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„Wie eine Befreiung“

Karsten Oswald weiß, wie man Duisburg besiegt. Er hat Dynamos erstes Zweitliga-Tor erzielt - und erinnert sich.

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© Robert Michael

Dynamo, 2. Bundesliga, Saisonauftakt, Duisburg?! Da war doch mal was ... Stimmt! Vor 13 Jahren starteten die Schwarz-Gelben in ihr erstes Zweitliga-Jahr, und das am 7. August 2004 mit einem 3:1-Erfolg gegen den MSV Duisburg. Karsten Oswald, der damals das zwischenzeitliche 1:1 und damit Dynamos ersten Zweitliga-Treffer überhaupt erzielt hat, blickt zurück.

Herr Oswald, welche Erinnerungen haben Sie an jenen Tag?

Das war ein ganz emotionales Spiel, auch für mich. Ich bin in der Sommerpause neu gekommen, hatte ein bisschen Druck. Und dann knallen wir mit einem Sieg in die Saison und waren plötzlich am Leben. Für uns als Mannschaft war das wie eine Befreiung, das kann man schon sagen. Wir wussten als Aufsteiger nicht so richtig, wo wir stehen. Mit viel Kraft und Emotion haben wir das Spiel dann aber für uns entschieden.

Dabei drohte sogar eine Niederlage, nachdem Duisburg in der 58. Minute in Führung ging. Doch dann kamen Sie, der Ausgleich in der 67. Minute und damit die Wende… Wissen Sie noch, wie der Treffer fiel?

Ich weiß, es waren extrem heiße Temperaturen und wir im Rückstand. Dann kriegen wir einen Freistoß. Den nehme ich irgendwie mit der Brust an, drehe mich und haue den aus spitzem Winkel ins kurze Eck rein. Das war schon wirklich emotional.

Als Dynamos erster Zweitliga-Torschütze haben Sie einen Platz in der Vereinschronik sicher. Ist denn das erste Tor in einer Saison nicht auch generell etwas Besonderes?

Gerade für mich als neuer Spieler war es wie gesagt eine Befreiung. Mit dem Tor war ich endgültig bei Dynamo angekommen.

Klemen Lavric und Joshua Kennedy haben dann mit ihren Toren in der 72. und 76. Minute den Sieg perfekt gemacht. Ein idealer Auftakt in eine doch sehr ereignisreiche Saison, oder?

Für die Stadt und den Verein war das ja mindestens genauso wichtig, nach langer Zeit so in den Profifußball zurückzukehren. In der Hinrunde haben wir aber gerade auswärts viel Lehrgeld zahlen müssen, und dann erreichte der Wettskandal auch Dresden. Wir konnten in dieser Phase nicht mehr in Ruhe trainieren, sind schlecht in die Rückrunde gestartet. Doch dann haben wir eine Serie hingelegt mit zehn Siegen in 14 Spielen. Für den Trainer war das eine Wohltat, für uns als Mannschaft, aber hauptsächlich für den Verein.

Dynamo beendete die Saison als Achter, um ein Jahr darauf doch wieder abzusteigen. Ist die zweite Saison also tatsächlich die Schwierigste, so wie immer behauptet wird?

Kann man so sehen, trotzdem wehre ich mich etwas dagegen. Ich meine, es liegt immer an einem selbst, wie man die Saison angeht und annimmt. Klar haben sich die anderen Mannschaften besser eingestellt und man kann sich selbst besser einordnen, aber das ist ja nicht alles. Man hat es immer selbst in der Hand. Dynamo hat sich für die neue Saison gut aufgestellt, und ich glaube, sie sind auch ein bisschen demütig, wissen was sie können und was nicht. Aber mehr Urteil kann ich mir gar nicht erlauben, dafür bin ich viel zu weit weg.

Und zwar als Trainer beim Oberligisten Askania Bernburg. Wie kam es denn dazu?

Nach meinen zwei Jahren bei Dynamo war ich noch zwei Jahre bei Sachsen Leipzig und bin dann nach Meuselwitz gewechselt. Dort arbeite ich immer noch bei der Firma Bluechip im Marketing, gehe jetzt in mein zehntes Jahr. Das macht mir sehr viel Spaß. Als Trainer der Meuselwitzer musste ich aber leider im vergangenen Oktober meinen Hut nehmen und habe jetzt das Amt in Bernburg übernommen. Das ist für mich ein kleines Abenteuer - aber auch die Möglichkeit, als Trainer weiter Erfahrung zu sammeln.

Inwieweit verfolgen Sie Dynamos Entwicklung noch?

Meine Kinder sind immer noch Dynamo-Fans, wir sind auch ab und zu bei Heimspielen da. Für mich war Dynamo ein besonderer Verein in meiner Karriere, meine sportlich schönste Zeit. Schon deshalb verfolgt man die Entwicklung automatisch weiter. Der Verein wächst gerade wieder, die Infrastruktur wird immer besser mit dem neuen Trainingszentrum und so weiter. Ich glaube, Dynamo ist auf einem sehr guten Weg und hat auch einen sehr guten Trainer mit einer jungen Mannschaft. Das macht Spaß und lässt hoffen.

Interview: Tino Meyer