Von Manuela Reuß, Ingolf Reinsch und Gabriele Naß
Bischofswerda. Fast den ganzen Sonntag hört man sie arbeiten. Mitarbeiter der Geißmannsdorfer Agrar GmbH ziehen auf einem Schlag am Rammenauer Weg in Bischofswerda mit dem Drescher stundenlang und noch am späten Abend ihre Runden. Dann war der Raps ab. Die Bauern können zufrieden sein – sie hatten zumindest diese Ernte rein, bevor es am Montag wieder zeitweise wie aus Kannen schüttete.
Mit dem Wetter kämpfen die Geißmannsdorfer – wie alle anderen Bauern – seit dem Winter: wochenlange Trockenheit in der Wachstumsphase, Regen in der Erntezeit und dazu noch Hagel und Sturm, als vor anderthalb Wochen ein Tornado den Norden Bischofswerdas streifte. Durch den Hagel gibt es beim Raps etwa 20 Prozent Verluste, sagt Geschäftsführer Mario Voigt. Die Schoten platzen auf, die Körner fielen auf die Erde. Nicht erst, seitdem sich die Wetterextreme häufen, schützt sich der Agrarbetrieb durch eine Hagelversicherung. Mario Voigt hofft, einen Teil der Verluste ersetzt zu bekommen.
Mit den Folgen eines Unwetters ganz anderer Art waren die Landwirte im benachbarten Burkau konfrontiert. Kurz nach dem Drillen, dem Ausbringen der Saat für die Wintergerste, ergoss sich vergangenen Herbst über Burkau zweimal Starkregen. Die Felder wurden dadurch überschwemmt, ein Teil der jungen Saat vernichtet, sagt Steffen Mager, Geschäftsführer der Burkauer Agrar GmbH.
Abgerechnet wird zum Schluss
Die Wintergerste haben beide Agrarbetriebe inzwischen rein. Mit 70 Dezitonnen pro Hektar sei er zufrieden, sagt der Geißmannsdorfer Mario Voigt. In den nächsten Tagen beginnt der Drusch von Sommergerste und Weizen. Für Prognosen zu Menge und Qualität bei diesen Kulturen ist es zu früh. „Abgerechnet wird zum Schluss“, weiß der Geschäftsführer. Eine genaue Bilanz lässt sich erst nach der kompletten Mahd ziehen. Doch eins steht schon mal fest: Sie wird regional unterschiedlich ausfallen – je nach Bodenbeschaffenheit und Niederschlag. Das weiß auch der Geschäftsführer des Regionalbauernverbandes Bautzen-Kamenz, Dr. Dietmar Liebscher. Es gebe Betriebe, die teils erhebliche Ernteeinbußen verkraften müssen, wie zum Beispiel in Elsterheide bei Hoyerswerda. „Und nur wenige Kilometer entfernt, freuen sich Landwirte über super Erträge.“ Vor allem Betriebe im nördlichen Kreisgebiet, wo sandige Böden vorherrschen, erwarten aufgrund der langen Trockenheit schlechte Ernten. Im Oberland südlich von Bischofswerda und Bautzen, das größtenteils bessere Böden hat, fallen die Erträge höher aus.
Aber auch innerhalb der Betriebe gibt es Unterschiede, weil die Böden differieren. Etwa in Burkau. „Wir haben sandige Böden, wo die Verluste höher sind. Und bessere Böden im Vorgebirgsland“, sagt Steffen Mager. Mit 70 Dezitonnen pro Hektar bei der Wintergerste fuhr der Betrieb ein durchschnittliches Ergebnis ein. Die wetterbedingten Probleme begannen schon im Herbst. Kurz nach dem Drillen, dem Ausbringen der Saat für die Wintergerste, ergoss sich über Burkau zweimal Starkregen; die Felder wurden überschwemmt. Dem folgten ein trockener Winter und ein trockenes Frühjahr. Beim Raps sind rund um Burkau zwei Drittel geerntet, mit gutem Ertrag. Auch Weizen und Sommergerste sind reif. „Wir brauchen trockenes Wetter, um endlich wieder auf die Felder zu kommen“, sagt der Chef der Burkauer Agrar GmbH.
Ein bisschen wie Lotto spielen
Der Vorstandsvorsitzende der Großröhrsdorfer Agrargenossenschaft, Thomas Adler, ist vom Ernteergebnis bei der Wintergerste positiv überrascht. „Das hatten wir so nicht erwartet. Schließlich habe die Trockenheit auch auf den Feldern der Großröhrsdorfer dem Getreide zugesetzt. Der fehlende Regen im März, April und Mai führte zu Entwicklungsverzögerungen, „Doch wir hatten Glück. Kurz bevor es an der Schmerzgrenze war, kamen doch noch ein paar Tropfen.“ Dafür habe der Winterweizen „ein paar Treffer bekommen“. Da gebe es ein paar sandige Ecken, wo das Getreide notreif ist. „Aber das hält sich noch in Grenzen.“ Thomas Adler will sich in puncto Prognose „nicht groß rauslehnen“. Schließlich könne noch viel passieren, auch noch mal Hagel kommen. „Dann hat man am Ende nichts im Sack.“
Die Körner der in Geißmannsdorf und Burkau eingefahrenen Wintergerste sind wegen der Trockenheit kleiner als sonst. In beiden Betrieben wird die Gerste verfüttert. Anders ist es bei Raps und Weizen. Beides wird verkauft, wobei die Qualität den Preis mitbestimmt. Beide Betriebe trocknen das Getreide und lagern es ein – darauf bedacht, später einen guten Preis zu erzielen. Wann sie verkaufen, ist für die Landwirte immer auch ein bisschen wie Lotto spielen. Keiner weiß, wie sich die Preise an den Börsen entwickeln.