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Wie sicher ist Riesa?

Die erste öffentliche Sitzung des Kriminalpräventiven Rats war kaum besucht – obwohl es harte Fakten gab.

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© Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf

Riesa. Die Kriminalitätskurve in Riesa zeigt nach oben. Aber das liegt ganz wesentlich an einem Berg von Wasserhähnen – das hatte Revierleiter Hermann Braunger schon vor zwei Wochen erklärt. Ein Einheimischer hatte mehr als 460 Kleingärten heimgesucht, um Messing-Armaturen beim Schrotthändler zu Geld zu machen. Am Ende war er in das Visier einer Wildkamera geraten, die ein Schrebergärtner installiert hatte. Das brachte der Riesaer Polizei auf einen Schlag 463 aufgeklärte Fälle schweren Diebstahls ein (SZ) – und dem Mann eine Haftstrafe. „Die nächsten zwei Jahre sollten Riesas Kleingärten etwas sicherer sein“, sagt der Polizeichef.

Tatsächlich aber würden solche relativ unprofessionellen Fälle von Diebstählen das Hauptproblem in der Stadt Riesa sein: Allein aus Kellern und von Dachböden wurden vergangenes Jahr in der Stadt 105 Fälle von Diebstählen angezeigt, ein Plus von mehr als 40 Prozent. Zum Vergleich: Die so gefürchteten Tageswohnungseinbrüche gab es in Riesa vergangenes Jahr ganze achtmal – von denen sämtliche Taten aufgeklärt wurden. „Bei den Riesaer Wohnungseinbrüchen ist der Täter im Regelfall im Umfeld der Opfer zu finden“, sagt Hermann Braunger. Anders wäre eine Aufklärungsquote von 100 Prozent bei diesem Delikt auch kaum möglich. Insgesamt betrachtet, also nicht nur die Fälle während der Stunden tagsüber, gab es 2017 in der Stadt 15 Wohnungseinbrüche – fünf weniger als im Jahr zuvor. 80 Prozent von ihnen wurden aufgeklärt.

So betrachtet, geht es in Riesa sehr sicher zu. Und vielleicht war das auch ein Grund dafür, dass die erste öffentliche Sitzung des Kriminalpräventiven Rats im Ratssaal fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand. „Wir freuen uns über jeden, der da ist“, sagte OB Marco Müller (CDU) angesichts der sehr spärlich gefüllten Sitzreihen. „Auch wenn ich fast jeden hier persönlich kenne.“ Als Vorsitzender des kürzlich gemeinsam mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Geert Mackenroth gebildeten Gremiums konnte er allerdings kompetente Gesprächspartner begrüßen: Mit Jana Hänsel und Ralf Schaffelke waren zwei Vertreter des Landeskriminalamts da, neben Revierleiter Hermann Braunger war auch Amtsgerichtsdirektor Herbert Zapf vor Ort, dazu noch einige Stadträte und – als Mitglied des Kriminalpräventiven Rats – Schulleiter Jürgen Gläsel und Bürgeramtsleiter Wolfgang Beckel.

Die knapp 20 Zuhörer konnten viel darüber lernen, wie sich Eigenheimbesitzer vor Einbrechern schützen können (siehe Beitrag unten). Hagen Nickol von der Wohnungsgenossenschaft Riesa fragte hingegen nach Tipps für Mieter. „Schließlich wohnen mehr Riesaer in Wohnungen als in Einfamilienhäusern.“ In Mehrfamilienhäusern seien in aller Regel die Keller von Einbrüchen bedroht, sagt Polizeichef Braunger: Rund zwei Fälle pro Woche werden allein in Riesa angezeigt. „Da ist das A und O, dass die Hauseingangstür geschlossen bleibt“, sagt der Erste Polizeihauptkommissar. Er selbst würde an der heimischen Sprechanlage nie den Summer betätigen, nur weil jemand unten die Klingel drückt – ohne den Namen zu sagen. Täter kämen viel zu oft viel zu leicht rein, indem sie überall klingeln und nur „Post“ sagen. Einmal im Haus, bieten die meisten Kellerverschläge wenig Schutz. Dann werden oft Fahrräder gestohlen, manchmal aber auch nur ein Kasten Bier oder Leergut. Selbst solche Fälle hätten Folgen für die Betroffenen: „Wenn bei jemandem der Keller geknackt wurde, traut sich die Frau abends nicht mehr so einfach runter, um was zu trinken zu holen“, sagt der Revierleiter. Das Sicherheitsgefühl sinke bei Betroffenen enorm.

Deshalb solle man beispielsweise Fahrräder auch im Haus anschließen und die Haustür ständig geschlossen halten – und defekte Schlösser schnell melden. Mit solch einfachen Verhaltensweisen sei schon viel geholfen.