Zweiter Sturm: Eine Person in Dresden von Dachziegeln getroffen

Sturm in Dresden - das Wichtigste in Kürze:
- Das Orkantief "Zeynep ist seit Freitagabend über Dresden gezogen. Laut dem privaten Wetterdienst Kachelmannwetter wurde am Samstagmorgen um 7 Uhr eine Windböe von 130 km/h in Dresden-Loschwitz gemessen.
- Die Feuerwehr ist wegen umgestürzter Bäume alarmiert worden, unter anderem in Klotzsche, Leuben und Rochwitz. Zwölfmal musste die Feuerwehr in Dresden wegen technischer Hilfeleistung ausrücken.
Dresden. Die Bilanz der Dresdner Feuerwehr zu den Schäden, die Sturmtief "Zeynep" hinterlassen hat, ist relativ kurz. Seit Samstagmorgen 6.30 Uhr rückten die Männer zu 13 sturmbedingten Einsätzen aus, sagt Feuerwehrsprecher Philipp Cherubim. Sechs Mal mussten Bäume gesichert werden, die auf Straßen oder Wege gefallen waren oder zu fallen drohten. So unter anderem in Gönnsdorf, Rochwitz und Klotzsche. Auch drei Gebäudedächer wurden vom Wind in Mitleidenschaft gezogen, wobei sich Dachziegel lösten sich. Darunter in Striesen und nahe dem Sternplatz. In einem Einsatz musste ein Bauzaun wieder befestigt werden, insgesamt drei Mal kippte ein Baum auf ein Gebäudedach, wie in Gompitz, oder drohte zu stürzen.
Die Unwetterlage in Dresden sei wesentlich ruhiger verlaufen als zunächst angenommen. Die verursachten Schäden hielten sich in Grenzen, so der Sprecher. Eine Person wurde in Dresden nahe der Leipziger Straße von herabfallenden Dachziegeln verletzt und musste vom Rettungsdienst versorgt werden.
Das Sturmtief war in der Nacht und bis zum Mittag über Dresden gezogen. Am Samstagmorgen wurde in Loschwitz eine Orkanböe von 130 km/h gemessen, wie auf Kachelmannwetter nachzulesen war.
Fähren wieder in Betrieb, Schwebebahn fährt nicht
Die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) haben am Samstagmorgen die Fähre von Pillnitz nach Kleinzschachwitz trotz der noch vorhandenen Böen wieder in Betrieb genommen haben. Allerdings mussten die Fähren von Niederpoyritz bis Laubegast und von Neustadt bis Johannstadt ab 9.30 Uhr am Ufer bleiben, weil die Anleger aufgrund eines höheren Wasserstandes versetzt werden mussten. Beide waren seit 10.28 Uhr und 10.40 Uhr wieder im Einsatz.
Aufgrund der Windböen fuhr die Schwebebahn am Samstag nicht.
Sturm kehrt erneut zurück
Nach Aussage des Deutschen Wetterdienstes (DWD) nimmt der Wind am Samstag langsam ab und wird sich am Abend ganz legen. Gegen 11 Uhr pfiff er am Samstag aber immer noch mit 84 km/h durch die Stadt, gemessen wurde der Wert am Flughafen.
Die Ruhe am Samstagabend wird aber nur von kurzer Dauer sein, wie Peter Zedler vom DWD erklärt. Ein kleineres Tief von England bringt in der Nacht zum Sonntag erneut Wind der Stärke bis 8, mit Geschwindigkeiten bis zu rund 70 km/h. Mit dem darauffolgenden Sturmtief "Antonia" beginnt es am späten Sonntagvormittag zu regnen. In der Nacht zum Montag kann es wieder zu Sturmböen von bis zu 100 km/h kommen, auch Schauer sind immer wieder dabei. Der Wind lässt erst im Laufe des Montages nach.
Was bisher geschah:
Bereits am Mittwochnacht war die Kaltfront von Tief "Ylenia" über Dresden gezogen. Die Dresdner Feuerwehr musste seit Mittwochnacht 20 Mal wegen des Unwetters ausrücken. Die Einsatzkräfte beseitigten auch am Donnerstagnachmittag noch umgefallene Bäume und abgelöste Dachziegel. So drohte gegen 13 Uhr ein Baum auf einen Pkw in Gruna an der Rosenbergstraße zu Stürzen. Die Feuerwehr beseitigte den Schaden. In Rochwitz musste die Feuerwehr am Nachmittag ausrücken, weil ein umgefallener Baum eine Telefonleitung mit sich gerissen hatte.
"Die meisten Einsätze sind bereits abgeschlossen", sagt Sprecher Philipp Cherubim. So war die Feuerwehr in Cossebaude am Donnerstagvormittag im Gange, dort hatte der Sturm ein Dach teilweise abgedeckt. Die Einsatzkräfte haben das eingeschossige Gebäude nahe der Bahnhaltestelle großflächig abgesperrt. Die Linie 68 kann zum Donnerstagmittag laut DVB nur beschränkt verkehren. Die Haltestellen Erna-Berger-Straße und Bahnhof Cossebaude können in Richtung Goppeln nicht bedient werden.
"Wir sind grundsätzlich die ganze Zeit darauf gefasst, dass es losgehen könnte", sagte Feuerwehr-Sprecher Philipp Cherubim am Donnerstagnachmittag. "Wir können sofort das Personal hochfahren, sollte schon vor Freitagabend der Sturm an Geschwindigkeit zulegen."
Es ist der zweite Sturm in nur einer Woche. Tief "Ylenia" hatte sich bereits in der Nacht zum Donnerstag über Dresden ausgetobt. Zwischen 5 und 6 Uhr zog die zum Tief gehörende Kaltfront über die Stadt, allerdings ohne die befürchteten Böen in Orkanstärke. An der Messstation in Klotzsche sind DWD-Angaben zufolge Böen mit bis zu 90 km/h registriert worden. Mehr als 100 km/h waren erwartet worden.
Bahnunterführung überflutet, Schwebebahn stand still
Auf der Straße zwischen Klotzsche und Langebrück ist am Donnerstagmorgen eine Bahnunterführung überflutet worden. Im Zuge der Kaltfront kam es innerhalb kurzer Zeit zu starkem Regen. Autofahrer waren von der Polizei gebeten worden, das Gebiet weiträumig zu umfahren. Laut Feuerwehr ist das Areal nun wieder beräumt.
Auch in der Nacht musste die Feuerwehr mehrmals ausrücken. Bereits um 3 Uhr ging bei der Feuerwehr ein Notruf aus Leubnitz-Neuostra ein. Dort waren zwei Bäume auf ein Wohnhaus gefallen, verletzt wurde niemand. Gegen 3.30 Uhr musste die Feuerwehr erneut losziehen, in Weixdorf waren zwei Bauzäune auf eine Kreuzung an der Königsbrücker Straße geflogen und versperrten den Weg.
Zur gleichen Zeit war die Feuerwehr in Striesen an der Augsburger Straße im Einsatz. Hier war eine 100 Quadratmeter große Betonplatte eines Dachs heruntergefallen, Regen drang in das Wohnhaus ein, der Eingang zum Gebäude war versperrt. Die Feuerwehr beseitigte den Schaden. Gegen 4 Uhr musste dann die Feuerwehr auf die Lohmener Straße in Oberpoyritz fahren, dort räumten sie einen umgestürzten Nadelbaum von der Straße.
Die Dresdner Verkehrsbetriebe meldeten am Morgen lediglich, dass man aufgrund der Sturmböen den Betrieb der Schwebebahn einstellen werde. Fahrgäste sind gebeten worden, die Buslinie 64 zu nutzen.
Schäden in Kleingarten-Anlagen
Heftig genug ist "Ylenia" gewesen, um Schäden in Dresdens Kleingarten-Anlagen zu verursachen. In einer Naußlitzer Sparte wurden mehrere Gewächshäuser und Zäune beschädigt. Auch Regentonnen und Hollywoodschaukel waren nicht mehr an ihrem vorgesehenen Ort.

Zirkuszelt musste abgebaut werden
Der Familienzirkus Bernardo in Hellerau hat sein Zelt vorsorglich heruntergelassen. "Mein Mann war die Nacht immer wieder draußen nachschauen", sagt Ramona Renz. "Zum Glück hat das Tierzelt dem Sturm bislang standgehalten." Die für Freitag geplante Premiere der Show muss aus Sicherheitsgründen ausfallen. Auch am Samstag kann nicht gespielt werden.

Bisher ist "Ylenia" schwächer als "Ignatz", der im Herbst 2021 Schäden in Dresden anrichtete. Der Sturm erreichte in der Stadt Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 110 km/h. Die Verkehrsbetriebe waren wegen umgestürzter Bäume gezwungen, den Straßenbahnverkehr einzustellen.
Feuerwehr: 1.200 Einsatzkräfte in Alarmbereitschaft
Die Feuerwehr Dresden sei mit insgesamt 1.200 Feuerwehrkräften in Alarmbereitschaft, sagte Sprecher Michael Klahre am Mittwoch. Er rechne mit mehr Notrufen in den kommenden Tagen. Die Feuerwehr appelliert deshalb, die Notruf-Nummer 112 nur dann zu wählen, wenn eine akute Gefahr besteht. Ansonsten werde die Leitung für wichtige Ereignisse blockiert.
Anrufen solle man ausdrücklich nicht, wenn beispielsweise ein Baum umgefallen ist, sich jedoch alle Menschen in der Umgebung in Sicherheit befinden. Umgestürzte Bäume würden von der Feuerwehr nur dann entfernt, wenn diese auf Straßen oder Häuser gestürzt sind, zu stürzen drohen oder Personen gefährdet sind.
Der Appell: "Halten Sie sich in einem Gebäude auf"
Der Dresdner Katastrophenschutz appelliert, bei Sturmlagen generell folgende Regeln dringend zu beachten:
- Parken Sie Ihr Fahrzeug nicht in der Nähe von Häusern oder hohen
Bäumen. Stellen Sie es, falls möglich, in der Garage oder Tiefgarage ab und vermeiden Sie unnötige Autofahrten.
- Sichern Sie lose Gegenstände (Mülltonnen, Gartenmöbel, usw.) rund um Ihr Haus, im Garten und auf dem Balkon.
- Halten Sie sich während des Sturms in einem Gebäude auf. Schließen Sie Fenster und Türen. Denken Sie auch an die Dachfenster. Meiden Sie während des Sturms Räume unmittelbar unter dem Dach.
- Verzichten Sie darauf, Sturmschäden (wie lose Dachziegel) während des Unwetters zu beseitigen.
- Bitte informieren Sie auch Ihre Nachbarn und in der deutschen Sprache nicht sichere Menschen in Ihrem Umfeld.
Die komplette Liste der Ratschläge finden Sie hier.
Die Wälder: Warnung auch vor Waldspaziergängen in den nächsten Tagen
Das Forstamt rät für die nächsten Tage von Waldspaziergängen in der Dresdner sowie Laußnitzer Heide oder im Moritzburger Waldgebiet ab. "Insbesondere von trockenen Bäumen können schnell große Äste abbrechen, die zur Gefahr werden können", befürchtet Markus Biernath, Leiter des Forstbezirkes Dresden.
"Das Betreten des Waldes während eines Sturmereignisses und auch danach kann lebensgefährlich sein, denn angebrochene Äste oder entwurzelte Bäume können auch noch in den kommenden Tagen herabfallen oder umstürzen", erklärt Sachsenforst. Die genauen Schäden in den Wäldern rund um Dresden durch das Orkantief kann Sachsenforst bislang noch nicht beziffern.
Die Parks: Pillnitzer Schlosspark schließt bis Samstag
Aufgrund der Sturmwarnung bleibt der Schlosspark in Pillnitz von Donnerstag bis voraussichtlich Samstagvormittag geschlossen. Das teilt das Schlösserland Sachsen bereits am Mittwoch mit. Je nach Wetterentwicklung und möglichen Behinderungen durch Sturmschäden sei eine Schließung auch am Samstag und Sonntag nicht ausgeschlossen, heißt es in einer Pressemitteilung.
Bei dem Sturmtief "Ignaz" im Oktober 2021 entstanden im Pillnitzer Schlosspark an knapp 40 Bäumen teils erhebliche Schäden. Drei Bäume, darunter eine alte Linde hinter dem Bergpalais, fielen den Böen gänzlich zum Opfer.
Die Führungen durch das Schlossmuseum am Wochenende können trotz der Schließung des Parks stattfinden. Schlösserland Sachsen bittet auch bei einem Besuch im Großen Garten um besondere Vorsicht.