Freital
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Wer hat die Gartenbahn zerstört?

Harald Palitzsch aus Freital wird immer wieder beklaut. Der Schaden ist mitunter marginal, der Frust umso größer.

Von Annett Heyse
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© Karl-Ludwig Oberthür

Am Zaun baumeln noch die Drähte, die Enden hängen lose und nutzlos in der Luft. „Das ist doch krank“, schimpft Harald Paltitzsch und greift nach den Kabeln. Der Schalter, der daran befestigt war, fehlt. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage wurde er geklaut. Es ist nicht so sehr der finanzielle Verlust, der Harald Palitzsch wurmt – ein Schalter kostet nur wenige Euro. Es ist der ideelle Schaden. Und die Mühe, die es kostet, dies wieder zu reparieren.

Der Rentner hat im Vorgarten eines Mietshauses im Weißeritzgässchen in Hainsberg eine Gartenbahn angelegt. Die ersten Gleise verlegte er kurz nach seinem Einzug 2002. Zunächst verbaute er die Teile eines Startersets, dann kamen weitere Gleise hinzu. Palitzsch konstruierte einen Bahnhof, baute einen Tunnel und verschiedene Gebäude, alles im Gartenbahnmaßstab von 1:22,5. Etliche Häuser entwarf er selbst, die Materialien suchte er sich günstig zusammen. Einzige Voraussetzung: Sie müssen wetterbeständig sein. So nutzt er beispielsweise ausrangierte Werbetafeln für Dächer und Fassaden.

Modellbahnen hat der Freitaler schon, seit er ein Steppke war. Sein Vater schenkte ihm die erste Anlage, seitdem hat ihn das Hobby nicht mehr losgelassen. Die Gartenbahn am Weißeritzgässchen erfreut nicht nur Palitzsch selbst, sondern auch viele Passanten. Vor allem die Kinder bleiben gerne am Zaun stehen und schauen zu, wie die Züge über die Gleise rattern. Die Anlage soll eine Schmalspurbahn darstellen, so ähnlich wie die Weißeritztalbahn, die in Sichtweite von Palitzschs Wohnung vorbeischnauft. Ein Nachbau der Weißeritztalbahn sei seine Anlage aber nicht, betont der Hobbybahner. „Dafür reicht der Platz nicht aus.“ Lediglich einen Nachbau des Haltepunktes Coßmannsdorf habe er angefertigt und zwischen die Schienen gesetzt.

In der Vergangenheit steuerte er seine Züge von der Wohnung aus über die Gleise. Doch weil immer wieder Kinder klingelten und ihn baten, die Loks rollen zu lassen, hatte Palitzsch vor einigen Jahren eine Idee: Am Zaun brachte er einen Schalter an, damit die Kinder selbst die Bahnen starten lassen konnten. Doch die Gartenbahn im Weißeritzgässchen lockte nicht nur Zuschauer an. Nachts kamen ungebetene Gäste. Mehrmals klauten sie Gebäude, Kabel, sogar komplette Züge verschwanden. Einige Fälle meldete Harald Palitzsch der Polizei. Doch Ermittlungen verliefen stets im Sande. Einmal gab es eine konkrete Spur: Ein Dieb hatte in einer Winternacht versucht, ein großes Gebäude zu stehlen. Glücklicherweise war es im Boden verschraubt, der Diebstahl misslang. Am nächsten Tag entdeckte der Modellbahner stattdessen eine Blutspur im Schnee – der Übeltäter hatte sich wohl die Hand verletzt. Doch auch in diesem Fall kam die Polizei nicht weiter. Viele kleinere Schäden zeigte Harald Palitzsch gar nicht mehr an.

Diebstahl, Vandalismus – all das nagt an den Nerven. „Das setzt mir zu, auch gesundheitlich“, berichtet er. Umso mehr freut er sich, dass nach Berichten auf der Internetplattform Facebook und in der Dresdner Morgenpost mehrere Spenden bei ihm eingingen, teilweise anonym. Nun hat Harald Palitzsch zwar etliche neue Schalter und Kabel, doch er fragt sich, ob sich eine Reparatur überhaupt noch lohnt. „Ich fürchte, dass es bald wieder kaputt ist.“ Schließlich könne er ja nicht jede Nacht auf der Lauer liegen. Andererseits hat er keine Lust, zu kapitulieren: „Aufgeben ist eigentlich nicht mein Ding.“

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