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Wie Sachsen vom freien EU-Markt profitiert

Was bringt eigentlich die EU? Eine Studie hat mit Blick auf die Vorzüge des EU-Binnenmarkts eine Antwort - auch für alle ostdeutschen Bundesländer.

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© Monika Skolimowska/ZB/dpa

Gütersloh/Magdeburg. Keine Zölle, keine Grenzkontrollen und kaum Mobilitätshürden: Jeder Einwohner in den ostdeutschen Bundesländern hat einer Studie zufolge dank der wirtschaftlichen Vorteile des europäischen Binnenmarkts Hunderte Euro mehr in der Tasche - jedes Jahr. Doch der Osten der Republik profitiert demnach deutlich weniger als der Rest der Republik. 

Im Durchschnitt berechneten die Forscher für jeden Deutschen ein jährliches Einkommensplus von 1046 Euro. "Zusammengerechnet erzielt Deutschland mit insgesamt 86 Milliarden Euro pro Jahr die höchsten Einkommensgewinne im europäischen Ländervergleich", so die Forscher.

Der Osten lag mit einer Spanne zwischen 672 Euro in Brandenburg bis 848 Euro pro Kopf in Berlin deutlich darunter. Beim Spitzenreiter Baden-Württemberg ist das Plus im Vergleich zu Brandenburg fast doppelt so hoch. Die Forscher simulierten für 300 europäische Regionen, wie sich der Abbau von Handelshemmnissen durch den EU-Binnenmarkt niederschlägt. Einige Ergebnisse:

SACHSEN: Der Freistaat profitiert so stark vom EU-Binnenmarkt wie kein anderes ostdeutsches Flächenland. Jedes Jahr bringt die Handelsfreiheit laut Studie pro Einwohner 777 Euro. Addiert bringt der Binnenmarkt 3,17 Milliarden Euro pro Jahr. Die Forscher werteten auch die Großstädte aus: Demnach liegt Leipzig mit 808 Euro Plus pro Einwohner geringfügig vor der Landeshauptstadt Dresden (802 Euro).

BERLIN: Die Bundeshauptstadt kommt beim Einkommensgewinn pro Kopf im Osten Deutschlands noch am besten weg. Rund 848 Euro gibt es je Einwohner und Jahr dank des freien EU-Handels dazu. Doch selbst das schwächste westdeutsche Bundesland, Schleswig-Holstein (853 Euro), schneidet besser ab. Werden die Zugewinne je Einwohner addiert, liegt das Plus für Berlin insgesamt jedes Jahr bei fast 3 Milliarden Euro.

THÜRINGEN: Der Studie zufolge hat jeder Thüringer dank EU-Binnenmarkt rechnerisch jedes Jahr 739 Euro mehr in der Tasche. Addiert ergeben sich für den ganzen Freistaat Gewinne von 1,6 Milliarden Euro.

MECKLENBURG-VORPOMMERN: Ob das Plus pro Kopf angegeben wird oder die Einkommensgewinne zusammengerechnet werden: Mecklenburg-Vorpommern ist in beiden Ländervergleichen Dritter von hinten. So liegt das Bundesland mit 699 Euro Plus pro Einwohner knapp vor Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Addiert bringt der EU-Binnenmarkt dem Land pro Jahr 1,13 Milliarden Euro. Nur in Bremen und dem Saarland ist es weniger.

SACHSEN-ANHALT: Nur in einem Bundesland sind die Pro-Kopf-Gewinne dank des freien europäischen Warenverkehrs noch geringer. Laut Studie kommt das Land auf 692 Euro. Addiert sind es 1,56 Milliarden Euro.

BRANDENBURG: Nur 672 Euro Plus pro Einwohner - damit ist Brandenburg im Ländervergleich Schlusslicht beim Einkommensgewinn. Zusammengerechnet bringt das den Forschern zufolge 1,67 Milliarden Euro pro Jahr. Die Forscher bescheinigen Brandenburg wie den anderen ostdeutschen Ländern eine ausgeprägte Strukturschwäche.

Die deutliche Kluft zum Westen liegt aus Sicht der Forscher unter anderem daran, dass es in den Regionen weniger exportstarke Unternehmen gebe, welche besonders vom zollfreien EU-Binnenmarkt profitierten. Zudem fehle es im Osten an Metropolregionen, welche besonders viele Synergieeffekte bei Unternehmensansiedlungen böten. (dpa)