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Wie Paare Streit um Geld vermeiden

Finanzexperten und Psychologen empfehlen, stets offen darüber zu sprechen, wofür und wie viel Geld ausgegeben werden soll.

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© Jan-Philipp Strobel/dpa

Von Anja Meyer, dpa

Dresden/Oldenburg. Ein Abend im Restaurant: Christian bestellt sich eine Suppe vorweg, zum Hauptgericht das Fischfilet und vor dem Tiramisu noch einen Espresso. Im Laufe des Abends trinkt er drei Bier. Anna hingegen begnügt sich mit der vegetarischen Pasta und nippt den ganzen Abend an einer Saftschorle.

Lust auf Espresso und ein Dessert hätte sie eigentlich auch. Doch seit Anna und Christian Eltern sind, sitzt das Geld nicht mehr so locker: Statt zwei vollen Gehältern fließt nur noch Christians Gehalt auf das gemeinsame Konto, dazu kommt Annas Elterngeld. Und dann muss ja auch noch der Babysitter für den gemeinsamen Abend gezahlt werden.

Statt des romantischen Abends kommt es zu Schuldzuweisungen. Immer verprasst Christian das Geld der Familie - während Anna zurücksteckt. Nicht nur jetzt im Restaurant, auch für die Spiele seines Fußballvereins gibt er viel Geld aus, sagt sie. Er arbeitet ja auch hart dafür, sagt er. Die Stimmung ist hinüber.

Eigentlich geht es um gefühlte Benachteiligung

Anna und Christian heißen eigentlich anders - ihre Diskussionen kennen jedoch viele Paare: Geld ist einer der häufigsten Streitpunkte in der Partnerschaft. Das weiß auch die Psychotherapeutin Astrid von Friesen aus Dresden. "Das Thema Geld ist sehr emotional aufgeladen", sagt sie.

Im Streit darüber werfen sich Partner wütend vor, wer mehr ausgibt. Das führt zur Frustration bei beiden - dabei ist das Geld an sich meistens gar nicht so ausschlaggebend. "Im Wesentlichen geht es um ganz andere Themen", erklärt von Friesen. "Nämlich darum, wer sich benachteiligt fühlt."

Streit ums Geld offenbart häufig, dass ein Partner das Gefühl hat, zu kurz zu kommen. Weil dem anderen zum Beispiel die Hobbys wichtiger scheinen, da er dafür immer so viel ausgibt. Bei solchen Konflikten hilft nur: Offen miteinander reden, Transparenz über die Finanzen schaffen sowie einen festen Plan für alle Ausgaben und Einnahmen aufstellen. Denn oft fehlt einfach der Überblick - und dann fühlt sich schnell jeder benachteiligt.

Drei Töpfe sollt ihr haben

Dazu rät auch der Finanzcoach Per Schippl aus Oldenburg. Sein Erfolgsrezept zum Strukturieren von Finanzen nennt er das Drei-Töpfe-Modell: Aus dem Alltagstopf werden Ausgaben wie Miete und Lebensmittel bestritten. Der Rücklagentopf dient dazu, sich für unregelmäßige Ausgaben abzusichern. Zum Beispiel für die neue Waschmaschine - oder um den Urlaub zu bezahlen. Der dritte Topf ist für den Vermögensaufbau da. Damit spart man für langfristige Ziele.

Per Schippl rät sowohl Alleinstehenden als auch Paaren, ihre Ausgaben so zu strukturieren. "Die meisten Leute wissen gar nicht, wo ihr Geld hingeht", sagt Per Schippl. "Mit Struktur wird einiges klarer, und es kommt kaum noch zu Streit."

Paaren rät Schippl ab dem Zeitpunkt zu einem gemeinsamen Konto, an dem sie zusammenziehen. Das heißt nach seinem Töpfe-Modell: Es gibt einen gemeinsamen Alltagstopf für gemeinsame Fixkosten wie Miete und Lebensmittel. Schippls wichtigster Tipp: "Sich in Ruhe zusammensetzen und ganz klar definieren, was von diesem Geld bezahlt werden soll und wieviel jeder monatlich einzahlt." Denn nur wenn von Vornherein festgelegt ist, wofür das gemeinsame Geld ausgegeben wird, kann Streit vermieden werden. Wenn dieses Konzept gut funktioniert, kann nach einiger Zeit auch über ein gemeinsames Konto zum Vermögensaufbau nachgedacht werden.

Wer wieviel auf dieses gemeinsame Konto einzahlt, kann unterschiedlich sein. "Wenn einer deutlich mehr verdient, zahlt er meist auch mehr ein", sagt Per Schippl. Wichtig sei dabei nur, dass das vorher gemeinsam abgesprochen wird. Zusätzlich zum gemeinsamen Konto empfiehlt der Finanzcoach, dass beide Partner ihre eigenen Konten für Ausgaben wie Hobbys oder Kleidung behalten. "Es gibt Paare, die nur ein gemeinsames Konto haben und damit super zurechtkommen", sagt er. "Ich rate trotzdem dazu, ein eigenes Konto zu behalten, da man dann besser den Überblick behält."

Der Ärger kommt meist mit dem Nachwuchs

Dieses Konzept ist auch für Astrid Hastreiter von der Finanzberatung Frauenvermögen aus München schlüssig. Sie setzt sich dafür ein, dass Frauen Finanzthemen nicht den Männern allein überlassen. Aus ihrer Erfahrung wird das Thema Geld meistens dann problematisch, wenn ein Paar Kinder bekommt. Denn häufig fallen Paare dann in klassische Geschlechterrollen: Die Frau geht in Elternzeit und arbeitet später weniger - mit deutlichen Einbußen. Währenddessen macht der Mann Karriere und verdient immer mehr. Im Falle einer Trennung wird das für die Frauen zum Problem - ihnen fehlen wichtige Rentenpunkte.

"Viele Frauen befassen sich lange Zeit gar nicht mit dem Thema Finanzen - das ist der Kern des Übels", sagt Hastreiter. "Sie sind völlig uninformiert darüber, was ihnen zusteht oder was ihnen verlorengeht." Um dieses zu vermeiden, empfiehlt Astrid Hastreiter, dass sich beide Partner von Anfang an mit den Themen Vermögensaufbau und Altersvorsorge beschäftigen. "Setzt ein Elternteil für die Kinder aus, sollte der von dem anderen auch dafür entschädigt werden." Das könne zum Beispiel in Form einer privaten Altersvorsorge oder eines Fondssparplans passieren.

Um das alles immer wieder zum Thema zu machen, empfiehlt Hastreiter Paaren, sich regelmäßig zusammenzusetzen und ganz offen über Finanzen zu sprechen. Das sei nicht nur für den Fall einer Trennung sinnvoll: "Auch in der Beziehung gibt es ein gutes und wertschätzendes Gefühl, die Finanzen fair verteilt zu wissen."