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Wie läuft’s im neuen Görlitzer Kreisel?

Nutzen Fußgänger die Zebrastreifen, sparen sie durch den neuen Kreisel Zeit. Aber als Auto- oder Radfahrer?

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Test 1: Fußgänger sparen Zeit

Noch sind wenige Fußgänger im neuen Kreisverkehr zu sehen. Klar, laufen sie doch wegen der Baustelle für den Busbahnhof an gleich zwei Stellen ins Leere. Dort sind die Gehwege noch nicht fertig, der Zebrastreifen endet quasi im Nichts. Nutzt man den neuen Kreisel trotzdem als Fußgänger, zahlt sich offenbar das lange „Training“ für die Autofahrer am Kreisverkehr vorm Kino aus. Als die Zebrastreifen dort neu waren, hat kaum ein Autofahrer sie beachtet und ist flink in den Kreisverkehr geprescht.

SZ-Redakteur Matthias Klaus hat den neuen Kreisverkehr mit dem Auto getestet.
SZ-Redakteur Matthias Klaus hat den neuen Kreisverkehr mit dem Auto getestet. © nikolaischmidt.de
Testete den neuen Kreisverkehr als Fußgänger: SZ-Autorin Jenny Thümmler.
Testete den neuen Kreisverkehr als Fußgänger: SZ-Autorin Jenny Thümmler. © nikolaischmidt.de
Auf dem Fahrrad im Kreisverkehr unterwegs: Redakteurin Daniela Pfeiffer.
Auf dem Fahrrad im Kreisverkehr unterwegs: Redakteurin Daniela Pfeiffer. © nikolaischmidt.de

Für Fußgänger, die sich auf den aufgemalten Schutz verlassen haben, war das manchmal regelrecht gefährlich. Aber anscheinend haben die Autofahrer dazugelernt, vielleicht auch durch Kreisverkehre wie an der Wiesbadener Straße in Rauschwalde, wo die Wege für die Fußläufer genauso gestaltet sind. Am neuen Kreisel muss kaum ein Auto heftig bremsen. Er ist auch recht übersichtlich, nur am Übergang auf der Salomonstraße könnte es eng werden, wenn Autofahrer dort sehr flink um die Hausecke flitzen. Schön ist, dass man zu Fuß jetzt ein wenig Zeit spart durch die Zebrastreifen. Gerade beim Überqueren der Bahnhofstraße musste man nicht selten viele Autos abwarten, bis die Straße frei war. Jetzt müssen die Autofahrer warten.

Fazit: Nutzen Fußgänger die Zebrastreifen, sparen sie durch den neuen Kreisel Zeit.

Test 2: Autofahrer sind schnell rum

Na endlich! Sie ist weg, die monatelang nervende Umleitung mehr oder weniger durch die Innenstadt über die Hospitalstraße oder gar die Umleitung in der Umleitung über den Demianiplatz. Dank des neuen Kreisels können nun Pendler und Görlitz-Besucher mit ihrem Auto wieder frisch-fröhlich direkt an Landratsamt und Bahnhof vorbeifahren. Ist das tatsächlich so? Freie Fahrt für freie Kreisverkehr-Fans? Kleine Enttäuschung: Aus Richtung Brautwiesenplatz ist die Ampel an der Einmündung Krölstraße zwar recht schnell mit dem Umschalten. Aber die Linksabbiegerspur fehlt noch. Es wird gebaut.

Nachdem die Baustelle auf der Bahnhofstraße umkurvt ist – bisschen gewöhnungsbedürftige Verkehrsführung – Einfahrt in den Kreisel und hoppla, erst einmal bremsen. Hat das der Hintermann gemerkt? Ja, zum Glück. Der Grund für den abrupten Stopp: eine weitere Baustelle, Busbahnhof und ein zugehöriger Lkw, der auf die Einfahrt zu eben jener wartet und dabei mit dem Heck auf der Fahrbahn steht. Ein Ausnahmefall hoffentlich. Ansonsten fährt es sich angenehm um den neuen Kreisel. Hier kommen sicher auch größere Mobile gut durch. Die Zebrastreifen sind o. k., Fußgänger haben da Vorfahrt. Aber das ist ja nicht neu an Görlitzer Kreisverkehren.

Fazit: Es läuft im neuen Kreisel. Noch sicherer wird es, wenn alle Baustellen verschwunden sind.

Test 3: Radfahrer sind unsicher

Ungewohnt. Vor allem, wenn frau normalerweise auf dem Lande radelt. Die Hinfahrt aus Richtung Bahnhof ist angenehm – es rollt schön über den neuen Asphalt, die Farbe der Radweg-Markierung frisch. Und ein Radweg verleiht auch immer das Gefühl von Sicherheit.

Aber dann endet er abrupt, genau bei der Einfahrt in den Kreisverkehr. Erst mal bremsen, weil gerade ein Fußgänger über den Zebrastreifen kommt. Das gibt kurz Zeit, sich zu orientieren. Die Markierungen auch hier zum Glück in leuchtendem Weiß und damit bestens erkennbar. Zuerst biege ich mal in die Salomonstraße, auch hier gibt es keinen Radweg, aber in dem Moment kommt gerade kein Auto vorbei gerauscht, es fährt sich entspannt. Beim nächsten Versuch geht es an der anderen Seite aus dem Kreisverkehr raus – es könnte sich ja mal Hunger einstellen und dort ist eine Pizzaria. Zum Glück will an diesem Zebrastreifen gerade niemand über die Straße, denn als Radfahrer hier bremsen zu müssen, wenn man eine Autokolonne hinter sich weiß, ist nicht das sicherste Gefühl. Auf der Rückfahrt wird es durch die Baustelle Busbahnhof noch mal enger, doch zumindest vor der Einfahrt in den Kreisverkehr ist schon ein Bereich abgetrennt, der vermutlich Geh- oder Radweg werden soll. Darauf freuen wir Radfahrer uns.

Fazit: Es rollt super, nur müssen Radfahrer hier eine Extraportion Aufmerksamkeit mitbringen.