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Wie Kreischa zu seinem Marktrecht kam

Seit 250 Jahren wird im Ort ein Jahrmarkt abgehalten. Keine Selbstverständlichkeit für eine so kleine Gemeinde.

Von Yvonne Popp
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Einen Jahrmarkt gibt es in Kreischa schon seit 250 Jahren.
Einen Jahrmarkt gibt es in Kreischa schon seit 250 Jahren. © Foto: Bürgerstiftung Kreischa

Jedes Jahr, am ersten Septemberwochenende, ist ganz Kreischa in Feierlaune. Mit Schaustellerbetrieb und buntem Markttreiben lädt die Gemeinde dann traditionell zum Jahrmarkt ein. In diesem Jahr aber beginnen die Feierlichkeiten schon eine Woche früher, denn das bunte Treiben auf der Festwiese an der Lungkwitzer Straße jährt sich zum 250. Mal.

Organisiert von der Bürgerstiftung „Wir sind Kreischa“ wird am Sonnabend, dem 24. August, mit einem Naturmarkt und einem Oldtimertreff auf dem alten Rittergut sowie Humor von und mit Peter Flache im Lungkwitzer Gasthof in die Festwoche gestartet. Bis am Freitag der Jahrmarkt mit Bierprobe und Fassanstich eröffnet wird, erwartet Einheimische und Besucher ein buntes Programm.

So findet unter anderem am Montag ein Feierabendtrödelmarkt im Vereinshaus statt. Am Dienstag, ebenfalls im Vereinshaus, wird der Defa-Film „Sieben Sommersprossen“ gezeigt. Am Mittwoch lädt die Bürgerstiftung ab 14 Uhr zum Seniorencafé ein, bevor am Abend am „Runden Tisch für ein enkeltaugliches Kreischa“ lebhaft über die Zukunft der Gemeinde diskutiert werden kann und darf. Am Donnerstag wird eine geführte Wanderung durch den Ort angeboten.

Ein besonderer Höhepunkt dürfte der erste Kreischaer Bürgerbrunch am Sonntag, dem 25. August, sein. „Mitmachen ist hier das Motto“, sagt Carsten Blume, Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung. „Jeder, der daran teilnehmen will, sollte eine Leckerei mitbringen“, erklärt er. Von selbst gemachter Marmelade, über Brot, Kaffee und Kuchen, bis hin zu Salaten und Getränken sei alles erlaubt und erwünscht. Der Bürgerbrunch, so wünscht sich Carsten Blume, soll die Menschen näher zusammenbringen. „In gemütlicher Atmosphäre sollen sie sich austauschen, alte Bekannte treffen oder neue Kontakte knüpfen“, sagt er weiter. Wenn die erste Veranstaltung gut anläuft, kann sich Carsten Blume vorstellen, dass sie künftig ein fester Bestandteil des Jahrmarkts wird.

Ursprünglich aber diente ein Jahrmarkt keineswegs der Belustigung und dem Vergnügen. Im Gegenteil. Für die ländliche Bevölkerung bot er oft die einzige Möglichkeit, Gegenstände für den persönlichen Bedarf oder den Haushalt erwerben zu können. Vom Erlös der Ernte kauften die Menschen Töpfe, Korbwaren, Kleidung oder Werkzeuge, kurz, alles was sie für ihre oftmals bescheidenen Lebensverhältnisse benötigten.

Doch längst nicht jeder Ort durfte damals einfach einen Jahrmarkt abhalten. Das war ein Vorrecht der Städte. Wie kommt es nun, dass dem kleinen Kreischa das Marktrecht zugesprochen wurde? Kurfürstin Maria Antonie besaß seinerzeit die Rittergüter in Ober- und Niederkreischa. Sie verlieh der Gemeinde das Marktrecht, nachdem Kurfürst August III. am 1. September 1769 mit seinem ganzen Hofstaat Kreischa besucht hatte.

Zu Ehren des Kurfürsten wurde damals ein Bauernfest gefeiert und auf dem Platz zwischen Rittergut und Pfarre ein Vieh- und Krammarkt abgehalten. Auch ein Festumzug fand statt. Fortan durfte sich Kreischa Marktflecken nennen. Im Jahr darauf gab es wieder einen Markt und dazu einen Tanzabend auf dem Malzboden.

Wandel zum Volksfest und zurück

Über 200 Jahre lang wurde der Kreischaer Jahrmarkt immer in der ersten Septemberwoche veranstaltet. Die Bierprobe dienstagabends bot dabei den inoffiziellen Auftakt. Eröffnet wurde der Markt erst mittwochs, 11 Uhr, mit dem Läuten der Glocken. Während der Jahrmarkt einst hauptsächlich wirtschaftlich von Bedeutung war, wandelte er sich im Laufe der Zeit zu einem Volks- und Familienfest – nur unterbrochen vom 1. und 2. Weltkrieg. Das 180. Jubiläum 1949 wurde trotz kriegsbedingten Mangels in allen Bereichen ein bewegendes Volksfest mit Auftritten des Bergsteigerchores, eines Gesangswettbewerbs und einem großen Tanzabend. Auch während der DDR-Zeit war der Jahrmarkt Höhepunkt des Kreischaer Dorflebens. Schausteller, die schon damals mit ihren Fahrgeschäften in die Gemeinde kamen, halten dieser bis heute die Treue.

Ganz nach Tradition hat sich der Kreischaer Jahrmarkt inzwischen wieder mehr in Richtung eines Bauernmarktes entwickelt. Neben all den Vergnügungsmöglichkeiten werden deshalb auch in diesem Jahr wieder viele ortsansässige Gewerbetreibende dafür sorgen, dass Einheimischen und Gästen vielfältige Waren angeboten werden können.