Dippoldiswalde
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Wie groß ist die Brandgefahr in Kirchen?

Feuerwehren im Osterzgebirge wären bei einem Kirchenbrand überfordert. Das liegt aber nicht an den Kameraden selbst.

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Heute steht die Lauensteiner Kirche wieder schmuck da. 2003 hat hier ein Brand die Jehmlich-Orgel zerstört. Sie wurde wieder aufgebaut.  Fotos:
Heute steht die Lauensteiner Kirche wieder schmuck da. 2003 hat hier ein Brand die Jehmlich-Orgel zerstört. Sie wurde wieder aufgebaut. Fotos: © Egbert Kamprath

Der Brand in der Kathedrale Notre Dame in Paris beschäftigt die ganze Welt. Hunderte Millionen Euro für den Wiederaufbau sind bereits zugesagt. 

Kirchen sind aber auch im Osterzgebirge schon Opfer von Bränden geworden.

Zwei schwere Brände der jüngeren Geschichte sind in Lauenstein und Johnsbach passiert. 2003 ist die älteste erhaltene Jehmlich-Orgel in der Kirche in Lauenstein abgebrannt. Die exakte Ursache ist bis heute nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen ein und nahm einen technischen Defekt an, so Sigrun Neidhold, die zuständige Baupflegerin beim Regionalkirchenamt Dresden.

In Johnsbach liefen 1972 Zimmererarbeiten in der Kirche. Vermutlich kam es durch Schweißarbeiten dabei zu einem Feuer, und die Kirche ist ausgebrannt. Die Orgel in Lauenstein ist originalgetreu wieder hergestellt worden und der Kirchenraum mit seinen wertvollen Sandsteinskulpturen saniert. In Johnsbach ist die Kirche in ihrer alten Form wieder aufgebaut worden, wurde aber innen neu gestaltet.

In den letzten Jahren ist die Glashütter Feuerwehr zweimal zur dortigen Kirche ausgerückt. Darin waren nach dem Hochwasser 2002 Säcke mit Kleiderspenden gelagert. Die lagen zu nahe an einer Lampe und haben zu schmoren begonnen, als diese eingeschaltet wurde, wie der Glashütter Stadtwehrleiter Veith Hanzsch berichtet. Die Lampe wurde abgeschaltet. Weiter ist nichts passiert. Wenig später gab es erneut in der Glashütter Kirche ein Problem mit einer nachträglich eingebauten Elektroheizung. Das konnte mit einer einfachen Stromabschaltung gelöst werden.

Normalerweise ist die Gefahr relativ gering, dass in einer Kirche ein Brand ausbricht. Anders ist es, wenn dort gebaut und gearbeitet wird. „Aber dafür gibt es strikte Richtlinien“, sagt Baupflegerin Neidhold. „Arbeiten wie Schweißen oder Flexen in einem Kirchenraum sind absolut tabu. So etwas muss immer im Freien geschehen.“ Wenn das nicht möglich ist, weil beispielsweise eine fest eingebaute Metallstrebe durchtrennt werden muss, ist eine Brandwache danach zwingend vorgeschrieben. „Die muss länger als einen Tag dauern“, sagt Neidhold. Damit wird vorgebeugt, falls doch noch irgendwo ein Funke glimmt und ein Feuer entfacht.

Große Probleme für die Feuerwehr

„Wenn aber eine Kirche wirklich in Brand geriete, dann hätten wir ein ganz großes Problem“, sagt der Dippoldiswalder Stadtwehrleiter Michael Ebert. Sein Glashütter Kollege stimmt ihm zu: „Wir wären genauso überfordert, wie es die Pariser Kameraden waren.“ Kirchen sind besondere Gebäude.

Verschiedene Punkte machen Brandbekämpfung dort schwierig. Bei größeren Gebäuden machen die Feuerwehren immer wieder sogenannte operativ-taktische Studien. Sie sehen sich die Gegebenheiten an und überlegen, was im Brandfall zu tun ist, worauf die Feuerwehr achten muss. So wurde auch die Dippoldiswalder Stadtkirche St. Marien und Laurentius untersucht, wie Ebert berichtet.

Schon die Höhe des Gebäudes ist eine Herausforderung. Der Hubsteiger der Dippoldiswalder Feuerwehr würde am Turm der Stadtkirche gerade bis zur Höhe der Uhr reichen. Die Turmkuppel und die Laterne ragen noch etliche Meter weiter hoch und sind also von außen nicht mehr erreichbar. Von innen müsste über eine Wendeltreppe ein Schlauch in die Höhe gebracht werden – auch schwierig und vor allem gefährlich, wenn es im Turm darüber brennt.

So sah es 2003 nach dem Brand auf der Orgelempore der Lauensteiner Kirche aus. Rauch und Ruß hinterließen Schäden.
So sah es 2003 nach dem Brand auf der Orgelempore der Lauensteiner Kirche aus. Rauch und Ruß hinterließen Schäden. © Egbert Kamprath

Die Kirchen selbst, aber auch ihre Ausstattung sind in der Regel wertvolle und einzigartige Kulturgüter. Das muss die Feuerwehr bei Löscharbeiten auch berücksichtigen, beispielsweise vorsichtig sein beim Einsatz von Löschwasser. Andererseits stehen viele Kirchen mitten in den Orten, oft leicht erhöht. Das sind meistens Stellen, wo es schwierig wird Löschwasser heranzuschaffen, sagt Ebert. Das ist anders als bei Notre Dame, die auf einer Seine-Insel errichtet wurde.

Die Bauweise vieler alter Kirchen macht es schwierig, an einen Brandherd heranzukommen. Die Dippser Stadtkirche beispielsweise besitzt ein gotisches Gewölbe, das man nicht betreten darf. Darüber verläuft ein Metallsteg, auf dem man gehen kann. „Aber da möchte keiner daneben treten“, sagt Ebert. Das ist nicht einfach, wenn man im Rauch nichts sieht.

Der Dippoldiswalder Pfarrer, Sebastian Schurig, ist zuversichtlich, dass die Brandgefahr in der Kirche gering ist. „Aber hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben. Wer hätte jemals gedacht, dass Notre Dame in Brand geraten kann“, sagt er.

Kirchenbrände seit 1632

1632 sind in Folge des 30-jährigen Kriegs die Kirchen in Dippoldiswalde und Dorfhain abgebrannt.

1738 ist bei einem Stadtbrand in Bärenstein auch die Kirche abgebrannt.

1876 und 1945 ist die Altenberger Kirche abgebrannt. 1876 war es ein Stadtbrand, dem auch viele andere Häuser zum Opfer fielen. 1945 brannte es am Ende des Zweiten Weltkriegs.

1972 ist die Kirche in Johnsbach abgebrannt. Unsachgemäße Schweißarbeiten werden als Ursache angenommen.

2003 ist die Orgel in der Kirche Lauenstein abgebrannt, Ursache war ein technischer Defekt. 

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