Von Cathrin Reichelt
Döbeln. Das Döbelner Stadtmuseum will seine Führungen für Kinder und Jugendliche spannender gestalten. „Deshalb bauen wir thematische Rundgänge auf und erzählen nicht mehr die Stadtgeschichte von A bis Z“, sagt Danielle Bennemann. Sie unterstützt Museumsleiterin Kathrin Fuchs seit geraumer Zeit speziell bei diesen Projekten.
Bisher gibt es unter anderem Führungen zum Schusterhandwerk, zur Industrialisierung, eine Schatzsuche sowie eine Jugend-Kunst-Werkstatt. „Eine weitere zum Gefecht bei Döbeln kommt im zweiten Schulhalbjahr dazu“, so Danielle Bennemann. Bei allen Themen sollen die jungen Museumsbesucher nicht nur zuhören, sondern es gibt auch Angebote zum mitmachen.
Das gilt auch für das Projekt, für das sich das Döbelner Museum zum ersten Mal Unterstützung geholt hat. Museumspädagoge Michael Kreskowsky gibt ab November einen Einblick in die Frömmigkeit im Mittelalter. Mit einigem Augenzwinkern geht es dabei um Kirchen, Klöster und Martin Luther. Gedacht ist die Führung für Schüler als Ergänzung zum Sachkunde- und Geschichtsunterricht. Deshalb wurde das Projekt jetzt einigen Lehrern vorgestellt. Allerdings kamen nur Pädagogen aus dem Harthaer Gymnasium, der Oberschule Am Holländer und der Schlossbergschule Döbeln. „18 Schulen haben wir angeschrieben. Das ist mager“, bedauert Kathrin Fuchs.
Alle Klöster sehen gleich aus
Kreskowsky teilt die Führung in drei Abschnitte. Einen grundlegenden Überblick über die Reformationszeit gibt es im Ratssaal. Am Beispiel des Klosters Buch erklärt er den Aufbau von Klöstern, der zu dieser Zeit in ganz Europa gleich war: die Kirche im Norden, die Klausur im Süden, der Kapitel- und der Schlafsaal im Osten und im Westteil lebten die Konversen, also die Arbeiter. In der Mitte befand sich die Küche. „So fanden sich auch Mönche zurecht, die aus anderen Klöstern kamen, ohne fragen zu müssen“, sagt Kreskowsky. Denn das war kaum möglich, weil die Mönche das Schweigegelübde abgelegt hatten.
Eine Besonderheit stellte zur damaligen Zeit das Nonnenkloster in Döbeln dar. Reine Frauenklöster waren bis dahin unüblich. Eine Zeichnung veranschaulicht, wie das Kloster ausgesehen haben könnte. Nachweisbar ist das nicht. Denn von dem vermutlichen Prachtbau ist nichts mehr übrig – bis auf eine sakrale Plastik, die kaum noch als solche erkennbar ist. Die zeigt Kreskowsky später im Museum, gemeinsam mit einer Nachbildung. Von dort aus könnten die Lehrer mit ihren Klassen auch noch den Turm besteigen. Das kann aber jeder individuell entscheiden.
Der Museumspädagoge spricht über Philipp von Hessen, der zwei Frauen heiraten durfte, über drei Päpste, die zur selben Zeit Kirchenoberhäupter waren, über die Erfindung des Buchdrucks und die Seefahrt von Columbus. Aber auch die Angst und der Aberglaube spielen eine Rolle. „Wir leben zwar seit 500 Jahren nicht mehr im Mittelalter, obwohl unsere Gesellschaft manchmal beweist, dass wir noch im Mittelalter leben“, meint Kreskowsky. Die Zahl 13, die nach wie vor als Unglückszahl gilt, nennt er als Beispiel. So gibt es zum Beispiel in Flugzeugen keine Sitzreihe 13 und in manchen Hotels kein Zimmer 13.
Lehrer singen Verse
Die letzte Station der Führung ist die Nicolaikirche. Dort bekommen die Lehrer nicht nur den Altar erklärt, sondern müssen auch singen. Der Museumspädagoge hat einen alten gregorianischen Gesang ins Heute übertragen. Der Inhalt ist nicht so ganz ernst gemeint und verleitet zum Schmunzeln. Auf der Empore, die es im Mittelalter noch gar nicht gab, liegt der Mirakelmann in einem Glaskasten. Früher wurde er für mystische Spiele in und vor der Kirche benutzt. Mit der Erklärung der Orgel und dem Spiel auf der Königin der Instrumente endet die besondere Geschichtsstunde.