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Wie das richtige Leben läuft

Der Drogen- und Liebesfilm wird diese Woche in Görlitz gezeigt, wo er zum Teil gedreht wurde. Zur Premiere kommt auch Schauspieler Wolfgang Winkler.

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© nikolaischmidt.de

Von Daniela Pfeiffer

Görlitz. Was mag wohl aus ihm geworden sein? Vielleicht ist er inzwischen auf freiem Fuß und kommt zur Premiere? Ein Insasse der Görlitzer JVA ist es, an den sich Robert Heber besonders erinnert, wenn er an den Dreh in Görlitz denkt. Für den ersten Spielfilm unter seiner Regie war er 2014 für einen Drehtag auch in Görlitz. Acht Minuten dauert die Gefängnisszene im richtigen Film, der „Das richtige Leben“ heißt.

Erzählt wird die Geschichte von Tommy und Julia, beide blutjung und schwer verliebt. Sie leben an der deutsch-tschechischen Grenze. Tommy kommt aus sozial schwachen Verhältnissen, Julia aus gutem Hause. Julia wird schwanger, die beiden wollen das Kind und entscheiden sich gegen den Willen ihrer Eltern dafür. Weil das Geld als Bäckerlehrling knapp ist, lässt Tommy sich auf Drogenschmuggel ein – Crystal Meth. Das stellt die Liebe auf eine harte Probe. Gedreht wurde nur an Originalschauplätzen, sagt Robert Heber. Neben Görlitz auch in Neugersdorf, in Wilthen und Bautzen.

Seit dem vergangenen Jahr läuft der Film in ausgewählten Kinos, war überaus erfolgreich auf Festivals, unter anderem in Brasilien. Überall hat der Regisseur genau auf die Reaktionen der Zuschauer geachtet, viele weinen und lachen sehen. „Es ist schön zu sehen, dass der Film funktioniert.“ Viele Stunden hat er inzwischen mit dem Kinopublikum zusammengesessen, denn nach dem Abspann mit den Leuten zu diskutieren, ist ihm wichtig.

Zu bedeutend ist die Drogen-Thematik. Auch wenn Heber betont, dass es nicht nur darum geht, sondern auch um die DDR-Vergangenheit und was sie mit den Menschen macht. Wie wenig Zeit für die Familie plötzlich war, wie viel bedeutsamer Materielles. „Da war plötzlich eine ganz andere Sicherheit, jeder war selbst gefordert“, so Robert Heber. „Der eine ging damit so um, der andere so.“ Einer wurde vielleicht anfällig für Drogen, der andere nicht.

Akribisch hatte er sich auf den Film vorbereitet, stundenlang mit Zoll und Bundespolizei gesprochen, ist die ehemalige innerdeutsche Grenze abgefahren, hat auf tschechischen Asia-Märkten recherchiert, ob man wirklich so leicht an Crystal herankommt, wie alle sagen. „Und es ist in der Tat so“, lautet sein Fazit. Umso mehr soll der 90-minütige Streifen auch aufklären. Schulklassen können sich den Film im Görlitzer Filmpalast abseits der beiden offiziellen Termine ansehen, Gesprächsrunden danach mit jemandem aus dem Filmteam sind möglich. Das Augustum-Annen-Gymnasium ist bereits angemeldet.

Ansehen können „Das richtige Leben“ Kinder ab zwölf Jahren, in Begleitung der Eltern sogar schon ab sechs Jahren. Das Gremium, was die Altersbeschränkungen festlegt, habe über seinen Film einen ganzen Tag lang beraten. „Es sind keine direkten Gewaltszenen enthalten und Liebesszenen auch nur angedeutet“, sagt der Regisseur. Trotzdem empfiehlt er so jungen Menschen unbedingt erwachsene Begleitung, um den Film zu verstehen.

Zur Premiere am 3. Februar wird der gebürtige Görlitzer Wolfgang Winkler ins Kino kommen. Er hat in dem Film ebenso mitgewirkt wie zwei junge Laiendarsteller aus Görlitz: Jenny Gilge und Aaron Schmidt, die auch anwesend sein werden. Und vielleicht der Häftling, in dessen Zelle 2014 gedreht wurde? „Wir haben damals gut zusammengearbeitet“, sagt Heber.

Sondervorstellungen: „Das richtige Leben“ im Görlitzer Filmpalast: 3. Februar, 19 Uhr und 7. Februar, 17.30 Uhr