Von Matthias Weigel
Sächsische Schweiz. Die Unfallkommission des Landkreises muss sich in diesem Jahr mit so vielen Unfallschwerpunkten befassen wie lange nicht mehr. In der Auswertung der Drei-Jahres-Statistik haben sich 14 Stellen oder Strecken als besonders unfallträchtig herausgestellt. Häufigste Ursache sind Raserei, leichtsinniges Überholen, Fahr- und Vorfahrtsfehler, Unachtsamkeit. Besonders betroffen waren die S 164 Lohmen-Pirna zwischen Kaufland und Daubemühle und die Kreuzung der Ortsumgehung Kesselsdorf (B 173) mit der S 36 mit jeweils neun Unfällen, bei denen Personen verletzt oder getötet wurden. Auch die Kreuzung Wilhelm-Kaulisch-/Bischofswerdaer Straße auf der S 159 in Neustadt ist mit sechs Unfällen mit Personenschäden vorn dabei. Bei den anderen Stellen gab es zwischen drei und fünf solcher Unfälle.

„Wir betrachten zusätzlich auch noch eine Jahresstatistik“, sagt Martina Fehrmann, die beim Landratsamt für den Straßenbau verantwortlich ist und mit in der Unfallkommission sitzt. Hier gab es 2015 zwei Stellen mit Unfallhäufungen: Die Kreuzung S 183/S 190 in Niederfrauendorf und in Lohmen die S 164 (Basteistraße). Bei der reinen Feststellung bleibt es natürlich nicht. Aufgabe der Kommission ist es, Lösungen zu finden, um die Unfallzahlen zu reduzieren. Die Stellen werden vor Ort begutachtet und später Maßnahmen diskutiert. „Wegen der Fülle der Stellen treffen wir uns dieses Jahr statt drei gleich fünf Mal“, sagt Fehrmann. Auf 2017 verschieben bringe nichts – da kommen dann schon die nächsten Statistiken. „Natürlich können wir nicht alles sofort lösen“, sagt Fehrmann. Mitunter stelle man erst einmal Schilder auf und ergreife später präzisere Maßnahmen. Für dieses Jahr sind die meisten Stellen der Liste noch in Arbeit.
Allerdings schleppt die Kommission auch noch die Stellen der vergangenen Jahre mit – die muss sie auch im Auge behalten und schauen, ob die Maßnahmen gegriffen haben. Die Liste zeigt aber, wie groß die Bandbreite ist. Dazu zählen beispielsweise ein neuer Fahrbahnbelag für die B 173 in Mohorn, neue Ampelschaltungen für Linksabbieger an der B 173 in Grumbach oder der S 172 in Heidenau; Tempolimits, Warnschilder und Schutzplanken in der Ungerkurve (S 154), neue Planken und Zeichen an der S 178 Geising – Altenberg oder eine neue Fahrbahndecke und Markierungen an der B 172 (Einmündung Rietzschgrund) bei Bad Schandau ¨– um nur einiges zu nennen. Das muss zuvor alles geplant und finanziert und dann von Kommune, Kreis oder Freistaat umgesetzt werden. Wenn solche Maßnahmen greifen, fallen die Stellen später wieder raus, wenn nicht, muss nachgebessert werden.
5 700 Unfälle in einem Jahr
In den großen Kreisstädten Dippoldiswalde, Pirna, Sebnitz und Freital gibt es im Übrigen noch einmal eigene Unfallkommissionen, die jedoch auch mit dem Kreis zusammenarbeiten. Sebnitz vermeldet aktuell drei Unfallschwerpunkte im Stadtgebiet. In Bearbeitung sind die S 154-Kurve am Ortsausgang Sebnitz in Richtung Lichtenhain sowie die S 154 zwischen Lichtenhain und Mittelndorf. Hier gab es drei bzw. sechs Unfälle mit Personenschäden binnen dreier Jahre. „In beiden Fällen sind neben Wildunfällen hauptsächlich unangemessene Geschwindigkeiten die Ursache“, erklärt Kerstin Nicklisch aus dem Rathaus. Neu hinzugekommen ist die S 154 (Schandauer Straße/Hasenberg). Dabei geht es vor allem um die Einmündung Gartenstraße. „Die Stadt sieht diesen Bereich schon länger als problematisch an. Mit dem jetzt beginnenden Umbau der Gartenstraße wird die Stelle entschärft“, so Nicklisch.
Insgesamt sieht Martina Fehrmann vom Landratsamt aber nicht nur die Unfallkommission in der Pflicht. „Statt sich nur auf Technik und Schilder zu verlassen, ist es doch zuallererst der Fahrer selbst, der für sein Handeln im Straßenverkehr verantwortlich ist“, sagt sie. Wenn jeder die gegenseitige Rücksichtnahme und die gebotene Vorsicht walten ließe, würde die Zahl der Unfälle bereits deutlich sinken. Die Polizei ist wegen Personalmangels und hoher Arbeitsbelastung aktuell leider kaum in der Lage, angemessen die Einhaltung der Regeln zu kontrollieren.
Auf den Straßen im Landkreis (ohne Autobahn) ereigneten sich 2015 rund 5 700 Verkehrsunfälle, zwei Prozent mehr als 2014. 1 006 Personen wurden verletzt, 14 kamen ums Leben. Hauptunfallursachen sind unangepasste Geschwindigkeit, Vorfahrtsfehler und zu geringer Abstand.