Pirna
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Wie Strom das Herz im Takt hält

Der Kardiologe Alexander Francke vom Klinikum Pirna über kranke Herzen und moderne Technik, die sie wieder in Schwung bringt.

Von Thomas Möckel
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Die Kardiologen Professor Dr. Carsten Wunderlich, Dr. Marian Christoph und Dr. Alexander Francke (vl.) im Herzkatheterlabor im Pirnaer Klinikum: Einen Herzschrittmacher einzusetzen, gehört zu den Standardeingriffen.
Die Kardiologen Professor Dr. Carsten Wunderlich, Dr. Marian Christoph und Dr. Alexander Francke (vl.) im Herzkatheterlabor im Pirnaer Klinikum: Einen Herzschrittmacher einzusetzen, gehört zu den Standardeingriffen. © Klinikum Pirna

Bei einem gesunden Menschen schlägt das Herz 60 bis 80 Mal in der Minute. Ist die lebenswichtige Pumpe allerdings krank, schafft sie diese Frequenz oft nicht mehr. Moderne Technik wie Schrittmacher oder Defibrillatoren können helfen, mit Stromstößen das Herz wieder in den richtigen Takt zu bringen. Sogenannte Eventrecorder hingegen erforschen die Ursache von Rhythmusstörungen. Diese Geräte zu implantieren, gehört zu den geübten Standardeingriffen im Pirnaer Klinikum. Kardiologe Dr. Alexander Francke erklärt, welche Geräte sich jeweils für Patienten eignen und wie sie implantiert werden.

Dr. Francke, wie funktioniert eigentlich ein Herzschrittmacher?

Ein Herzschrittmacher verfügt über Kabel, die die elektrische Aktivität des Herzens überwachen und an ein Kontrollgerät weiterleiten. In der Regel liegt der Schrittmacher unter der Haut auf dem linken Brustmuskel und ist tastbar. Stellt das Gerät einen sinkenden Herzschlag fest, wird über die Kabel ein Stromimpuls an das Herz abgegeben. Dadurch wird das Herz wieder in den Takt gebracht.

Und was macht ein Defibrillator?

Jeder gängige Defibrillator hat prinzipiell auch eine Herzschrittmacherfunktion. Während Herzschrittmacher im Falle schneller, bösartiger, zum Tode führender Herzrhythmusstörungen jedoch nur „zusehen“ können, kann ein implantierter Defibrillator den Herzrhythmus durch Abgabe von einem Stromschlag neu starten, oder die schnelle Rhythmusstörung durch eine spezielle Stimulation „einfangen“. Der äußerliche Grundaufbau der Geräte ist weitgehend gleich zu dem von Herzschrittmachern – die Defibrillatoren haben aber weitere Sonderausstattung und sind etwas schwerer.

Egal, ob Herzschrittmacher, Defibrillator oder Eventrecorder: Wie werden diese helfenden Geräte implantiert?

Diese Geräte werden über einen drei bis fünf Zentimeter langen Schnitt in der Nähe des Brustmuskels eingebracht. Hier verlaufen die großen Venen des Armes, über welche die Kabel der Geräte Richtung Herz geschoben werden. Das Steuerteil wird mit diesen Kabeln verbunden und liegt unter der Haut auf dem Brustmuskel. Der Eingriff erfolgt im Herzkatheterlabor in lokaler Betäubung – also ohne Vollnarkose – im Rahmen eines stationären Aufenthalts.

Was ist, wenn die Batterie der Geräte aufgebraucht ist?

Die Batterie eines modernen Herzschrittmachers hält je nach „Arbeitsaufwand“ acht bis 13 Jahre, die eines Defibrillators fünf bis sieben Jahre, die eines Eventrecorders etwa drei Jahre. Bei drohender Batterieerschöpfung wird im Regelfall nur die alte Steuerelektronik gegen eine neue ersetzt. Die Sonden verbleiben bei guter Funktion am Herzen.

Wie lange können die Geräte im Körper bleiben?

Die Geräte sind aus Edelmetall-Legierungen gefertigt, Allergien oder Unverträglichkeiten sind extrem selten – es gibt daher keinen routinemäßigen Austausch von Komponenten, sowie keine zwingende Entfernung nicht erforderlicher Systembestandteile. Auch funktionslose Eventrecorder können, sofern sie den Träger nicht stören, einfach im Körper verbleiben. Ansonsten werden sie durch einen kleinen Hautschnitt entfernt. (SZ)

Medizinische Vorlesung für jedermann „Schrittmacher, ICD, Eventrecorder?!? – Wie moderne Technik kranken Herzen helfen kann“, 17. April, 16.30 Uhr, Helios Klinikum Pirna-Sonnenstein, Struppener Straße 13, der Eintritt ist frei, eine Voranmeldung ist nicht erforderlich

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