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Wie die Filterblase wirkt

Es fehlt an politischer Bildung in Sachsen. Doch wie sind die Jugendlichen zu erreichen?

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© Symbolfoto: dpa

Dresden. Die 18- bis 29-Jährigen in Sachsen sind besonders: Etwa 32 Prozent vertreten Einstellungen, die klar rassistisch und menschenfeindlich sind. 28 Prozent der Befragten in dieser Altersgruppe nennen die Stichwörter „Asylpolitik, zu viele Ausländer, Überfremdung“ als wichtigste Probleme im Freistaat. Der Anteil derjenigen mit klar rechtsextremen Einstellungen ist bei den jungen Erwachsenen in allen Bildungsschichten gleich hoch, unabhängig ob sie in der Stadt oder auf dem Land wohnen. Gleichzeitig steht bei 20 Prozent von ihnen die Sorge um einen wachsenden Rechtsextremismus ganz oben.

Das sind Ergebnisse des ersten Sachsen-Monitors. In der repräsentativen Umfrage wurden im Sommer 2016 etwa 1 000 Bürger im Auftrag des Freistaats zu ihren Einstellungen zu Demokratie und Gesellschaft befragt. Die Ergebnisse seien wenig überraschend, sagte Henning Homann, der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion. Er diskutierte am Donnerstagabend mit etwa 70 Teilnehmern im sächsischen Landtag über die Folgen des Sachsen-Monitors. „Ein ,weiter so‘ kann es aber nicht geben.“ Also: was tun?

Ein wichtiger Punkt sei politische Bildung in Schulen, so Christian Demuth, Mitglied im Beirat des Monitors. Sachsen ist auf diesem Gebiet bundesweit Schlusslicht. In allen Schularten müsse mehr über Anstand, Haltung und Diskurs geredet werden – „nicht im Sinne einer Staatsbürgerkunde, sondern einer humanistischen Allgemeinbildung“, so ein Teilnehmer.

Homann schlug eine neue Debatte über die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre vor. Die Schule könnte den Erstwählern als Informationszentrum dienen. Dafür müssten auch die Lehrer weitergebildet werden. Außerdem müsse Sachsen die Nachwendezeit aufarbeiten: Die politische Unsicherheit und der Wegbruch vertrauter Strukturen nach dem Ende der DDR wirke durch die Eltern bis heute. Um die jungen Erwachsenen zu erreichen, brauche es auch neue Formate – etwa in den sozialen Medien. „Diese Altersgruppe bildet sich ihre Meinung durch Freunde und in Filterblasen bei Facebook“, sagte eine junge Frau. Seminare zur Demokratiebildung seien da nicht das richtige Mittel. (SZ/sca)