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Sachsen bekommt doch noch ein bisschen Winter

Der vorfrühlingshaften Wetterlage geht langsam die Puste aus. Es gibt Hoffnung auf Schnee. Trotzdem wird ein beständiger Winter wohl eher nicht kommen.

Von Fabian Deicke
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Kein Schnee weit und breit: Blick Anfang Januar vom Fichtelberg aus, dem höchsten Berg Sachsens.
Kein Schnee weit und breit: Blick Anfang Januar vom Fichtelberg aus, dem höchsten Berg Sachsens. © kairospress

Dresden. "Januar auf Höhenflug", das schreibt der Deutsche Wetterdienst (DWD) in einer Analyse des bisherigen Temperatur-Mittelwerts in diesem Monat. Dabei sind die Werte aller Messtationen des DWD zusammengenommen und mit denen der vergangenen Jahre im Zeitraum von 1991 bis 2020 verglichen worden. Ergebnis: Der Januar 2023, das zeichnet sich schon ab, ist so warm wie normalerweise ein durchschnittlicher April.

Inzwischen haben sich die Temperaturen auf einem gemittelten Niveau bundesweit bei um die 8 Grad stabilisiert, wie es scheint. So hoch wie an den Rekordtagen um den Jahreswechsel, als in Dresden-Klotzsche ein Tagesmittel von rund 15 Grad und in Dresden-Hosterwitz am Silvestertag mit einem gemessenen Absolutwert von 19,4 Grad ein neuer sächsischer Rekord aufgestellt wurde, ist es nicht mehr.

Wintergefühle kommen bei 8 Grad und bedecktem Himmel aber trotzdem nicht auf. Und daran wird sich zumindest in der Vorhersage bis Anfang nächster Woche auch nichts ändern. "Wir befinden uns in einer milden Westwetterlage. Sie bringt feuchte Luft vom Atlantik, was für das Tiefland Wind und Regen und nur für das obere Bergland zeitweise nassen Schnee oder Schneeregen bedeutet", sagt Valeri Goldberg, Meteorologe am Institut für Hydrologie und Meteorologie an der TU Dresden, voraus. Ab Mitte kommender Woche wird es laut Prognose zumindest aber im Bergland wieder winterlich.

Winter verschiebt sich um 200 bis 250 Meter in die Höhe

Im Podcast "Thema in Sachsen" bei Sächsische.de erklärte Goldberg jüngst auch, dass Wetterlagen wie jetzt im Winter der Zukunft häufiger werden. "Das zeigen die Messdaten des DWD ganz eindeutig. Und auch in den Prognosen bis zum Ende dieses Jahrhunderts zeigt sich genau das Gleiche: Nämlich, dass milde Südwest-Wetterlagen, die für das frühlingshafte Wetter verantwortlich sind, deutlich zunehmen werden." Auf der anderen Seite, so Goldberg weiter, würden kühle West- oder Nordwest-Wetterlagen, die üblicherweise auch Schnee mitbringen, deutlich seltener werden.

Unter dem ausbleibenden Schnee leiden gleichermaßen aktuell alle sächsischen Skigebiete. Auch die Zukunft sieht für die meisten Wintersportregionen Sachsens nicht rosig aus. "Die Daten der letzten 40, 50 Jahre zeigen, dass die durchschnittliche Wintertemperatur in Sachsen um etwa 1,5 Grad zugenommen hat. Das bedeutet eine Verschiebung des Winterwetters, wenn man so will, um 200 bis 250 Meter in höhere Lagen."

Goldberg bestätigt, was bereits 2019 die Studie zur Schneeklimatologie in Sachsen zeigte: Die Häufigkeit für wirtschaftlich rentable und für Wintersporttourismus angemessene Bedingungen wird im Laufe des Jahrhunderts im Freistaat abnehmen.

Die Gründe für die langfristige Tendenz, die bisweilen auch zu Wintertagen unter subtropischen Bedingungen führen, liegen im Klimawandel und der daraus resultierenden Erderwärmung. Die ist auch verantwortlich dafür, dass man wohl jetzt schon sagen könne, wieso sich in diesem Winter wahrscheinlich kein beständiges Winterwetter mehr einstellen werde.

Voraussetzungen für kalten Winter fehlen in diesem Jahr

Goldberg sagt: "Man kann in gewisser Weise sagen, unser Winter wird im Dezember gemacht. Voraussetzung für einen stabilen kalten Winter wäre, wenn im Dezember die Ostsee friert und es in Nordeuropa und Osteuropa schneit." Beides ist bekanntlich nicht in ausreichendem Maß passiert. "Damit sind keine Voraussetzungen gegeben für ein stabiles Hochdruckgebiet über Skandinavien zum Beispiel, was uns kaltes Winterwetter bringen würde."

Gänzlich begraben sollte man die Hoffnung auf einen richtigen Winter aber nicht. Goldberg sagt, es gebe zumindest noch ein "Fünkchen Hoffnung". Im Klimamittel liege der Kernwinter mit dem Jahresminimum der Temperatur bei Ende Januar, Anfang Februar. "Das ist aber keine Vorhersage, sondern eine klimatologische Wahrscheinlichkeitsannahme", schränkt der Meteorologe ein. Genau sagen, ob dieser Winter noch beständig wird, kann man also erst in reichlich zwei Wochen.