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Wer folgt auf Maria Michalk?

Die langjährige Bundestagsabgeordnete hört 2017 auf. In der CDU hat die Suche nach der Nachfolge bereits begonnen.

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© Thorsten Eckert

Von Sebastian Kositz

Bautzen. Und Schluss. Maria Michalk verlässt die bundespolitische Bühne, will nach insgesamt fast zwei Jahrzehnten parlamentarischer Arbeit bei der Wahl im nächsten Herbst nicht mehr für den Bundestag kandidieren. Erst am Montagabend hatte die 66-Jährige diesen Entschluss im Kreisverband der Union publik gemacht. Dort beginnt nun die Suche nach einer Nachfolge. Noch im Herbst will die CDU klären, wen sie 2017 als Direktkandidat aus dem Landkreis Bautzen ins Rennen schickt. Die ersten Absichtserklärungen liegen bereits vor.

Seit 2002 holte Maria Michalk viermal in Folge im Wahlkreis Bautzen das Direktmandat für die CDU. Zuvor hatte sie bereits zwischen 1991 und 1994 als Nachrückerin dem Bundestag angehört. Angesichts der bisherigen Ergebnisse gilt eine Direktkandidatur für die CDU in einem sächsischen Wahlkreis als sicheres Ticket für Berlin.

Kandidat gesucht

Wer als Nachfolge für Maria Michalk infrage kommt – dazu halten sich die Verantwortlichen beim Kreisverband zurück. Am 12. November will die CDU auf einer Nominierungsveranstaltung ihren Direktkandidaten für die Bundestagswahl 2017 wählen. „Wir wollen diesen Wahlkreis wieder gewinnen, dazu suchen wir den bestmöglichen Kandidaten“, sagt Thomas Israel, der Geschäftsführer des Kreisverbandes. Zugleich hat die Union aber auch klare Vorstellungen, was der oder die Neue mitbringen muss. Große Bekanntheit und regionale Verwurzlung seien ebenso gewünscht wie umfassende Erfahrungen in einem politischen Amt. „Wir schließen von vornherein niemanden aus, nehmen aber auch nicht den Erstbesten oder den, der am lautesten schreit“, erklärt Thomas Israel.

Über Namen spekulieren will Thomas Israel nicht. Nur so viel: Bereits jetzt gebe es von ersten Mitgliedern Signale, die sich vorstellen könnten, im November ihren Hut in den Ring zu werfen. Die CDU habe in der Region genügend Leute in den eigenen Reihen, die sich für die anspruchsvolle Aufgabe eignen, fügt der Geschäftsführer des Bautzener Kreisverbandes noch hinzu.

Mit den angeführten Kriterien lässt sich der Personenkreis allerdings je nach Interpretation rasch eingrenzen. Bürgermeister, Landtagsabgeordnete oder Verbandschefs erfüllen die genannten Ansprüche wohl noch am ehesten. Eine mögliche Kandidatin könnte somit die Neukircher Landtagsabgeordnete Patricia Wissel sein. Die 40-Jährige vertritt seit 2009 die Stadt Bischofswerda und das Oberland südlich von Bautzen als direkt gewählte Abgeordnete im Landtag. Tatsächlich sei sie eigenen Worten nach – so wie andere Mitglieder auch – bereits intern angesprochen worden. Doch auch sie will sich nicht an Spekulationen beteiligen. Stattdessen verweist Patricia Wissel auf den Kreisvorstand, wo zunächst über die Nachfolge beraten werden soll.

Mit einer gewissen Spannung behaftet ist indes der Blick auf den Stadtverband der CDU in Bautzen. Die Christdemokraten aus der Spreestadt waren in der Vergangenheit im Kreisverband stets selbstbewusst aufgetreten. Im Vorfeld der vorangegangenen Bundestagswahl hatte sich mit Rolf-Alexander Scholze aus Bautzen überraschend ein parteiinterner Gegner für Maria Michalk gefunden – sich allerdings letztlich in der Abstimmung nicht durchsetzen können.

Bewusstsein für Zweisprachigkeit

Bislang habe sich im Stadtverband aber noch kein Mitglied zur Absicht einer Kandidatur geäußert, erklärt Matthias Knaak, der Chef der Bautzener CDU, auf Nachfrage. Er selbst werde nicht zur Bundestagswahl antreten. Im vergangenen Jahr war Matthias Knaak bei der Bautzener Oberbürgermeisterwahl als Kandidat der Union gescheitert.

In ihrer Erklärung über ihren Rückzug hatte Maria Michalk als Sorbin auch noch einmal ausdrücklich auf ihre Funktion als Interessensvertreterin für Minderheitsangelegenheiten hingewiesen. Bei der Suche nach ihrer Nachfolge will sie keine Vorgaben machen, wünscht sich aber durchaus, dass der Kandidat „in einer zweisprachigen Oberlausitz verwurzelt ist“. Mit Blick auf die bisherige Abgeordnete und den Kulturraum im Wahlkreis sei die sorbische Herkunft keine Bedingung, sagt Thomas Israel. Aber: Ein Bewusstsein für den zweisprachigen Wahlkreis müsse vorhanden sein.

Maria Michalk hatte ihren Rückzug allen voran mit familiären Gründen gerechtfertigt. Künftig möchte die 66-Jährige mehr Zeit für die Familie haben. Bis zum Ende der Legislaturperiode im Herbst 2017 will sie aber weiterhin „voller Elan“ ihren Job als Bundestagsabgeordnete erledigen.