Dresden
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Wie ein Kaschperl der Buffo wurde

Andreas Sauerzapf ist an der Staatsoperette Garant fürs Heitere und ein Vulkan ist schuld daran. 

Von Nadja Laske
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Wenn Andreas Sauerzapf Zeit für einen Besuch in der alten Heimat hat, dann sitzt er mit Freunden beim Heurigen. Doch vorerst eröffnet der Tenor die Spielsaison mit einer Revue.
Wenn Andreas Sauerzapf Zeit für einen Besuch in der alten Heimat hat, dann sitzt er mit Freunden beim Heurigen. Doch vorerst eröffnet der Tenor die Spielsaison mit einer Revue. © René Meinig

Keine Sekunde passt zwischen Frage und Antwort. Die kommt wie aus der Pistole geschossen und erklärt zugleich den Anfang dieser Karriere: Andreas Sauerzapf, Tenor und Buffo der Staatsoperette Dresden, hat seine künstlerischen Wurzeln tief in der Volksschule. So heißt der erste Teil der Schulzeit in Österreich. Dort wurde der Sänger geboren, und dort raubte er seiner Lehrerin den Nerv – als Klassenkasper. Auch der heißt anders, dort wo Andreas Sauerzapf herkommt. In Wien sagt man „Kaschperl“. Das klingt gleich viel netter und ist vielleicht der Grund, weshalb die Lehrerin mit dem heutigen Solisten nicht mehr gram sein kann. Im Gegenteil, sie sei inzwischen sein Fan, erzählt Andreas Sauerzapf lachend.

In großen Schritten ist er durch seine Laufbahn geeilt, vom Studium an der Musik und Kunst Privatuniversität Wien zu den ersten Rollen in Musicals, Operetten und Opern. „Eigentlich wollte ich ja Burgschauspieler werden“, gesteht der 45-Jährige. Aber die Zusage dort kam einen Moment zu spät, da hatte er schon die Tür zum komischen Fach geöffnet, für das das Wiener Konservatorium bekannt ist. Bereut hat er es nie. Und als die Gesangsrollen immer ausladender wurden, gab ihm seine heutige Frau einen Tipp: Lass deine Stimme vernünftig ausbilden, sonst wirst du ein brüllender Schauspieler. So legte er zusätzlich ein Operndiplom ab und hatte sich somit dem Musiktheater verschrieben. Als Freiberufler reiste er von Bühne zu Bühne und hätte das auch weiter so gemacht. Doch dann kam der Eyjafjallajökull ins Spiel, dieser unaussprechliche Vulkan, der von Island aus mit seinen Aschewolken unzählige Fluglinien lahmlegte. „Meine Frau und ich hatten eine Reise geplant und sagten sie sicherheitshalber ab.“ So entstand ein Zeitfenster, das Sauerzapf kurzerhand nutzte, um an der Staatsoperette Dresden vorzusingen.

Der damalige Intendant Wolfgang Schaller suchte einen neuen Buffo. Das ist der Tenor oder Bass, der in Oper und Operette für Komik sorgt. Da war es wieder, das Kaschperl. Andreas Sauerzapf hat es gehütet, groß werden lassen, gut ausgebildet und daraus ein Talent gemacht, das nicht jeder hat und für das er sofort an der Dresdner Operette engagiert wurde. Dort beginnt inzwischen seine zehnte Spielzeit – am Sonnabend mit der ersten Premiere der Saison: „Hier und jetzt und himmelblau“ heißt die Revue. „Ich weiß, es handelt sich nicht um eine Herz-OP“, sagt der Sänger, „aber ich werde Lampenfieber haben.“