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Wer darf in Bautzen entscheiden?

Ende Mai wird ein neuer Stadtrat gewählt. Die Parteien setzen auf bekannte Gesichter – und auf starke Frauen.

Von Marleen Hollenbach
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Wer schafft es in den Bautzener Stadtrat. Die ersten Parteien haben ihre Kandidaten nominiert.
Wer schafft es in den Bautzener Stadtrat. Die ersten Parteien haben ihre Kandidaten nominiert. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Politik in Bautzen sieht alt aus. Diesen Eindruck könnte man gewinnen, wenn man eine Sitzung des Stadtrates besucht. Junge Gesichter findet man dort weniger. Auch Frauen sind deutlich in der Unterzahl. Gerade einmal sieben Stadträtinnen und 25 Männer treffen in der Kreisstadt die Entscheidungen. Doch dieses Bild könnte sich in wenigen Monaten wandeln. Bei den Kommunalwahlen am 26. Mai gehen die Parteien und Wählerbündnisse nicht nur mit alt bekannten Personen, sondern auch mit vielen neuen Kandidaten an den Start.

Erst am Wochenende hat der Stadtverband der CDU festgelegt, wer es auf die Liste schafft. Bei einem Treffen im Hotel Residence wurden die Kandidaten nominiert. Schon beim ersten Blick auf den langen Zettel wird deutlich: Die Wähler haben in diesem Jahr eine große Auswahl. 31 Kandidaten zählt die CDU für den Stadtrat. Das ist eine deutliche Steigerung. Bei der Wahl im Jahr 2014 waren es 24. „Dass sich so viele engagieren wollen, ist toll“, sagt Tobias Schilling, Chef des Stadtverbandes.

Angst vor Stagnation

Von den 13 Vertretern der CDU im aktuellen Stadtrat wollen zehn weitermachen. Nur Steffen Pech, Axel Jäkel und Susanne Hose treten nicht wieder an. Die drei machen Platz für neue Gesichter. Und an neuen Leuten mangelt es nicht. Zu den bekannteren Kandidaten gehört Anne-Christin Eule, Inhaberin der Bautzener Traditionsfirma Eule sowie Bodo Thiemann, Chef der Parfümerie. Doch warum haben jetzt so viele Interesse an der Stadtpolitik? Darauf weiß Tobias Schilling eine Antwort. „Viele wollen sich einbringen, weil sie eine Stagnation befürchten“, sagt er. Sie treibe die Sorge an, dass es in der Stadt nicht mehr vorangeht.

Nicht nur die CDU hat ihre Liste erstellt. Noch flotter war die Bautzener SPD. Ende Januar legten die Sozialdemokraten bereits ihre Kandidaten fest. Ein Generationenwechsel steht an. Zwei der vier SPD-Stadträte – Gotthold Schwerk und Heiko Rasch – treten aus Altersgründen nicht wieder zur Kommunalwahl an. „Ich wünsche mir, dass unsere jüngeren Kandidaten eine Chance haben – und, dass es eine Frau in den Stadtrat schafft“, erklärt Roland Fleischer, der als Spitzenkandidat in das Rennen geht.

Insgesamt 15 Bautzener hat die SPD aufgestellt, darunter sieben Frauen. Die Sozialdemokraten setzen vor allem auf die Bekanntheit von Gunhild Mimuß. Die Citymanagerin ist zwar kein Parteimitglied, fühlt sich aber mit der SPD verbunden. Als jüngste Kandidatin der Bautzener SPD geht Maxi Hoke an den Start. Die 27-Jährige betreut ein Projekt im Gesundbrunnen.

Noch im Februar möchte das Bürgerbündnis Bautzen die Bewerber für die Wahl nominieren. „Wir haben schon ungefähr 20 Personen gefunden, die bereit sind anzutreten“, erklärt Vorsitzender Steffen Tech. Zu diesen möglichen Kandidaten gehört auch der Bauunternehmer Jörg Drews. „Er ist bei uns Mitglied geworden“, erklärt Tech. Auch wenn die Reihenfolge der Kandidaten in der Liste des Wahlvorschlages keine Rolle spielt, wird der Unternehmer weiter oben zu finden sein. Tech betont aber auch: Am Namen und gar am Profil des Bündnisses ändere sich nichts.

Einige Nominierungen stehen noch aus

Mit nicht ganz so vielen Kandidaten werden die Grünen bei der Wahl antreten. Die Nominierung erfolgt am Donnerstag, erklärt Stadtrat Claus Gruhl. Auf der Liste der Bewerber hätte er sich mehr Frauen gewünscht. Doch so viele fanden sich nicht. Eine Bekannte hat aber Interesse bekundet – die Bloggerin Annalena Schmidt.

Bei den Linken ist die Nominierung erst für Ende Februar geplant. Eines steht aber schon fest: Angela Palm wird den Stadtrat in Bautzen verlassen. Aus gesundheitlichen Gründen hatte sie bereits den Fraktionsvorsitz an Steffen Grundmann abgegeben. An Bewerbern werde es aber nicht mangeln, erklärt Palm. „Wir setzen bei der Wahl auf einen bunten Mix“, sagt sie.

Völlig verschiedene Charaktere kommen auch auf der Liste der FDP zusammen. Zwischen 14 und 20 Bewerber wollen die Liberalen nominieren. Mike Hauschild hat ein klares Ziel vor Augen: Die zwei Sitze im Stadtrat möchte er verdoppeln. „Das geht aber nur, wenn die Leute wählen gehen und nicht nur meckern“, sagt er.

Chancen für die Wahl rechnet sich auch die AfD aus. Im März werde man die Kandidaten nominieren, teilt Ines Kanzler vom Kreisverband Bautzen mit.

Unklar ist bislang noch, ob die Wählervereinigung Pegasus antritt. „Ich jedenfalls werde mich nicht mehr zur Wahl stellen“, sagt Mirko Brankatschk, der aktuell einzige Pegasus-Vertreter im Bautzener Stadtrat.

Die Kandidaten der CDU: Tobias Schilling, Karsten Vogt (Stadtrat), Anne-Christin Eule, Matthias Knaak (Stadtrat), Heiner Schleppers (Stadtrat), Elisabeth Hauswald (Stadträtin), Rolf-Alexander Scholze (Stadtrat), Dr. Dirk Lübke (Stadtrat), Denise Hierl, Andreas Rentsch (Stadtrat), Joachim Ziesch (Stadtrat), Anna Pietak-Malinowska (Stadträtin), Katja Gerhardi, Yvonne Wilke, Arno Glauch, Monika Vetter, Carsten Kalauch, René Hempel, Steffen Roschek, Michael Kobalz, Manfred Lüdtke, Paul Gutsche, Heide-Simone Barth, Tino Biele, Bodo Thiemann, Albrecht Ludwig, Veit Richter, Jens Frisch, Ansgar Hoffmann, Stephan Härtel, Thomas Israel

Die Kandidaten der SPD: Roland Fleischer (Stadtrat), Astrid Riechmann, Martin Hottinger (Stadtrat), Gunhild Mimuß, Andreas Heinrich, Maxi Hoke, Benjamin Wirth, Cornelia Böttner, Fränzi Straßberger, Sophie Schönherr, Steffen Neumann, Erika Bulang, Eckehard Krempel, Tomasz Nawka, Thomas Zavadil