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Wie der Colmnitzbach gezähmt werden soll

Zum Schutz vor Fluten gibt’s jetzt Vorschläge.

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Von Anja Ehrhartsmann

Osterzgebirge. Manchen dürften die Bilder vom August 2002 oder Juni 2013 noch eindrücklich vor Augen sein: Durch den starken Regen schwoll der zwölf Kilometer lange Colmnitzbach deutlich an, trat stellenweise über die Ufer und überflutete in Colmnitz und Pretzschendorf ganze Straßenzüge, Plätze und Keller. Um das Hochwasserrisiko an dem Gewässer künftig besser bewerten und geeignete Maßnahmen treffen zu können, hat die Gemeinde Klingenberg ein Hochwasserschutzkonzept in Auftrag gegeben, das die Basler und Hofman Deutschland GmbH auf Grundlage einer EU-Richtlinie für den Colmnitzbach erarbeitet hat. Das Konzept wurde kürzlich im Kulturhaus in Pretzschendorf vorgestellt. Die SZ erklärt wichtige Punkte.

Die wichtigsten Punkte

Welche Ziele werden mit dem Konzept verfolgt?
Durch das Konzept soll erreicht werden, dass keine neuen Hochwasserrisiken entstehen – vor allem was die Verkehrs- und Siedlungsentwicklung angeht – und bestehende nach Möglichkeit reduziert werden. Ziel ist es, so den Schaden zu verringern. Denn alleine das Hochwasser 2013 verursachte Schäden von rund 3,3 Millionen Euro – 290000 Euro meldeten die Grundstückseigentümer am Colmnitzbach, circa drei Millionen Euro fielen bei der Gemeinde an.

Wo lauern die Gefahren laut der Experten?
Der Bach entspringt am südöstlichen Ortsrand von Pretzschendorf. Obwohl Colmnitz und Pretzschendorf annähernd die gleiche Gewässerlänge beanspruchen, gibt es in Colmnitz eine deutlich höhere Betroffenheit, wenn es zur Überschwemmung kommt. Bei einem Hochwasser, wie es alle zehn Jahre wahrscheinlich ist, trifft es in Pretzschendorf etwa zehn Einwohner, in Colmnitz sind es ungefähr 30. Bei einem „100-jährigen“ Hochwasser sind in Pretzschendorf etwa 45 Einwohner betroffen, in Colmnitz etwa 173. Doch nicht nur der Mensch ist vom Hochwasser betroffen. Gefahren gibt es auch für die Natur. Wegen des hohen Anteils landwirtschaftlich genutzter Flächen und der abschüssigen Geländeform droht in Hanglagen, dass der Boden vom wild abfließenden Wasser fortgetragen wird. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass bei Starkniederschlägen Düngemittel in den Colmnitzbach gelangen. Auch die privaten biologischen Kleinkläranlagen, über die vor allem in Colmnitz viele ihr Abwasser entsorgen, liegen zum Teil in potenziellen Überschwemmungsbereichen und können das Gewässer im Hochwasserfall verschmutzen.

Welche Maßnahmen werden in Betracht gezogen?
Alle Maßnahmen wurden auf Kosten und Nutzen geprüft. Daraus ergibt sich eine Liste mit Vorschlägen, die eine hohe Priorität haben. Damit das Wasser besser ablaufen kann, wird etwa der Rückbau von vier Brücken empfohlen: drei Höhe Zur Linde 23 bei der ehemaligen Mareg GmbH in Colmnitz und eine in Pretzschendorf, Höhe Wiesenstraße 12. Oberhalb des Sportplatzes in Colmnitz sieht der Maßnahmenkatalog einen neuen Entwässerungsgraben vor. Dieser würde dafür sorgen, dass sich das Wasser nicht mehr beim alten Bahndamm staut, sondern kontrolliert abfließen kann. Im Bereich Untere Hauptstraße und Am Dorfplatz macht der Colmnitzbach eine Biegung. Beim Hochwasser 2002 und 2013 stand hier das Wasser. Um das zu vermeiden, soll der Bach hier mehr Platz bekommen. Es wird vorgeschlagen, das Bachbett auf 50 Metern Länge zu verbreitern. Auch die Maßnahme, den Durchlass am Eschenweg auf mindestens drei Meter zu verbreitern, steht auf der Liste.

Kann das Wasser im Colmnitzbach auch direkt reguliert werden?
Um den Wassermassen Einhalt zu gebieten, empfehlen die Experten, auch technische Hochwasserschutzmaßnahmen einzurichten. Der Vorteil sei, dass sich diese relativ kurzfristig umsetzen ließen und bei nachgewiesener Wirtschaftlichkeit förderfähig seien. Das Ingenieurbüro empfiehlt drei Rückhaltebecken: in Obercolmnitz an der Pretzschendorfer Straße mit 12000 Kubikmetern Stauvolumen, in Pretzschendorf westlich des Lindenwegs mit 7500 Kubikmetern Fassungsvermögen und im Süden von Pretzschendorf an der Dresdner Straße mit circa 900 Kubikmeter Stauvolumen.

Das Konzept kann bis einschließlich 9. Mai in der Gemeindeverwaltung Höckendorf eingesehen werden.

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