Von Verena Schulenburg
Tharandt. Der Verkehr braust durch Tharandt. Wer von Freital nach Dorfhain will, nach Kurort Hartha oder weiter in Richtung Freiberg, der fährt meist durch Tharandts Stadtmitte. Vor allem vom Ortseingang der Forststadt bis zur Freiberger Straße ist das Verkehrsaufkommen hoch. Fast 10 600 Fahrzeuge nutzen an einem Wochentag die Straße im Kerbtal. Die Folge: Lärm. Und diesen will die Arbeitsgruppe Verkehr in Tharandt in Zukunft reduzieren.
Das Gebiet: In Tharandts Stadtmitte ist die Lärmbelastung am größten
Das Untersuchungsgebiet der Tharandter Arbeitsgruppe konzentriert sich vor allem auf die Straßen, die den Durchgangsverkehr stemmen müssen. Das betrifft vor allem die Dresdner Straße, die Freiberger- und die Pienner Straße. An vielen Stellen übersteigt die tägliche Lärmbelastung durch Straßenverkehr die gesundheitsrelevante Grenze von 65 Dezibel am Tag, erklärt Jens Heinze (Grün der Zeit), der die AG Verkehr leitet und im Tharandter Stadtrat sitzt. Auch nachts wird die gesetzlich vorgeschriebene Grenze von 55 Dezibel entlang der Ortsdurchfahrt überschritten. Lärm geht zwar auch vom Schienenverkehr der Bahn aus.
„Darauf haben wir aber keinen Einfluss“, erklärt Heinze. Anders sieht es beim Straßenverkehr aus. Ziel der AG ist es, konkrete Maßnahmen herauszuarbeiten, die den Lärm in Tharandt minimieren und diese in einem sogenannten Lärmaktionsplan festzuhalten. Auf dessen Grundlage könne Tharandt auch Forderungen gegenüber verantwortlichen Straßenbehörden gelten machen, die dazu beitragen, den Lärm für die Anwohner zu reduzieren.
„Unser Ziel hierbei ist es, die Ursachen zu bekämpfen“, erklärt Jens Heinze. Lärmschutzwände an den betreffenden Straßenabschnitten beispielsweise seien keine adäquate Maßnahme.
Die Maßnahmen: Runter vom Gaspedal und rauf aufs Fahrrad
Ein wichtiger Aspekt, um den Lärm in der Stadtmitte zu reduzieren, ist es, weitere Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuführen. Ein Auto, das mit Tempo 30 durch den Ort fährt, verursache weniger Lärm als mit Tempo 50, so das Argument der Arbeitsgruppe. Auch Rasern, die sich nicht an die ortsübliche Geschwindigkeit halten, müsse entgegnet werden. Mit einer mobilen Geschwindigkeitsanzeige, die wechselnd an wichtigen Straßen angebracht werden kann, sollen Autofahrer an ihr Tempo erinnert und dafür sensibilisiert werden.
Eine weitere Idee ist es, mehr Einwohner der Forststadt für den Radverkehr zu begeistern. Dafür sei aber eine sichere Radverbindung durch Tharandt notwendig, erklärt der Tharandter Christoph Richter, der sich ebenfalls in der AG Verkehr engagiert. Mit dem neuen Radweg von Freital, der noch dieses Jahr bis zum Ortseingang Tharandt führen soll, wäre endlich ein wichtiger Schritt getan. Das allein genüge aber nicht, sagt Richter. Darüber hinaus müssten auch sichere Fahrtwege für Radler durch Tharandt weiterverfolgt werden, zum Beispiel durch „Strichellinien“.
Nicht nur der Radverkehr soll künftig in Tharandt attraktiver werden. Auch die Wege für Fußgänger gilt es zu optimieren und sicher zu gestalten, erklärt Christoph Richter, zum Beispiel durch Zebrastreifen an Buswartehäusern. Insgesamt, erzählt Richter, habe er in den vergangenen Jahren bereits einen Bewusstseinswechsel in Tharandt feststellen können. „Vor 19 Jahren, als ich selbst im Stadtrat saß, war ich der einzige, der mit dem Rad fuhr“, erinnert er sich. Der Lärmaktionsplan, den die Tharandter nun ausarbeiten, soll alle Verkehrsteilnehmer berücksichtigt.
Die Umsetzung: Einwohner sollen ebenfalls ihre Ideen einbringen
Bevor die einzelnen Maßnahmen festgelegt werden, die dazu beitragen, den Verkehrslärm in der Stadt zu reduzieren, will die AG Verkehr ihre Pläne den Tharandtern vorstellen. Voraussichtlich Anfang Mai ist eine Einwohnerversammlung geplant. Dann haben die Anwohner auch die Chance, eigene Vorschläge und Hinweise anzubringen. Außerdem soll die Lärmsituation in Tharandt von Studenten der Professur für Verkehrsökologie an der TU Dresden untersucht werden – sollten sich Studierende für eine entsprechende Diplomarbeit begeistern können. Mit der Professur habe man den richtigen Partner an der Seite, sagt auch Stadtrat Otto Wienhaus. Der Blick „von außen“, auf die Lärmbelastung biete eine gute Diskussionsgrundlage für weitere Projekte in der Forststadt. Ziel soll es sein, mit weniger Verkehrslärm in der Stadtmitte, die Lebensqualität für die Anwohner zu erhöhen und damit auch das Wohnumfeld attraktiver zu gestalten.
Ein erster Entwurf des Maßnahmeplans der AG Verkehr in Tharandt ist auch im Internet zu sehen:
www.tharandtel.de/ag-verkehr/massnahmeplan