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Sachsen: Millionen-Schäden nach Unwetter

In mehreren Kreisen in Sachsen haben Unwetter zu Überflutungen geführt. Der Freistaat rechnet mit Schäden in Millionen-Höhe.

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Schlamm von abgerutschten Hängen haben die internationale Strecke der Bahn (Dresden - Prag) bei Krippen blockiert. Am Montagmorgen wurde ein Gleis der Strecke wieder freigegeben.
Schlamm von abgerutschten Hängen haben die internationale Strecke der Bahn (Dresden - Prag) bei Krippen blockiert. Am Montagmorgen wurde ein Gleis der Strecke wieder freigegeben. © Daniel Förster

Bautzen/Görlitz/Dresden/Leipzig. Sachsen rechnet nach Starkregen und Überflutungen in einigen Teilen des Freistaates mit Schäden in Millionenhöhe. Bisher sei das aber noch nicht beziffert, sagte Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) am Montag in Porschdorf (Sächsische Schweiz).

Dort und auch in Ostsachsen hatten am vergangenen Samstag extreme Regenfälle leichte Überschwemmungen und Erdrutsche verursacht. Laut Günther wurden Straßen, Eisenbahngleise, Brücken und Gebäude in Mitleidenschaft gezogen. Menschen seien nicht verletzt worden. Schäden sollten bei den Gemeinden angezeigt werden. Am Dienstag wolle sich das Kabinett mit den Unwetterfolgen befassen.

Nach Angaben von Günther waren in der Sächsischen Schweiz vor allem die Flüsse Sebnitz, Polenz, Lachsbach und Kirnitzsch betroffen. Auch im Lausitzer Bergland und im Zittauer Gebirge sowie in Hohenstein-Ernstthal habe es Starkregen gegeben. In einzelnen Lagen seien 130 Liter Regenwasser pro Quadratmeter binnen 24 Stunden gefallen. Normalweise liege die Jahresmenge im sächsischen Jahresmittel bei 500 bis 700 Liter. Das alles sei aber nicht zu vergleichen mit der Lage im Westen oder im Süden Deutschlands.

Günther zufolge hat das Hochwasserschutzsystem in Sachsen am Samstag funktioniert. Gleiches gelte für das Meldewesen. Der Minister appellierte an die Menschen, Vorsorge zu treffen und sich bei solchen Wetterlagen gut zu informieren. "Das Katastrophenrisiko gilt immer und überall." Eine absolute Sicherheit werde es nie geben.

Die Menschen in Ostsachsen waren am Samstagabend gewarnt worden, dringend Keller, Tiefgaragen und Unterführungen zu meiden. Zudem könnten überflutete Straßen und Wege große Gefahren darstellen, hieß es.

Daraufhin waren die Wasserstände zahlreicher Flüsse rapide angeschwollen. So wurde an der Polenz die Alarmstufe 4 überschritten, in den Unterläufen der Kirnitzsch, der Sebnitz und des Lachsbaches habe es einen "extremen Wasserstandsanstieg" gegeben. "Es sind starke Überschwemmungen zu erwarten", hatten die Experten am Abend gewarnt.

Günther kündigt "Wasserstrategie 2030" für Sachsen an

Nach Einschätzung von Birgit Lange, Betriebsleiterin in der Landestalsperrenverwaltung, sind nicht nur Anwohner von Flüssen gefährdet. Bei Starkregen laufe Wasser nach dem Schneeballprinzip zusammen. "Wasser sucht sich den geringsten Widerstand und räumt alles aus dem Weg." Der Mensch sei immer langsamer als das Wasser.

Lange kritisierte den Umstand, dass auch in Überschwemmungs- und Risikogebieten in Sachsen noch immer gebaut wird, weil Behörden das genehmigen. Statt eine Kann-Regelung brauche man eine klare Regelung.

Nach den Worten Günthers strebt der Freistaat über seinen Landesentwicklungsplan an, die Flächenversiegelung von vier bis fünf Hektar pro Tag auf zwei Hektar zu reduzieren. Die Flächenversiegelung gilt als wichtige Ursache auch für das Ausmaß der Katastrophe im Westen. Zudem kündigte er eine "Wasserstrategie 2030" für Sachsen an. Sie soll das Wassermanagement bei Starkregen und Dürre verzahnen und auch den Hochwasserschutz einbeziehen.

Laut Günther hat Sachsen seit der Jahrhundertflut 2002 bisher 3,6 Milliarden Euro in den Hochwasserschutz und das Risikomanagement gesteckt. In der Summe seien Gelder der EU und des Bundes enthalten. 75 Prozent der geplanten Maßnahmen seien umgesetzt.

Bahnstrecke Dresden-Prag wieder eingleisig befahrbar

Nachdem die Bahnstrecke Dresden-Prag wegen Bergungsarbeiten nach extremem Unwetter zwischenzeitlich voll gesperrt war, war sie seit der Nacht zu Montag wieder eingleisig befahren. Nach Angaben der Deutschen Bahn kann es jedoch durch die anhaltende Beeinträchtigung des Zugverkehrs zwischen Bad Schandau und dem tschechischen Decin weiterhin zu Verspätungen von bis zu 60 Minuten und kurzfristigen Zug- und Haltausfällen kommen.

Entwarnung für Nebenflüsse der Oberen Elbe

Bereits am Sonntagvormittag konnte das Landeshochwasserzentrum in Sachsen wieder Entwarnung für die Nebenflüsse der Oberen Elbe geben. "Mit dem Nachlassen der Niederschläge ab den Nachtstunden beruhigte sich die Lage, und die Wasserführung in den Fließgewässern fiel deutlich", teilten die Experten am Sonntag mit.

Nur noch am Pegel der Wesenitz in Bischofswerda wurde demnach in der Region Alarmstufe 1 erreicht. In den Unterläufen von Kirnitzsch, Lachsbach und Wesenitz fielen die Wasserstände deutlich.

Hänge in der Sächsischen Schweiz rutschten ab

Die regionale Leitstelle in Dresden sprach von mehr als 250 Einsätzen seit dem Samstagnachmittag. In der Sächsischen Schweiz seien Straßen und Keller überflutet worden sowie Hänge abgerutscht. Neben kleineren Flüssen, die extrem angeschwollen seien, habe sich das viele Wasser an Hängen hinab den Weg gebahnt, hieß es. Von Verletzten oder größeren Evakuierungen war vorerst nichts bekannt.

Bad Schandau in der Sächsischen Schweiz ist besonders vom Hochwasser betroffen.
Bad Schandau in der Sächsischen Schweiz ist besonders vom Hochwasser betroffen. © Marko Förster

Für weite Teile Sachsens hatte der Deutsche Wetterdienst am Samstag bis in die Nacht hinein vor Unwettern bis zur Stufe 3 von 4 gewarnt. Auch in anderen Regionen hatte es deswegen zahlreiche Einsätze von Rettungskräften gegeben - etwa in Ostsachsen in den Landkreisen Bautzen und Görlitz. Auch dort hatte starker Regen Straßen und Keller unter Wasser gesetzt. Zudem stiegen die Wasserstände im Gebiet der Lausitzer Neiße erheblich an. So wurde am Pegel in Zittau die Alarmstufe 4 überschritten.

Holz und Geröll hat die Kirnitzsch auf einer Brücke angespühlt.
Holz und Geröll hat die Kirnitzsch auf einer Brücke angespühlt. © dpa-Zentralbild

Auch aus Westsachsen wurde örtlich von Problemen mit überfluteten und Kellern berichtet, etwa in Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz und Wüstenbrand. Teils errichteten Anwohner Blockaden, um ihre Häuser zu schützen.

Günther: Unwetter wecken Erinnerungen an frühere Hochwasser

Die Unwetter haben laut Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) Erinnerungen an frühere Hochwasser in Sachsen geweckt. Allerdings hätten die Anlagen zum Hochwasserschutz funktioniert. "Sachsen hat seit den schmerzlichen Hochwassern von 2002, 2010 und 2013 viele Abläufe angepasst und viel Erfahrungswissen gesammelt", erklärte Günther am Sonntag. "Das ist einer der Gründe, warum an diesem Wochenende Schlimmeres verhindert werden konnte."

Innenminister Roland Wöller (CDU) verschaffte sich nach Angaben seines Ministeriums am Sonntag einen Überblick über die Schäden im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Glücklicherweise habe es keine Verletzten oder Toten gegeben, erklärte er via Twitter. Nun gelte es, die Aufräumarbeiten voranzutreiben sowie Straßen und die Zugstrecke Dresden-Prag wiederherzustellen.

Wesenitz in Neukirch trat über die Ufer

Bereits am Samstagmorgen hatte heftiger Regen die Wasserstände vieler Flüsse in Sachsen steigen lassen. "Es sind örtlich Starkregen bis 30 Liter pro Quadratmeter innerhalb kurzer Zeit gefallen", teilte die Behörde mit. Auswirkungen hatte das etwa auf die Nebenflüsse der Oberen Elbe und das Gebiet der Schwarzen Elster in Ostsachsen. So wurde an der Wesenitz in Bischofswerda kurzzeitig die Schwelle zur Hochwasserwarnstufe 1 erreicht. Eine solche Warnmeldung wurde auch für das Klosterwasser in Panschwitz (Landkreis Bautzen) ausgegeben. Auch in Eckartsberg wurden Grundstücke vom Wasser verwüstet.

Im sächsischen Neukirch trat die Wesenitz über die Ufer und verwandelte ganze Grundstücke in ein Flussbett.
Im sächsischen Neukirch trat die Wesenitz über die Ufer und verwandelte ganze Grundstücke in ein Flussbett. © xcitepress

Besseres Wetter am Sonntag

Die Menschen in Sachsen konnten sich nach dem regenreichen Samstag über einen Wetterumschwung am Sonntag freuen. Nach den Unwettern der vergangenen Tage blieb es zum ersten Mal wieder trocken bleiben. Am Himmel zeigten sich Sonne und Wolken im Wechsel bei maximal 24 bis 27 Grad. "Das ist auch der Tenor für die kommende Woche", sagte der Sprecher des DWD. So soll es ab dem Montag ein wenig kühler werden, Regen wird aber nicht mehr erwartet. (dpa/hip/hej/SZ)

Eine Straße ist vor einem Wohnhaus in Bad Schandau mit Wasser der Kirnitzsch überflutet.
Eine Straße ist vor einem Wohnhaus in Bad Schandau mit Wasser der Kirnitzsch überflutet. © dpa-Zentralbild