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Wie die Villa Marie in die Insolvenz rutschte

Die Macher des einstigen Dresdner Renommier-Italieners am Blauen Wunder stecken in Schwierigkeiten. Wie es dazu kam - und wie es jetzt weitergehen soll.

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© Sven Ellger

Von Annechristin Bonss und Andreas Weller

Kein guter Start in den Frühling für Sebastian Roelke und Klaus-Karsten Heidsiek: Die Geschäftsführer der Villa Marie Gastronomiebetriebs GmbH mussten vor einigen Tagen Insolvenz anmelden. Diese betrifft die beiden Restaurants Villa Marie und La Villetta. Für viele Dresdner ist die Villa Marie mehr als nur eine von rund 1 000 Gastronomieeinrichtungen in der Stadt. Der Italiener am Blauen Wunder ist wegen seiner Lage und der Küche nahezu legendär. 1994, nach einer kompletten Sanierung, pachtete und eröffnete Heidsiek das Restaurant. 1997 kam das Laden-Bistro La Villetta in Striesen dazu. Vor seiner Dresdner Zeit war er zehn Jahre Koch in einem Drei-Sterne-Restaurant in Mailand.

Dass nun Schluss sein könnte, mit den jahrelang erfolgreichen Restaurants, wollen die beiden Gastronomen nicht glauben. Roelke ist gegenüber der SZ wortkarg. Grund für die Insolvenz seien externe Schwierigkeiten. Ein langjähriger Geschäftspartner habe die Forderungen an ihn nicht beglichen, sagt er. Dem hatte die Villa Marie Wein und Feinkost geliefert. Die offenen Forderungen stammen nicht nur aus aktuellen Bestellungen, sondern auch aus der Vergangenheit. Warum die Zusammenarbeit trotzdem weitergeführt wurde, begründet Roelke mit einem „Vertrauensbonus“, den er zuviel gegeben habe. Der Ausfall an Forderungen habe zu einem negativen Eigenkapital in der Gesellschaft geführt.

Der vorläufige Insolvenzverwalter Thomas Beck bestätigt, dass es sich bei den offenen Forderungen gegenüber dem Geschäftspartner um eine sechsstellige Summe handelt. Genauer will er diese nicht nennen. Die Gesellschaft konnte aufgrund des fehlenden Geldes ihrerseits Rechnungen nicht rechtzeitig bezahlen. Wegen der Zahlungsunfähigkeit musste Insolvenz angemeldet werden. „Mein Fokus liegt darauf, den Betrieb weiterzuführen“, so Beck. Er habe mit einigen Lieferanten gesprochen. „Denjenigen, mit denen ich bereits gesprochen habe, ist bewusst, dass sie Geld verlieren werden. Aber sie stehen zu dem Betrieb und wollen weiter liefern. Das zeigt, dass sich niemand betrogen fühlt.“ Er müsse aber noch mit vielen weiteren Partnern sprechen.

Neben den Geschäftsführern beschäftigt die Gesellschaft 38 Mitarbeiter in den beiden Restaurants. Mit ihnen habe es eine Besprechung gegeben. „Sie sind natürlich enttäuscht“, sagt Beck. „Aber auch sie stehen zum Unternehmen und werden noch mehr für die Kunden geben.“ Das Gehalt solle pünktlich gezahlt werden. Allerdings als Insolvenzausfallgeld. Das bedeutet, es wird von der Agentur für Arbeit aus einer Umlage aller Arbeitgeber ausgezahlt. Das aber nur maximal für drei Monate. Bis dahin muss über die Eröffnung des Insolvenzverfahrens entschieden sein. Da der Betrieb weiterlaufen soll, zahlt dann wieder die Gesellschaft, beziehungsweise der Insolvenzverwalter, der dann zuständig ist.

Entlassungen seien keine geplant. „Im Gegenteil. Wir wollen und müssen weitere Mitarbeiter einstellen, da jetzt die Außensaison beginnt“, so Beck. Wie viele, müsse noch geprüft werden. Generell sei das Verfahren noch ganz am Anfang. Deshalb will Beck auch nichts zu der Anzahl der Gläubiger sagen, denen die Gesellschaft Geld schuldet. Ebenso möchte er keine Summe der Verbindlichkeiten benennen. „Sie sind aber überschaubar.“ Der letzte Geschäftsbericht der Villa Marie weist zu Ende 2016 einen Bilanzverlust von knapp 175 000 Euro aus, im Jahr zuvor waren es knapp 43 000 Euro. Das zeige, dass die Schieflage dadurch entstanden sei, weil ein Kunde nicht gezahlt habe. „Das hat eine externe Ursache. Der Betrieb ist insgesamt gesund“, stellt Beck klar.

Deshalb soll es auch weitergehen. Das betont auch Roelke. So wollen er und Heidsiek das Verfahren zügig durchlaufen. „Die Chancen dafür sind gut“, meint Insolvenzverwalter Beck. Schließlich kenne so ziemlich jeder Dresdner die Restaurants. „Wir brauchen dafür alle Mitarbeiter und die Unterstützung der Dresdner – indem sie in die Restaurants gehen.“ Ob es Änderungen in den Betrieben geben wird, ist noch unklar. „Wir prüfen alle Optionen“, so Beck. Die Villa Marie hat rund 100 Sitzplätze auf zwei Etagen. Dazu kommen 80 Plätze auf der Terrasse mit Biergarten und ein Séparée mit 25 Plätzen im zweiten Obergeschoss.