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Wer hat die meisten?

Zum Traktorentreffen am Sonntag sollen möglichst viele Trecker durch Bärwalde rollen. Eine kühne Wette soll die Ortsteile motivieren.

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© Arvid Müller

Von Beate Erler

Bärwalde. Heute gibt es in Bärwalde noch 16 Landwirte, sagen vier von ihnen. Bernd Eichhorn mit seinen zwölf Traktoren. Er hat die meisten. Christian Damme mit dem ältesten Traktor, den das Dorf je hatte. Maik Trepte und Tilo Schlegel, die auch Traktorfreunde sind, nur ohne Rekord. „Früher gab es hier nur Landwirte“, sagt Christian Damme. Mit früher meint er die Zeit, als sein Vater den Hof übernahm und den ersten Traktor kaufte, der in Bärwalde je gearbeitet hat. Das war in den 1940er-Jahren vor Kriegsende.

Damals hatten hier alle Schweine, Kühe, Acker- und Grünland, im Winter wurde Holz geschleppt. Viel Arbeit für die Traktoren. Von riesigen Feldern ist Bärwalde auch heute noch umgeben und auch der älteste Traktor steht immer noch auf dem Hof von Christian Damme. „Er ist ein Andenken an meine viel zu früh verstorbenen Eltern“, sagt der Landwirt. Nur 22 PS hat er, doch damals war er eine riesige Arbeitserleichterung für seine Eltern, die zuvor mit Ackergeräten und Pferden gearbeitet hatten. Am Sonntag zum Traktoren- und Landtechniktreffen wird der blau-grüne Hermann Lanz aus Aulendorf, Baujahr 1940, natürlich dabei sein.

Die Traktorfreunde Bärwalde organisieren das Treffen. Die Schirmherrschaft übernimmt der erst im letzten Jahr gegründete Jugend- und Heimatverein Bärwalde e.V. „Der Jugendverein hatte keinen Nachwuchs mehr“, sagt Maik Trepte. Also wurde er um den Heimatverein erweitert und hat mittlerweile wieder 50 Mitglieder aus Jung und Alt. Die Traktorfreunde interessieren sich für Maschinen und Landtechnik und sind mehrmals im Jahr in den umliegenden Gemeinden unterwegs. Nur in Bärwalde gab es ein solches Treffen noch nicht. Das soll sich am Sonntag ändern, und die Organisatoren fragen sich: „Bringen die Gäste mehr Traktoren mit, als Bärwalde auf den Platz stellt?“

Das ist der Wetteinsatz, mit dem sich die Bärwalder weit aus dem Fenster lehnen. Haben sie mehr Traktoren als Ebersbach, Steinbach, Berbisdorf, Naunhof und alle Ortsteile von Radeburg zusammen? Das wird sich am Sonntag zeigen, wenn die große Wiese am Ortseingang aus Richtung Berbisdorf hoffentlich mit Treckern zugeparkt ist. „Unser Wunsch sind mindestens 50 Traktoren, ohne unsere natürlich“, sagt Christian Damme.

Außerdem soll an diesem Tag die Technik zur Schau gestellt und begutachtet werden. Von den ältesten bis zu den modernsten Zugmaschinen, von den kleinsten mit sieben bis zu den großen mit 160 Pferdestärken. „Rasentraktoren sind zur Zählung aber nicht zugelassen“, sagt Tilo Schlegel und lacht, „aber kommen dürfen sie gerne.“ Für die Kinder gibt es eine Strohburg zum Klettern und auch für das leibliche Wohl ist gesorgt, sagen die vier.

Christian Dammes Liebhaberstück aus dem Jahr 1940 ist seit vielen Jahren nicht mehr im Einsatz. Kein Wunder, denn auch hier hat die Technik riesige Fortschritte gemacht. Noch zwei weitere Traktoren stehen auf seinem Hof. Den neuesten hat er erst im letzten Jahr in Ebersbach gekauft. Mit ihm transportiert er vor allem die Heuballen für die Tiere. Der größte und modernste steht in der Garage und hat einiges zu bieten: Radio, Klimaanlage und Bordcomputer. Christian Damme und Bernd Eichhorn sind in Bärnsdorf die zwei hauptberuflichen Landwirte. Alle anderen führen die Höfe ihrer Eltern nebenberuflich weiter. Sie verkaufen ihre Kartoffeln und ihr Getreide an den Großhandel oder nutzen den Ertrag zum Eigenverbrauch.

Der Oldie-Traktor muss nicht mehr arbeiten, hat aber eine bewegte Geschichte erlebt. Dreimal wurde er gerettet: Im Jahr 1945 von Christian Dammes Großeltern, die ihn vor den Russen versteckten. Sie nahmen die Räder und andere Teile ab und verteilten sie im Dorf. Zum zweiten Mal im Jahr 1960 vor der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG), die auch die Produktionsmittel der Bauern verstaatlichte.

Nach der Wende kamen westdeutsche Oldtimerliebhaber und tauschten Alt gegen Neu. Doch Christian Damme hat es nicht übers Herz gebracht, den alten Trecker zu tauschen. So kann er auch am Sonntag beim Traktorentreffen dabei sein.