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Wer steckt unter der Maske?

Die Faschingsschmiede baut diesmal den Prinzenwagen für den Umzug. Mit Filmkamera und Konfettikanone.

Von Ines Luft
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Auch das gehört zum Radeburger Prinzenwagen dazu: Die Figuren, die von Läufern neben dem Wagen getragen werden. Sven Eisermann legt da gerade letzte Hand an. Zum Karnevalsumzug sind dann ihre Gesichter zu sehen.
Auch das gehört zum Radeburger Prinzenwagen dazu: Die Figuren, die von Läufern neben dem Wagen getragen werden. Sven Eisermann legt da gerade letzte Hand an. Zum Karnevalsumzug sind dann ihre Gesichter zu sehen. © Norbert Millauer

Radeburg. Natürlich ist alles streng geheim, was hier im Grundstück auf der Radeburger August-Bebel-Straße gerade passiert. Fast so geheim wie die Namen des Prinzenpaars vor dessen Krönung zur ersten Prunksitzung. 

Auch die Details über den fahrenden Thron der Hoheiten zum Faschingsumzug am ersten Märzsonntag sollen zum richtigen Zeitpunkt die Narrenwelt erreichen, nämlich dann, wenn der Prinzenwagen an die Umzugsstrecke rollt.

Dann soll alles perfekt sein, wohl durchdacht, ganz getreu dem Motto: Tatort Rabu und das Prinzenpaar schaut zu.

Faschingsschmiede nennen sich die Wagengestalter, die im vergangenen Jahr aus zwei großen Radeburger Umzugsgruppen zu einer neuen Gruppe fusionierten. Und zu dem Namen fanden, weil neben dem Wagenbau-Ort eine Schmiede war.

 Umso mehr Teilnehmer, umso mehr lässt sich etwas gestalten, heißt es aus den Reihen der Gruppe. Auch finanziell machen sich mehr Mitstreiter besser, schließlich will vieles bezahlt sein, was gebraucht wird für einen tollen Wagen. Angefangen bei der Miete fürs Unterstellen des Hängers, dazu kommen Stoffe, bauliches Zubehör, Sprühfarbe, Kleber, diverse Platten. Nicht zu vergessen die Bonbons, immerhin 250 Kilogramm.

Der Wagen, Eigentum der Faschingsgruppe, erstrahlt im Grundgerüst in Blau – so viel darf schon verraten werden – und ist vor der Werkstatt in bereits recht gut bestücktem Zustand zu bewundern.

 Eines der wichtigsten Zubehörteile: Die Pferdekutschenbank, Sitz der Majestäten. Unterm Thron die Konfettikanone, mit gelben Schläuchen zum Verteilen der Schnipsel. Der Konfetti-Mann hat den härtesten Job, muss ständig nachladen – da sind sich Wagenbauerinnen und -bauer auf Anhieb einig. Schließlich ist während des Umzugs eine Tonne Konfetti in die Luft zu bringen.

Doch zuvor hat das fleißige Bastler-Team um Maik, Ini, Kerstin und Raiko noch viel zu tun. Etwa 30 Leute sind hier regelmäßig zugange, treffen sich ein- bis zweimal die Woche. Eine Handvoll starker Wagenjungs. Und fleißige Näh-Bienen, die sich um die Kostüme kümmern, bringt es eine Mitstreiterin auf den Punkt. 

Anfang September haben sie sich erstmals getroffen, später kam die Idee für den Prinzenwagen. Wie das Ganze umsetzen, dem Prinzenpaar angepasst? Prinzessin Bea und Prinz Sandro verlassen sich auf die Bau-Mannschaft. Alles soll gut verarbeitet sein und ordentlich halten.

 Da muss gesägt und befestigt werden, unter anderem die Filmkameras für den Tatortdreh. Auch andere Technik ist unterzubringen. Für die Musik vom Band. Jede Menge Partyklassik. Sicher mit Cordula Grün, einem Lied des österreichischen Popsängers Josh. Und mit Musik von Andreas Gabalier.

Da ist es nicht mehr schwer sich vorzustellen, wie der Wagen hinausrollt, einen Traktor vorgespannt. Und sich dann mit an die Spitze des Umzugs setzt, der am 3. März, 14 Uhr, am Bahnhof startet. 

Dass sie mit dem Prinzenwagen diesmal außerhalb der Wertung sind, stört die Macher nicht, heißt es in der Runde. Sie seien schon oft die Ersten gewesen und sehen es als Auszeichnung, das Prinzenpaar zu fahren.

 Und noch ein Vorteil kommt zur Sprache: Als Gruppe Prinzenwagen können die jungen Leute diesmal den Umzug komplett vorbeilaufen sehen. Was aus einer Position mittendrin eher nicht möglich ist.

Und wer wird eigentlich neben Prinzessin und Prinz noch im Wagen sitzen? Vier bis fünf Männer fahren als Wagenpersonal mit. Gekleidet in der Art 20er-Jahre-Kamera-Junge. Mit Schiebermütze und eleganter Hose.

Allerdings spielen nicht nur die Personen auf dem Wagen eine Rolle. Es gibt nämlich eine Eskorte. Vier Kinder laufen mit. Und ein paar ungewöhnliche Figuren – wenn die Begleit-Männer die Puppen hochnehmen, an denen gerade noch tüchtig gearbeitet wird. 

Wer sich unter Maske oder minimalistischer Gesichtsskizze verbirgt? Das will niemand sagen. Nur eine Andeutung: Es sollen Radeburger Urgesteine sein. Denen jetzt schon mal die Haare gerichtet werden – weitere Feinarbeiten folgen in der heißen Vorbereitungsphase.

Denn gearbeitet wird bis zur letzten Minute, daran lassen die Frauen und Männer von der Faschingsschmiede-Gruppe keinen Zweifel.

Insgesamt 70 Umzugswagen werden in Radeburg erwartet, etwa so viele wie in den vergangenen vier, fünf Jahren, sagt Olaf Häßlich, Vereinsvorsitzender des Radeburger Carnevals-Clubs e.V. 

Dass der Prinzenwagen außer Wertung mitfährt, sei vor Jahren festgelegt worden. Meistens hätten die Gruppen, die sich um diesen Wagen kümmern, eine besondere Verbindung zum Prinzenpaar. Eine solche Aufgabe sei die Ausnahme. In den folgenden Jahren seien sie dann wieder mit dabei, wenn es um die Platzierungen geht.

Wer nicht nur den Umzug, sondern auch die Zeltveranstaltung am Sonnabend erleben möchte: Aktuell gibt es dafür noch einige Karten, mit Informationen auf der RCC-Internetseite.

www.rcc-radeburg.de