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Wetterdienst warnt vor Starkregen in Ostsachsen

Am Freitag zieht noch einmal kräftiger Regen nach Sachsen. Doch der Niederschlag wird erneut ungleich verteilt sein. Vor allem östlich von Dresden soll viel Regen fallen.

Von Stephan Schön
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Die Menschen in Sachsen müssen sich bis Samstag örtlich auf Starkregen und Gewitter einstellen.
Die Menschen in Sachsen müssen sich bis Samstag örtlich auf Starkregen und Gewitter einstellen. © Armin Weigel/dpa (Symbolbild)

Dresden/Leipzig/Offenbach. Die neuesten Berechnungen für diese Nacht sind durch. Die Supercomputer der Wetterdienste haben nun eine leise Ahnung, was sich in den kommenden Stunden tun wird.

Anders als erwartet soll nun der Regen vor allem ab Dresden und östlich davon ankommen. Das sagte Cathleen Hickmann am späten Freitagnachmittag Sächsische.de. Hickmann ist Meteorologin beim Deutschen Wetterdienst in Leipzig. "Gegen Mitternacht etwa kommt das Regengebiet von Tschechien rüber." Über das Osterzgebirge, die Sächsische Schweiz und die Oberlausitz. Maximal wohl 40 Liter Wasser pro Quadratmeter hat das Regenband im Gepäck. Auch das wieder regional sehr unterschiedlich und stark abhängig von den sich bildenden Gewittern. 40 Liter pro Quadratmeter, das würde für Unwetterwarnungen reichen. Die bereitet der DWD derzeit vor.

Für Westsachsen vom Vogtland bis Leipzig braut sich indes etwas Neues zusammen. Ab Sonnabendvormittag erwartet dort der DWD nochmals 20 Liter aus der neu eintreffenden feucht-warmen Luft. Dann erst soll es trocken werden. Und die nächsten Tage wieder heiß.

Das erste Regengebiet von zweien war am Freitagvormittag bereits durch. Sachsen hat es allerdings nur gestreift. Westwärts. Aber nicht mehr. Während im Vogtland binnen Stunden 48 Liter herabkamen, blieben andernorts die Wassertonnen leer, berichtet Sebastian Balders im Wettergespräch mit Sächsische.de. Balders ist am Freitagvormittag der diensthabende Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Leipzig. Oelsnitz hat in der Nacht zum Freitag 44 Liter bekommen, selbst Leipzig noch 20 Liter. Östlich von Leipzig indes blieb es fast trocken.

Nun kommt Regengebiet Nummer zwei heran, vor dem der Wetterdienst seit Wochenmitte schon warnt. Doch mit genauer Prognose ist nicht viel. Die Wetter-Apps auf dem Handy spielen verrückt. Und die Meteorologen sind ratlos. Zwischen Starkregen vor der Haustür mit 50 Litern in wenigen Stunden und 0,0 Tropfen wechselt die Vorhersage binnen weniger Stunden. Aber nur um gleich darauf wieder zurückzuspringen. Die Berechnungen der Wettermodelle sind sich uneins wie ganz selten nur. Und die lassen selbst die erfahrenen Meteorologen grübeln dastehen.

Ja, es wird in Sachsen Starkregen geben von Freitagabend an bis Sonnabend, sagt Balders. Genauer wird's am Freitagvormittag aber noch nicht. Nicht wann, nicht wo, nicht wie viel Wasser vom Himmel fällt, ist für die kommenden zwölf Stunden absehbar.

Regional wird es viel Regen geben

Die vage Aussage nur: In der Fläche ist mit zehn bis zwanzig Litern je Quadratmeter zu rechnen. Es können aber auch Regenmengen von 40 bis 50 Litern auftreten. Das wäre dann etwa ein halber Monatsniederschlag binnen weniger Stunden. In Gewittern unmittelbar gegebenenfalls auch mehr. Genau das hat sich jetzt am späten Freitagnachmittag bestätigt.

Seit Tagen rechnen die verschiedenen Wettermodelle den Regen herbei. Ihre Ergebnisse unterscheiden sich aber so extrem wie nur selten. Der Regen wird entweder heftig, oder es gibt ihn nur als mäßiges Getröpfel. Am Donnerstagmittag standen in einem hochaufgelösten deutschen Wettermodell beispielsweise für Dresden Regensummen bis Sonnabend von 120 Litern, für Bautzen von 60 Litern und für Görlitz nur vier Litern. Die DWD-Meteorologen relativieren diese Angaben zumindest bei den Wassermengen. An die regionalen Unterschiede der Regenintensität indes glauben sie.

Das europäische Wettermodell setzt moderat auf Trockenheit. Das deutsche Wettermodell sieht es indes nach wie vor nass. Im Westen Sachsen stärker noch als im Osten. Doch auch da sind sich die Modelle nicht so einig und legen den Regenschwerpunkt mal 200 Kilometer westlich, andere wiederum östlich.

Schuld an der so schwankenden Prognose ist ein Höhentief, das alles steuert. Über Polen, in 5.000 bis 6.000 Meter Höhe, entscheide sich, wie viel Regen Sachsen bis Sonnabend bekommt.

Die gute Nachricht von Thomas Hain ist: "Jeder in Sachsen dürfte in den kommenden drei Tagen etwas vom Regen abbekommen." Oft wird es viel zu wenig sein, um die Dürre zu beenden. Und dort, wo dann der Starkregen auf ausgetrocknete Böden trifft, fließt das Wasser einfach nur auf der Oberfläche ab. Im Boden kommt kaum etwas an. Gießt es 30 Liter oder mehr in einer Stunde aus den Wolken, dann sind Sturzbäche in die Täler, Schlammlawinen im Gebirge und lokale Überflutungen in Senken wahrscheinlich. So wie am Montag bereits in Sachsen geschehen.

Überflutung durch Starkregen auf trockenen Böden

Die drei entscheidenden Fragen sind nach wie vor: Wo kommt wann, wie viel Regen herunter? Nur ansatzweise, also maximal 12 Stunden im Voraus, macht die gegenwärtige Wetterlage eine verlässliche Prognose möglich. „Eine völlig ungewöhnliche Situation ist das derzeit. Einfach unzufriedenstellend für uns als Wetterdienst“, kommentiert dies DWD-Meteorologe Florian Engelmann.

Fest steht: So unterschiedlich die Prognosen auch sind, so unterschiedlich stark der Niederschlag auch ankommt, dies wird für Sachsen der stärkste Regen seit Monaten. Ob, wann und wo es Unwetter mit Starkregen und seinen Folgen gibt, kann der DWD erst wenige Stunden vorher mitteilen. Vor allem die Gewitter sind erst kurz zuvor berechenbar. Mitunter auch nur Minuten. Der Wetterdienst rät: Man sollte sich einfach auf Unwetter einstellen.