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Wie gefährlich sind die Flitzer?

Elektro-Tretroller dürfen auf Radwegen und Straßen rollen. Welche Risiken die neuen Gefährte bergen, erklärt Unfallchirurg Norman Wiele.

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Norman Wiele ist Unfallchirurg und Leiter der Notaufnahme der Helios Klinik in Leisnig.
Norman Wiele ist Unfallchirurg und Leiter der Notaufnahme der Helios Klinik in Leisnig. © Helios Klinik

Leisnig. Bereits ab Jugendliche ab 14 Jahren dürfen ab sofort mit den E-Scootern, wie die modernen Tretroller heute heißen, auf dem Radweg – oder wenn dieser nicht vorhanden ist – sogar auf der Straße fahren. Eine Helmpflicht besteht jedoch nicht. Norman Wiele, Leiter der Notaufnahme der Helios Klinik Leisnig, sieht das äußerst kritisch.

Welches Gefahrenpotenzial sehen Sie durch die Nutzung von elektrischen Tretrollern?

Man muss sich bewusst sein, dass die elektrischen Roller kein Spielzeug sind und bis zu 20 Kilometer die Stunde fahren können – das ist schon eine ziemliche Geschwindigkeit. Insofern ist es gut, dass die Roller zum Beispiel nicht auf dem Fußweg oder in Fußgängerzonen genutzt werden dürfen, um Zusammenstöße mit Fußgängern auszuschließen. 

Aber im Prinzip herrscht für E-Tretroller-Fahrer eine ganz ähnliche Verletzungsgefahr wie für Fahrradfahrer, bei denen wir häufig Kopf- und Arm-Handverletzungen feststellen müssen. Allerdings kann ein Fahrrad allein durch seine Größe und Stabilität manche Zusammenstöße besser kompensieren als ein Tretroller. Außerdem haben die Roller verhältnismäßig kleine Räder, so dass die E-Scooter bei unebenen oder nassen Flächen recht instabil reagieren.

Gibt es bereits Zahlen, die das Verletzungsrisiko durch die Roller belegen?

In Deutschland kenne ich noch keine aktuellen Untersuchungen. Aber in Amerika haben Mediziner zum Beispiel im Zeitraum eines Jahres 249 Fälle untersucht, die nach einem Unfall mit einem E-Scooter in die Notaufnahme kamen. 228 der Unfallopfer waren als Fahrer verunglückt, das heißt sie stürzten, kollidierten mit einem Gegenstand oder wurden angefahren. 

21 Menschen wurden als Nicht-Fahrer verletzt, sprich sie wurden von einem E-Scooter angefahren, waren über einen abgestellten Roller gestolpert oder Ähnliches. Die häufigsten Verletzungen waren dabei Kopfverletzungen mit etwa 40 Prozent, gefolgt von Knochenbrüchen (zirka 32 Prozent) sowie Prellungen, Stauchungen oder Platzwunden. 

Für realistische Rückschlüsse bräuchte man hier genaue Vergleichszahlen mit anderen Verkehrsmitteln, wie zum Beispiel Fahrrädern. Aber es zeigt trotzdem, dass das Verletzungsrisiko nicht zu unterschätzen ist.

Kann man als Nutzer von E-Scootern bestimmte Vorsichtsmaßnahmen treffen, um Unfälle und Verletzungen zu vermeiden?

In erster Linie würde ich jedem, der einen E-Tretroller nutzt, dringend raten, einen Helm zu tragen. Das Gleiche gilt natürlich genauso für Radfahrer. Das Risiko für schwere Kopfverletzungen kann so bereits reduziert werden. Sicherlich kann man auch Handgelenksprotektoren ähnlich wie beim Inline-Skaten tragen. 

Letztlich denke ich aber auch, dass man das Fahren mit den E-Scootern üben sollte. Dazu gehört das richtige Bremsen, und vor allem auch das schnelle Abspringen von dem Roller, falls es mal nötig sein sollte. Und wie für jeden Verkehrsteilnehmer gilt, sich auch als E-Rollerfahrer umsichtig und rücksichtsvoll im Verkehr zu bewegen. (DA/vt)