Riesa
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Wer hat das schönste Haus im ganzen Land?

Während in Strehla ein Streit aufzieht, beginnt anderswo ein Kreativwettbewerb. Ein konkurrenzgetriebener Rückblick.

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Kevin Schwarzbach
Kevin Schwarzbach © Archiv: Lutz Weidler

Manche Diskussionen sollte man ab einem gewissen Punkt lieber mit einem Wettbewerb austragen, liebe Leserinnen und Leser. Selbstverständlich meine ich dabei nicht nur schlaues Reden, sondern auch körperliche Ertüchtigung, keineswegs aber irgendwelche martialischen Boxduelle. Nein, nein, da schwebt mir dann doch eher ein Wettkampf à la „Schlag den Raab“ vor. Natürlich ohne Stefan Raab. Immerhin soll es fair zugehen und der Gewinner nicht schon vorher klar sein.

In Strehla ist ein solcher Wettbewerb mittlerweile mehr als überfällig. Schon seit Monaten kommen der Stadtrat und ein Investor, der in Strehla am Standort der ehemaligen Gaststätte Bastei ein neues Pflegeheim bauen will, nicht auf einen gemeinsamen Nenner. Seither verliert man sich in einem kuriosen Ping-Pong-Spiel. Nachdem der Investor einen ersten Entwurf für das Altenheim vorlegte, reagierten Stadtspitze und Räte mit Skepsis. Zu groß, zu klobig, hieß es. Der Investor ließ einen geänderten Entwurf anfertigen, doch auch der fiel durch. Na, gut. Dann geht das Spiel eben in die dritte Runde. Dachte man.


Doch der Strehlaer Stadtrat wühlte noch einmal ganz tief in der Trickkiste und kramte eine Idee hervor, die beim Investoren-Schach wohl als Meisterzug gelten könnte. Bei ihrer letzten Zusammenkunft der Wahlperiode Anfang Juli beschlossen die Räte, dass ein Bebauungsplan für das Bastei-Grundstück aufgestellt wird. Mit dem kann die Kommune festlegen, wie eben jenes Grundstück bebaut werden darf. Daneben beschlossen die Räte eine Veränderungssperre. Die Folge: Vorerst darf auf der Fläche nichts gebaut und auch nichts abgerissen werden. Das Seniorenheim-Projekt ist damit ausgebremst. Der Investor natürlich sauer. Die Anwälte haben die Arme womöglich schon zum Klopfen an der Strehlaer Rathaustür erhoben.

Denn die Sache hat für so manchen Beobachter einen faulen Beigeschmack. Immerhin hat die Stadt Strehla mit der Firma Soziale Dienste Strehla (SDS) ein Tochterunternehmen, das im Pflegesektor aktiv ist und unter anderem ein Seniorenheim in Strehla betreibt. Etwa 50 000 Euro führte das Unternehmen in den vergangenen Jahren an die Stadt ab. Nicht die Welt, aber es sollen schon Menschen ihren Nachbarn hinters Licht geführt haben, weil sie einen Apfel von dessen Baum pflücken wollten.

Doch welche Gründe auch immer die Räte ihrer Entscheidung zugrundelegen. Bevor es jetzt völlig albern wird, sollten wir den Disput zwischen Stadt und Investor einfach in einem Wettbewerb austragen. Mit Spielen wie „Knöpfchen drücken“, „Autos umparken“ und „Feuer löschen“. Ganz wie bei „Schlag den Raab“. Dann können wir den Wettstreit gleich noch zu einem TV-Spektakel machen. Das würde am Ende auch die Strehlaer Stadtkasse freuen.


Wettbewerbe machen ohnehin alles und jeden attraktiver. Wenn man mal nicht mehr weiß, wie man seine Mitmenschen begeistern soll, stellt man einfach einen Wettkampf auf die Beine. Der im Menschen verankerte Siegeswille ist zu ausgeprägt, um der Versuchung komplett widerstehen zu können. Wen reizt es nicht, irgendwann mal irgendwo in irgendwas der Beste zu sein?

Das Wichtigste ist natürlich immer, an sich zu glauben. Auch wenn man der Einzige ist, der dieses überbordende Vertrauen hegt. Schließlich haben auch Gandhi, Galileo und Goethe als Erste an sich selbst geglaubt. Zwar ist dieser Fakt nicht historisch überliefert, aber mittlerweile leben wir doch ohnehin im Zeitalter der gefühlten Wahrheiten. Wird schon stimmen, ist schließlich logisch.

Einen Wettbewerb der ganz neuen Art hat nun die Riesaer Stadtverwaltung ausgerufen. Sie bittet Anwohner und Anwohnerinnen, ihr Grundstück zum „Tag der Sachsen“ möglichst bunt und schön und kreativ und natürlich unheimlich außergewöhnlich zu schmücken. Dafür stellt sie sogenannte Starterpakete bereit. Windräder, Sachsenfahnen, Luftballons, Wimpelketten. Alles in Grün-Weiß und natürlich kostenfrei.

Oberbürgermeister Marco Müller (CDU) ist schon gespannt auf viele kreative Ideen. Und wer weiß ... Vielleicht lässt sich mit 5 000 kleinen und den 1 000 großen Windrädern beim Tag der Sachsen sogar ein eigener Imbissstand mit Strom versorgen. Müsste dann halt ein ziemlich windiges Wochenende sein. Kreativ wäre diese Idee aber allemal.

Diese Woche kann wohl kaum konkurrenzgetriebener werden.