuschen lassen. Status, Ansehen oder Geld sind ihnen egal. Wichtig zu wissen sei, dass Pferde nicht werten. Sie spiegeln einfach nur, was ihr Gegenüber ausstrahlt und reagieren dabei auch immer auf dessen versteckte Absicht und vielleicht versteckte Gefühle.

Dabei wird schnell deutlich, ob der Mensch tatsächlich meint, was er sagt. Stimmt das nicht mit Körpersprache und Ausstrahlung überein, kann man ein Pferd nicht überzeugen. Dieses Feedback erhält man umgehend. Deshalb sei die Persönlichkeitsentwicklung mit Pferden eine recht effektive Methode, um Verhaltensänderungen anzubahnen. In einem Gespräch lasse sich selten so schnell klären, wie man bestimmte Probleme angehen kann.

In meinem Fall bleibt Ornella stehen. Auch meine folgenden Versuche ignoriert sie mehr oder weniger. Ich muss etwas ändern, soviel ist klar. Aber was? Ratlos mache ich erst einmal eine Pause. Die nutzt die Neugersdorferin, um zu erklären, dass Pferde als Herdentiere darauf programmiert sind, jedes noch so kleine Signal ihres Gegenübers zu deuten und daher auch auf Stimmungen und Gefühle reagieren. Sie sind immer auf der Hut vor Raubtieren. Der Herdenverband sorgt für das Überleben des Einzelnen. Dafür müssen die einzelnen Tiere intensiv miteinander kommunizieren und das tun sie hauptsächlich über die Körpersprache.

Pferde würden jedoch nicht werten. Folgerichtig gebe es in diesem Kurs kein falsch oder richtig. Wichtig sei neben dem klaren Auftreten auch, das Pferd zu überzeugen, dass keine Gefahr droht, sondern Schutz zu erwarten ist, damit es einem vertraut. Es geht also auch darum, Sicherheit auszustrahlen. Das ist der entscheidende Hinweis. Mit diesem Wissen versuche ich es noch einmal und jetzt klappt es. Ornella geht tatsächlich ein paar Schritte rückwärts. Auch wenn damit keine ernsthaften Probleme gelöst wurden: Dieser Erfolg zeigt, dass der Ansatz von Franka Schönfelder funktionieren kann. Zusätzlich lässt die staatlich anerkannte Heilpädagogin ihr Wissen aus ihren verschiedenen Aus- und Weiterbildungen in ihre Kurse einfließen. So hat sie zunächst Zootechnikerin gelernt und ist auch staatlich anerkannte Heilerziehungspflegerin. Die pferdegestützte Therapie kann man auch einzeln machen. Ob sie sie noch einmal in der Volkshochschule anbietet, ist derzeit nicht sicher. Es sind keinerlei Vorkenntnisse erforderlich, es wird nicht geritten. Die Arbeit mit dem Pferd findet am Boden statt. Man sollte jedoch etwas ältere Sachen anziehen, denn es kann in der Reithalle ziemlich staubig werden.