Von Sandro Rahrisch
Sie haben kaum mehr als Shirt, Schuhe und Dokumente bei sich, wenn sie in Dresden ankommen. Mehr als 2 000 Asylsuchende leben derzeit in den Erstaufnahmelagern, weitere 2 500 sind es in den städtischen Heimen und Wohnungen. Ohne Spenden und freiwillige Helfer könnten die Flüchtlinge weder versorgt noch betreut werden.
Wie hoch ist die Spendenbereitschaft der Dresdner?
Spenden für die Flüchtlinge in den Erstaufnahmelagern nehmen die Helfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in der Klingerstraße 20 entgegen. Die Sammelstelle in Übigau war vorübergehend geschlossen. In den vergangenen Wochen haben so viele Dresdner gespendet, dass das Lager voll war und die Sachen erst einmal an die Asylsuchenden verteilt werden mussten. „Ab Montag nehmen wir wieder Spenden an“, sagt Ulrike Peter vom Dresdner DRK. Zu den Spendern gehören auch Unternehmen. So hat ein Hersteller für Pflegeprodukte in dieser Woche große Mengen Shampoo, Zahnpasta und Duschgel geschenkt. Ein Discounter lieferte Paletten mit Spielzeug.
Wie erfahre ich, was das Rote Kreuz gerade braucht?
Herbstkleidung wird derzeit dringend gebraucht – regenfeste Jacken, Halbschuhe (Männer: bis Größe 44; Frauen: Größe 37 bis 41), gerade geschnittene Herrenhosen in kleineren Größen, Kinder- und Jugendkleidung ab Größe 158. Die Sachen können auch in die Container geworfen werden, die das DRK stadtweit aufgestellt hat. Was aktuell gebraucht wird, teilt das Rote Kreuz auf seiner Facebook-Seite mit.
Wo werden noch dringend helfende Hände benötigt?
Die Hilfsbereitschaft übersteigt derzeit die Einsatzmöglichkeiten, sagt DRK-Sprecher Kai Kranich. Die Aufgaben lassen sich am besten planen, wenn freiwillige Helfer kontinuierlich und für eine längere Zeit bereit sind, mit anzupacken. Wer acht statt zwei Stunden am Tag helfen kann, werde bevorzugt eingesetzt. Besonders gefragt sind aktuell Ehrenamtler, die medizinische und pädagogische Kenntnisse haben oder Fremdsprachen sprechen. Wichtig sei, dass alle, die ihre Hilfe anbieten wollen, sagen, was sie können. Bewerbungen werden per E-Mail entgegengenommen.
Kann ich meine Spende auch direkt in die Lager bringen?
Generell sollten keine Spenden an die Notunterkünfte gebracht werden. Der Aufwand ist sonst zu groß, da die Spenden dorthin transportiert werden müssen, wo sie gebraucht werden. Über eine zweite Sammelstelle denkt das DRK derzeit nach.
Wer kümmert sich um die Menschen, die in den städtischen Heimen leben?
Wenn die Flüchtlinge in den Erstaufnahmelagern registriert und untersucht wurden, übernehmen die Kommunen die Betreuung. In Heimen und angemieteten Wohnungen warten die Asylsuchenden darauf, ob sie in Deutschland bleiben dürfen. In dieser Zeit müssen sie sich selbst verpflegen. Alleinstehende Heimbewohner etwa bekommen 329 Euro im Monat. Betreut werden sie zum Beispiel bei Behördengängen von den 22 Sozialarbeitern, die sich im Auftrag der Stadt um jeweils 100 Asylsuchende kümmern. Sie vermitteln auch den Kontakt zu ehrenamtlichen Helfern. Sachspenden sammeln unter anderem der Umsonstladen und die Heilsarmee.
Wie kann ich mich als Helfer bei den Vereinen und Initiativen engagieren?
Das Sächsische Umschulungs- und Fortbildungswerk Dresden (SUFW), das Flüchtlinge in der Region Cotta betreut, sucht derzeit Helfer, die die Asylsuchenden zum Arzt begleiten, ihnen Deutsch beibringen oder mit ihnen Fußball spielen. Der Ausländerrat, der die Flüchtlinge in der Altstadt und in Plauen begleitet, vermittelt Bildungspatenschaften. Dabei kann man die schulische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ehrenamtlich fördern. Die Diakonie veranstaltet an diesem Wochenende eine Fahrrad-Sammelaktion. Gesucht werden Räder, die so fahrbereit wie möglich sind. Die Aktion findet am Sonnabend von 16 bis 20 Uhr, Sonntag von 10 bis 16 Uhr in der Lößnitzstraße 14 statt.
Gibt es eine Übersicht, an welcher Stelle gerade Hilfe gebraucht wird?
Eine zentrale Stelle, die den Hilfebedarf im Internet abbildet, gibt es nicht. Allerdings hat das Netzwerk „Dresden für alle“ eine Plattform namens „Afeefa.de“ entwickelt, die einen Überblick über Initiativen, Vereine und Hilfsorganisationen bietet. Die Seite gibt es in zehn Sprachen. Außerdem koordiniert ein Mitarbeiter im Rathaus die ehrenamtlichen Einsätze für die Flüchtlinge, die sich in Obhut der Stadt befinden, die Erstaufnahmelager also verlassen haben.
Was erreiche ich mit einer Geldspende?
In den Erstaufnahmelagern bezahlt der Freistaat die Grundausstattung. Alles, was darüber hinaus geht, muss das DRK selbst übernehmen. Dabei sind Geldspenden eine große Hilfe. So konnten sich die Helfer jetzt zwei Medizintaschen anschaffen, ausgestattet mit Medikamenten und einem Beatmungsgerät. Auch die anderen Hilfsorganisationen sind auf Geldspenden angewiesen, um Flüchtlinge zu betreuen. Die Caritas schickt ab Samstag wieder Sammler auf Dresdens Straßen.