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Wenn Siege zur Nebensache werden

Beim Moritzburger Schlosstriathlon gewinnen zwei Staffeln, die ein besonderes Anliegen haben.

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© Robert Michael

Von Daniel Klein

Sportlichen Erfolg misst man an den Ergebnissen. So gesehen war es ein erfolgreiches Wochenende für das Sextett, das beim 15. Moritzburger Schlosstriathlon unter dem Namen „Zurück ins Leben“ angetreten war. In beiden Staffeln, auf der Halbdistanz und der Langdistanz, war das jeweilige Trio unschlagbar – und das mit gewaltigem Vorsprung. Auf der längeren Strecke kam Schlussmann Maik Petzold sogar knapp eine halbe Stunde vor dem Zweitplatzierten ins Ziel.

Rico Sperlich war in der Halbdistanzstaffel im Moritzburger Gewässer unterwegs. Seine Schwimmer-Vergangenheit half ihm dabei.
Rico Sperlich war in der Halbdistanzstaffel im Moritzburger Gewässer unterwegs. Seine Schwimmer-Vergangenheit half ihm dabei. © Robert Michael
„Als ich gefragt wurde, ob ich hier einen Marathon laufen kann, habe ich überlegt und entschieden: Irgendwie wird es schon gehen, es ist ja für eine gute Sache.“ Maik Petzold, WM-Dritter und Olympiastarter
„Als ich gefragt wurde, ob ich hier einen Marathon laufen kann, habe ich überlegt und entschieden: Irgendwie wird es schon gehen, es ist ja für eine gute Sache.“ Maik Petzold, WM-Dritter und Olympiastarter © Robert Michael

Petzold, der seine von WM-Bronze 2009 und einem Olympiastart 2012 gekrönte Karriere vor drei Jahren beendet hatte, war der prominenteste Teilnehmer in Moritzburg. Wie den anderen fünf ging es aber auch ihm nicht vordergründig um Zeiten und den Erfolg, sondern um Werbung für den Verein.

„Als ich gefragt wurde, ob ich hier einen Marathon laufen kann, habe ich erst einmal überlegt und dann entschieden: Irgendwie wird es schon gehen, es ist ja für eine gute Sache“, erzählt der 38-jährige Bautzener. „Ich mache nur noch fünf Stunden die Woche Sport. Mein Lebensmittelpunkt sind jetzt meine Familie mit den beiden Kindern und mein Studium, für das ich bis Freitag Prüfungsstress hatte.“ Das ist keine geeignete Vorbereitung für einen Marathon. Mit der Zeit, knapp über drei Stunden, war er unter diese Voraussetzungen „ganz zufrieden“.

Im Ziel bedankte er sich noch für seine Vorderleute, die ihm so viel Vorsprung mitgegeben hätten. Gemeint war damit auch Carsten Ringel, der auf dem 180 Kilometer langen Radkurs mit 4:16,10 Stunden einen neuen Streckenrekord aufstellte. Ringel organisierte beide Staffeln und engagiert sich im gemeinnützigen Verein – als Betroffener. Seine siebenjährige Tochter Emilia ist schwerstbehindert, leidet an einer komplexen Hirnfehlbildung, kam mit dem Dandy-Walker-Syndrom zur Welt. Sie kann nicht sprechen, nicht krabbeln.

Der Verein unterstützt deutschlandweit Betroffene mit Leistungen, die nicht von den Krankenkassen übernommen werden, wie therapeutische Hilfsmittel, spezielles Spielzeug, der Umbau von Autos oder Kuren für die Eltern. Es gibt eine ganze Palette an Möglichkeiten zur Hilfe. „Mit dem Start in Moritzburg wollten wir Werbung machen und Spenden sammeln“, erklärt Ringel. Bei Letzterem sind die zusammen 400 Euro Preisgeld, die beide Staffeln als Sieger kassierten, schon mal ein gutes Fundament.

Ende Juli reist Ringel mit drei weiteren Mitstreitern zum Nürburgring, das Quartett nimmt dort am 24-Stunden-Radrennen teil – mit den gleichen Absichten. Das Training hierfür bestreitet der 39-Jährige direkt nach der Arbeit. Der Zimmermann aus Niesky hat beruflich häufig in Dresden zu tun, den Rückweg absolviert er zwei- bis dreimal die Woche auf zwei Rädern und benötigt für die Strecke zweieinhalb bis drei Stunden.

Solch eine Staffel zusammenzustellen, fällt beim Triathlon womöglich leichter als in anderen Sportarten. Trotz steigender Popularität geht es familiär zu, hier kennt jeder jeden, eine kurze Anfrage genügt. Wie bei Tom Barth. Der ehemalige Biathlet aus Dippoldiswalde, 2010 und 2011 Junioren-Weltmeister, sprang erst am Donnerstag für einen erkrankten Läufer ein und führte die Halbdistanzstaffel zum Sieg.

Oder Rico Sperlich, der in diesem Quartett die Strecke durch den Schlossteich übernahm. Der Dresdner schwamm bis 1992 am Stützpunkt, als sein Trainer Uwe Neumann fortging „und die Strukturen zerfielen“ machte er Schluss mit dem Leistungskraulen. „Aber natürlich profitiere ich noch heute davon“, erzählt der Kriminalhauptkommissar, „die Technik verlernt man nicht“ Mit seiner Zeit war der 41-Jährige jedoch nicht ganz zufrieden. „Die Tempohärte ist halt weg. Ich bewege mich zwar regelmäßig, aber mehr auf dem Rad“, erklärt Sperlich, der für den TV Dresden Wettkämpfe in der Landesliga bestreitet.

Seit der Premiere vor 15 Jahren war er unregelmäßig in Moritzburg am Start, gewann auch schon mal das Jedermann-Rennen. „Hier schätze ich, dass die Teilnehmerzahl begrenzt wurde und es dadurch nicht so groß und überprofessionell geworden ist“, sagt er. Da bleibt auch Platz für ein gutes Anliegen. Und für einen Erfolg, der sich nicht an Ergebnissen misst.

www.zurueck-ins-leben.info