Von Nicole Preuß
Königsbrück. Das Jahr 2016 startete für die Königsbrücker mit einer alarmierenden Ankündigung. Die Landestalsperrenverwaltung informierte die Anlieger und auch die Bürger in einer Pressemitteilung, dass das Wehr an der ehemaligen Grünmetzmühle abgerissen werden sollte. Einige Königsbrücker reagierten mit Wut. Schließlich hatte eine Gruppe jahrelang darum gekämpft, dass das Wehr saniert wird und damit in der Pulsnitz bleiben kann.
Bilder 2016 aus Kamenz und Königsbrück
Die Reaktion lässt sich mit der Bedeutung der technischen Anlage in einigen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts erklären. Viele Königsbrücker wanderten in den 40er, 50er und auch 60er Jahren Wochenende für Wochenende zum Gondelteichbetrieb der Familie Schlereth. Johannes Schlereth staute die Pulsnitz damals mithilfe des Wehrs zu einem langen Teich an, er verlieh Gondelboote und verkaufte später auch Wurst, Kaffee und Bier in einem kleinen Imbiss. Manche nutzten die Baumhäuser, die er gebaut hatte, einige gingen in der Pulsnitz baden, es gab eine Wippe, mit der man auch unfreiwillig im Fluss landen konnte, und Schaukeln mit langen Seilen. Johannes Schlereth musste seinen Gondelbetrieb allerdings 1975 aufgeben. Einige Königsbrücker hofften lange darauf, dass die schöne Zeit an der Pulsnitz einmal wiederbelebt werden könnte. Das Wehr ließ noch darauf hoffen. Doch die Nachricht der Landestalsperrenverwaltung zerstörte den Traum endgültig.
Mehrere Fristen verstrichen
Die Meldung hatte sich angekündigt. Die Behörde hatte schon lange darauf hingewiesen, dass das Wehr marode sei und bei Hochwasser eine Gefahr darstelle. Sie spielte mehrere Varianten durch. Die Sanierung des Wehrs war auch darunter. Doch das Projekt scheiterte an der großen politischen Linie, die die Durchlässigkeit von Flüssen förderte. Die Königsbrücker versuchten zum Schluss noch, das Wehr als Wasserkraftwerk zu nutzen. Ein Dresdner Unternehmen, das schon ein Wasserkraftwerk im Dresdner Süden betreibt, wollte sich auch um das Königsbrücker Wehr kümmern. Doch mehrere Fristen verstrichen ungenutzt, sodass die Landestalsperrenverwaltung sich dazu entschloss, den einmal durchgesetzten, aber zeitweise zurückgestellten Abriss, durchzuziehen.
Bagger kamen im April
Die ersten Bäume fielen bereits im Winter. Im April rollten die Bagger heran. Sie rissen das Wehr ab und bauten die Pulsnitz so naturnah wie möglich um. Kurven entstanden und kleine Buchten als Fischruhebecken. Schließlich haben die Wassertiere in dem Bereich der Pulsnitz einen nicht geringen Anstieg zu bewältigen. Der neue Lauf sollte der natürlichen Struktur von Gewässern nachempfunden werden. Granitbrocken befestigten die Pulsnitz. Matten und Weidenstecklinge gaben dem Ufer Halt. Im Oktober wurde der neue Lauf der Pulsnitz der Öffentlichkeit vorgestellt. Das neue Areal an der ehemaligen Grünmetzmühle solle wieder ein Naherholungsgebiet werden, hieß es damals. „Es wird sich wieder etwas entwickeln“, war Sebastian Fritze, Leiter des Betriebsteils Spree/Neiße bei der Landestalsperrenverwaltung des Freistaats, überzeugt.
Die Weidenstecklinge haben inzwischen ausgetrieben. Die Landestalsperrenverwaltung hat noch einige Bäume gepflanzt, die vorher an der Stelle gefallen waren, und Ausgleichspflanzungen durchgeführt. Die Behörde ist fertig mit ihrem Umbau in Pulsnitz in Königsbrück. Langfristig stehen Pflegearbeiten an den Pflanzen und Bäumen an, heißt es auf Nachfrage. Manche Königsbrücker haben ihren Frieden mit der neuen Anlage gemacht. Etwas anderes bleibt ihnen auch nicht übrig.