Wenn Rotkäppchen wirklich Geburtstag hat

Kriebstein. Das Märchenspiel vom Mittelsächsischen Kultursommer (Miskus) zur Saisoneröffnung an der Talsperre gibt es schon seit 22 Jahren. So lange ist Gina Gottwald, die sonst für die Öffentlichkeitsarbeit des Miskus zuständig ist, noch nicht dabei.
Aber einige Jahre schon, die sie am Karfreitag in die Rolle des Rotkäppchens schlüpft und mit den anderen Märchenfiguren ein Stück aufführt. Doch diesmal drehte sich nicht nur im Märchen alles um Rotkäppchen und den Geburtstag, den der Wolf, die böse Fee und die Hexe scheinbar vergessen haben. Gina Gottwald hat wirklich am Freitag Geburtstag. Sie wird 29 Jahre alt. Und so erklingt schon vor dem Märchenspiel ein Geburtstagsständchen von allen Mitwirkenden.
Feiern wird Gina Gottwald erst am Sonnabend. „Heute komme ich da nicht dazu. Wegen des herrlichen Wetters rechnen wir damit, dass wir bis in den Nachmittag Kinder begrüßen. Außerdem bin ich nicht zum Vorbereiten gekommen. Also wird die Party verlegt und gemeinsam mit Ostern gefeiert“, sagte Gina Gottwald. Ihr mache das wirklich nichts aus, denn es sei schön, die vielen begeisterten Kinder zu sehen und mit den Kollegen und Freunden den Tag zu verbringen.
Die Idee, dass die Märchenfiguren so tun als hätten sie den Geburtstag des Mädchens vergessen, stammt von der Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit selbst. „Ich habe eigentlich nur damit gescherzt, dass ich an diesem Tag Geburtstag habe. Die Kollegen sind darauf eingestiegen“, sagte Gottwald. Das Drehbuch für das Stück schrieb die ehemalige Geschäftsführerin des Miskus Regina Herberger.
Sie, Norbert Hein und Helga Müller hatten vor mehr als 22 Jahren die Idee zu diesem märchenhaften Saisonstart an der Talsperre. Doch die kam nicht einfach so. „Wir hatten damals die Leute gefragt, was sie sich von uns als Miskus wünschen. Ein Mädchen wollte eine Fahrt mit einem Boot auf der Talsperre in Begleitung des Weihnachtsmannes“, so Schauspieler Norbert Hein. Er übernahm diese Rolle. Doch da ein Weihnachtsmann zur Osterzeit nicht so recht passte, brachte er einige Märchenfiguren mit. Und nun gibt es das Spiel seit 22 Jahren. Und wie an der großen Anzahl der Gäste zu sehen war, erfreut es sich noch immer größter Beliebtheit.
Auch deshalb sucht der Miskus Erwachsene, die schon als Kinder zur Saisoneröffnung an der Talsperre dabei waren und nun mit ihren Kindern zum Märchenspiel kommen. Zum ersten Mal erlebten Jasper (fast 5) und Djoeke (fast 3) das Märchenspiel. Ihre Großeltern aus Altmittweida unternahmen mit ihnen den Ausflug. „Wir finden das Spiel des Miskus toll, denn auch bei uns spielen Märchen eine große Rolle. Wir lesen sie den Enkeln oft vor“, so Gisela Liebers.
Nicht nur Mitarbeiter des Miskus schlüpfen in die Märchenkostüme, auch Vereinsmitglieder und Familienangehörige machen mit. So wie bei Familie Grünberg. „Mein Mann arbeitet beim Miskus und spielt den Wolf. Meine Enkeltochter Lisa (3) ist eine kleine Hexe und mein Sohn schlüpft in die Rolle des Sandmannes“, sagte Martina Grünberg. Sie selbst habe bisher eher im Hintergrund mitgewirkt. Doch diesmal tritt sie als russische Märchenerzählerin auf. „Der Geschäftsführer Jörn Hänsel hatte das vorgeschlagen und ich war einverstanden“, so Martina Grünberg.
Nachdem Rotkäppchen glaubte, dass die Märchenfiguren wirklich ihren Geburtstag vergessen haben, ging es mit drei Schiffen und den Gästen nach Laienhain. Und dort wurden nicht nur die Kinder, sondern auch Rotkäppchen überrascht. Frau Holle, alias Regina Herberger, übergab eine große Torte. Kinder, die ein Bild für den Osterhasen gemalt hatten, bekamen einen Osterhasen und alle hatten eine Menge Spaß. Wer die Märchenfiguren in diesem Jahr noch einmal erleben will, hat dazu zur Burg der Märchen am 6. und 7. Juli dazu Gelegenheit. Auch beim Stadtfest in Döbeln am 15. Juni sind Hase und Co. beim „Märchenhaften Döbeln“ dabei.