Von Peter Redlich
Ganz behutsam mit weißen Handschuhen fasst Hans Grunert das Bild „Winnetou wirft den Tomahawk“ an. Es ist die Original-Illustration zum Karl-May-Roman „Satan und Ischariot II“. Eins der Bücher, in denen der große Indianerhäuptling in arabischen Ländern seine Künste den Beduinen zeigt.
Grunert ist der Kustos vom Radebeuler Karl-May-Museum. Immer darauf erpicht, die Schätze aus den Werken des mit 200 Millionen Mal verlegten Werken größten deutschen Abenteuerschriftstellers in Radebeul zusammenzutragen.
Es sind Zeichnungen, Gouachen, eine Mischung aus Aquarell und Kreidetechnik, die die Abenteuerwelt des Karl May und seiner Helden sehr anschaulich darstellen. 15 Originale hat Grunert gerade auf einer Auktion in Berlin ersteigert. Der Karl-May-Verlag in Bamberg hat die Werke zur Versteigerung ausgeschrieben. Offenbar auch, weil der Verlag Geld braucht. Das Ärgerliche aus der Sicht von Kustos Grunert. Nach solchen Versteigerungen verschwinden viele der Werke auf Nimmerwiedersehen in alle Welt. Vielfach verborgen für den Karl-May-Freund, der beispielsweise ins Radebeuler Museum kommt. So geschah das auch auf den letzten beiden Auktionen in Berlin. Viele private Sammler tauchen dort auf, um sich eine der Illustrationen nur für sich selbst zu sichern. Beispielsweise auch aus der Schweiz – offenbar ein Händler, der gleich reihenweise ersteigerte, erinnert sich Grunert. Manche der Bilder tauchen anschließend zu erhöhten Preisen wieder im Internet auf.
Für die Radebeuler wird es dann immer schwerer, auf den Auktionen oder im Internet wenigstens bei den wichtigsten Werken mitzuhalten. Es fehlt an Geld. Doch bereits zum zweiten Mal half ganz kurzfristig die Landesstelle für Museumswesen, als sich die Leitung vom Karl-May-Museum an die Chemnitzer wandte und um Hilfe bat.Ausgerüstet mit 5 000 Euro gelang es Hans Grunert, einige der wichtigsten Darstellungen nach Radebeul zu holen. Die Experten wissen ohnehin, was wertvoll und unwiederbringlich ist. Namen wie die der Illustratoren Claus Bergen, Willy Planck, Peter Schnorr und Willy Moralt tauchen da auf. Sie sind mit den Millionenauflagen der Karl-May-Bücher weltberühmt geworden. Etwa Claus Bergen mit seiner Gouache in der Büffelschlucht zu „Old Surehand III“.
Solche Illustrationen sind einzigartig, schwärmt Kustos Grunert. Sie für Radebeul zu sichern, sei ein großes Glück. Noch vollkommener wäre sein Glück, wenn es ihm gelänge, noch weitere Stücke zu bekommen. Vor allem ungewöhnliche Illustrationen meint der Kustos damit. Etwa aus dem Karl-May-Roman „Weihnacht“ eine Darstellung, in der Winnetou einen Schlitten durch den Schnee zieht. Oder auch das Bild Flussschiff aus „Winnetou Band II“. Aber das bräuchte wieder Geld, was derzeit nicht vorhanden ist.
Wer sich von der Einzigartigkeit der Bilder überzeugen will, findet sie derzeit im Radebeuler Karl-May-Museum in der Villa Bärenfett ausgestellt.