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Wie Taekwondo nach Leppersdorf kam

In dem Ort trainieren Dutzende Kinder und Erwachsene koreanischen Kampfsport. Aber weshalb?

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© Thorsten Eckert

Von Thomas Drendel

Freitagnachmittag in der Leppersdorfer Turnhalle: Gut 30 Mädchen, Jungen und Erwachsene in weißen Anzügen und bunten Gürteln springen, laufen und rufen ab und zu koreanische Worte. So, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Handball, Fußball oder Gymnastik ok. Aber eine koreanische Kampfsportart in einem 1 000 Einwohner-Dorf und der halbe Ort macht auch noch mit. Das ist gelinde gesagt, ungewöhnlich und nur einer ganzen Reihe von Zufällen zu verdanken.

Bei Taekwondo-Kämpfen wird der Gegner häufig mit dem Fuß attackiert.
Bei Taekwondo-Kämpfen wird der Gegner häufig mit dem Fuß attackiert. © Thorsten Eckert
Mit Begeisterung sind die jungen Sportler bei der Sache.
Mit Begeisterung sind die jungen Sportler bei der Sache. © Thorsten Eckert
40 Kinder, Jugendliche und Erwachsene betreiben in Leppersdorf den Sport.
40 Kinder, Jugendliche und Erwachsene betreiben in Leppersdorf den Sport. © privat

Die begann vor einigen Jahren mit der Sportbegeisterung von Jochen Klarhöfer. Er hat als Kind und Jugendlicher noch in Cottbus Leistungssport betrieben. Leichtathletik vor allem. Dabei wurden die Wurzeln gelegt für das, was in Leppersdorf wichtig werden sollte: Ohne Sport geht es nicht. Später dann im Beruf als Polizeibeamter kam Jochen Klarhöfer das erste Mal mit asiatischer Kampfkunst in Berührung, mit Judo. Klick gemacht hat es aber erst 1996. Da begleitete er seinen Sohn zum Training beim Taekwondo Allkampf Club Dresden. Während unten im Trainingsraum die Kinder ihre Übungen machten, schaute er von oben zu und machte einfach mit. „Ich habe oben das nachgemacht, was mein Sohn und die anderen Kinder absolviert haben. Das hat der Trainer gesehen. Beim Verabschieden ließ er keine Ausrede gelten und so habe ich meinen Sohn und mich selber angemeldet“, erinnert er sich.

Inzwischen trägt er den Schwarzen Gürtel. Schwarz ist die Farbe der Meister. Sie symbolisiert die Autorität, das Wissen und die Erfahrung. Doch ihm geht es nicht um die Farbe. „Es geht um den Sport, um das Wissen, was dahinter steckt. Taekwondo ist eine Lebenseinstellung. Körperbeherrschung und innere Ausgeglichenheit spielen eine wichtige Rolle.“ Viel habe er in dieser Hinsicht von seinem Großmeister Heinrich Magosch an der gleichnamigen Sportschule gelernt. Selber zum Meister geworden, machte er dann in Dresden seinen Trainerschein. Inzwischen mit seiner Frau nach Leppersdorf gezogen, brachte er seine Tochter weiterhin zum Training nach Dresden. Das bekam die Grundschullehrerin in Leppersdorf mit und fragte dann, weshalb ich denn nicht hier im Ort Trainingsstunden geben würde. Die Grundschule sei auf der Suche nach interessanten Ganztagsangeboten für die Kinder. „Mein Arbeitgeber war auch einverstanden, so kam es, dass ich die ersten Stunden vor Leppersdorfer Kindern gab“, sagt Jochen Klarhöfer. Als die Mädchen und Jungen dann in der vierten Klasse waren, wollten sie natürlich weitermachen. „Ein Club in Dresden war zu weit weg. Deshalb blieb nichts anderes übrig, als in Leppersdorf eine Trainingsgruppe zu gründen.“ So hat jetzt der Taekwondo Allkampf Club Dresden eine „Abteilung Leppersdorf“.

40 Taekwondo-Begeisterte trainieren hier, die Jüngste ist sieben Jahre alt. Vor jeder Trainingseinheit gibt es eine kurze Meditation. Alle reihen sich im Schneidersitz auf. Daumen und Zeigefinger aufeinander und innehalten. „Sofort mit den Übungen zu beginnen, das würde nicht funktionieren. Dazu sind die Kinder viel zu aufgedreht. Bei der Meditation kommen sie zur Ruhe und atmen tief. Das Gehirn wird besser durchblutet. Solche Übungen helfen auch in der Schule und im Beruf.“ Dann beginnt das eigentliche Training. Sprünge, Läufe und immer wieder bestimmte Bewegungsabläufe: Bein nach vorn, Fauststoß in die Luft, den imaginären Gegner mit dem Unterarm blocken – und wieder von vorn. Weshalb Kinder wie Erwachsene mit Begeisterung bei der Sache sind? Der Taekwando-Meister kann nur mutmaßen. „Wir versuchen, das Training so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Dann machen die Übungen, insbesondere die Selbstverteidigung, selbstbewusster. Außerdem haben sie ja auch einige Erfolgserlebnisse.“ Bei Landesmeisterschaften holten beispielsweise die Mädchen bereits Gold im Team. Ohne Jochen Klarhöfer wäre es nie dazu gekommen. Das sieht auch die Gemeinde Wachau so. Für sein Engagement ist der Leppersdorfer jetzt von der Gemeinde ausgezeichnet worden.