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Wie kann Sebnitz mehr Urlauber locken?

Beim Tourismuskonzept brechen alte Gräben zwischen der Stadt und den Ortsteilen auf. Alles zu schwammig, sagen die Kritiker.

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© Archiv: Steffen Unger

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Im März wurde der Entwurf des Tourismusfahrplans 2025 den Sebnitzer Stadträten zum ersten Mal vorgestellt. Es folgten Stellungnahmen, Überarbeitungen, Diskussionsrunden und eine öffentliche Auslegung, bis die Endversion am Mittwochabend zur Abstimmung stand. Trotz der langen Vorgeschichte wurde das Konzept, in dem die Stadt ihre Prioritäten in Sachen Tourismus festschreibt, kurz vor Schluss noch einmal grundsätzlich infrage gestellt. „Ein Großteil der Wertschöpfung kommt aus den Ortschaften“, sagte Stadtrat Sandro Dittrich. „Das findet sich in dem Konzept aber nicht wieder.“

Statt von Hinterhermsdorf, Lichtenhain, Mittelndorf und Altendorf sei in weiten Teilen von den städtischen Einrichtungen die Rede – gemeint sind etwa Solivital oder Kräutervitalbad – diese machten aber nicht den Kern des Tourismus aus. Im Namen der Fraktion Mitsprache Stadt und Land beantragte Dittrich deshalb, das Papier nicht zu beschließen, sondern zurück in den Ausschuss zu verweisen, der es überarbeiten möge. Die Gegenrede folgte aus den eigenen Reihen. Dietmar König (ebenfalls Mitsprache Stadt und Land), wies die Kritik zurück. Als Beschäftigter der städtischen Tourismusabteilung hat er die Meinungen der Vermieter aus den Ortsteilen mit angehört. Es habe seit März einen intensiven Austausch gegeben. „Es war genügend Zeit, einzelne Punkte zu bemängeln.“

Mit dem vorliegenden Ergebnis sind dennoch nicht alle zufrieden. Thomas Beier (CDU) hält den Tourismusfahrplan weitgehend für eine Bestandsaufnahme. Er sei nicht genügend mit konkreten Maßnahmen untersetzt. „Wie wollen wir dahinkommen, dass die Touristen länger dableiben?“, fragte der Stadtrat. Zudem sei ihm noch immer nicht klar, ob Sebnitz nun Seidenblumenstadt oder Kunstblumenstadt sein wolle. Marion Berger, CDU-Stadträtin und Ortsvorsteherin von Hinterhermsdorf, sagte, ihr sei das Konzept zu langatmig geschrieben. Dennoch gehe sie mit vielen Maßnahmen konform.

Am deutlichsten brachte Wolfgang Mühle (Mitsprache Stadt und Land) seine Kritik auf den Punkt. Obere Schleuse, Kuhstall oder Lichtenhainer Wasserfall – das seien die Highlights der Region. „Dort müssen wir einhaken und diese Dinge anpreisen.“ Die Urlauber kämen schließlich zum Wandern in die Sächsische Schweiz. Wer das Meer vor der Haustür haben, den könne man nicht mit einem Hallenbad locken.

Nur ein Missverständnis? Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU) erklärte, dass der Tourismusfahrplan kein Werbeprospekt für Urlauber ist, sondern internes Arbeitsmaterial. Welches Budget in die Werbung für welche Attraktion fließt, werde an anderer Stelle geregelt, nämlich im Marketingplan. Auch gegen die Kritik , dass die Ortsteile zu kurz kommen würde, verwahrte sich Ruckh. Man denke nicht in Ortschaften, sondern in Produkten, wie dem Malerweg, dem Dichter-Maler-Musikerweg oder dem Flößersteig – und die führten nicht durch die Stadt, sondern über die Dörfer.

Auf Seite 35 des 39-seitigen Tourismusfahrplans findet sich folgender Satz: „In der Vergangenheit wurden die Ortschaften in der Bewerbung, von einigen Ausnahmen wie Hinterhermsdorf abgesehen, eher stiefmütterlich behandelt.“ In Zukunft sollen sie stärker in den Fokus rücken. Mit 17 Ja-, fünf Neinstimmen und einer Enthaltung wurde der Plan beschlossen.