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So viele Studentenappartments?

In scheinbar jedem zweiten Neubau entstehen kleine Wohnungen. Die Zielgruppe ist weit größer als gedacht.

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© euroluftbild.de/Robert Grahn

Von Annechristin Bonß

Studenten geben immer mehr Geld fürs Wohnen aus. Zu diesem Ergebnis kamen Forscher aus dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln in einer Studie für den Deutschen Real Estate Funds Advisor. Zusammen mit dem Internetportal ImmobilienScout24 haben die Experten Mietpreise, Wohngrößen und Angebote in ganz Deutschland in 15 Groß- und Universitätsstädten verglichen. Zwischen 327 und 665 Euro zahlen die Lernenden für eine typische 30-Quadratmeter-Bude. Das zeigt: Das Geschäft mit dem Wohnraum für Studenten ist lukrativ. Überall, wo die Zahl der jungen Menschen an den Hochschulen stetig steigt, machen Investoren Gewinn. Das gilt auch für Dresden.

Seit einigen Jahren schon haben hier die Immobilienexperten das Studentische Wohnen für sich entdeckt. Brachen werden zugebaut, Bürohäuser umstrukturiert – nicht mit Mehrraum-Wohnungen für Familien, sondern mit möblierten Apartments und Studios. 30 Quadratmeter, Tisch, Bett, Stuhl, Küchenzeile, ohne Backofen. Strom, Wasser, Heizung. Selbst der Kabel- und Internetanschluss ist meist inklusive. Dafür zahlen Studenten oder deren Eltern auch in Dresden bereits 400 Euro und mehr pro Monat.

Ein Geschäft, das bisher kein Ende zu kennen scheint. Zurzeit liegen der Stadtverwaltung sechs Pläne vor, bei denen Apartments für Studenten und Wissenschaftler entstehen sollen. Demnach gibt es bis Ende 2018 knapp 800 neue Mini-Wohnungen mehr. Nicht nur in der Südvorstadt, wo mit der TU Dresden die größte Universität Sachsens ihren Hauptcampus hat, sondern auch in der Johannstadt, Löbtau, der Innenstadt und Strehlen. Hinzu kommen weit mehr Bauprojekte, die schon bald fertig sein sollen. An der Wiener Straße gibt es zwei Baustellen dafür. Auch direkt am Nürnberger Platz entsteht das zweite private Studentenwohnheim.

Eine Statistik darüber, wie viel Bedarf es in Dresden für diese Wohnform gibt, führt die Stadtverwaltung nicht. „Die typische Nachfragergruppe der Mikroappartments sind vor allem Wochenpendler, Gastwissenschaftler und Studierende mit höherem Budget, die nicht zu den Zielgruppen der kommunalen Wohnraumversorgung gerechnet werden“, teilt Doris Oser, Referentin des Baubürgermeisters, mit. Ob und wie Angebot und Nachfrage im Verhältnis stehen, müssen andere bewerten.

Die Investoren scheinen die Antwort darauf gefunden zu haben. Noch ist die Nachfrage nicht gedeckt. Dies wird durch Zahlen aus dem Studentenwerk Dresden bestätigt. Die Einrichtung vertritt über 48 000 Studenten in den Hochschulen Dresden, Zittau und Görlitz. Auch, wenn es ums Wohnen geht. In Dresden verwaltet das Studentenwerk 6 000 Wohnheimplätze. Die sind stets voll vermietet. Knapp ein Drittel davon wurde im September zum Start in das Semester neu vergeben. 400 Bewerber stehen derzeit auf der Warteliste. Ihre Wünsche konnten noch nicht erfüllt werden. Das mag auch daran liegen, das eins der beiden Wohnheime an der Gret-Palucca-Straße derzeit saniert wird. Die über 200 Zimmer darin konnten deswegen nicht vermietet werden. Allerdings war die Zahl der Bewerber auf der Warteliste in den vergangenen Jahren durchaus höher.

Einen großen Unterschied gibt es zwischen Wohnheimplätzen und Mikro-Apartments dennoch. Den Preis. Der liegt beim Studentenwerk für ein Einzelzimmer in Wohngemeinschaften – je nach Ausstattung und Größe – zwischen 180 und 230 Euro, bei den Einzelapartments zwischen 255 und knapp über 300 Euro. Auch hier sind alle Nebenkosten und das Internet inklusive. Bei privaten Anbietern wird es teurer. Wer zum Beispiel in eins der Apartments im Gebäude Albia an der Ecke Bautzner Straße/Holzhofgasse ziehen will, zahlt für 18 Quadratmeter 419 Euro.

Dabei haben die Anbieter schon lange nicht mehr nur Studenten als Zielgruppe im Blick. Die Stadt wächst, immer mehr Menschen ziehen hierher. Vor allem Pendler suchen kleine, schon möblierte Bleiben. Auch Wissenschaftler und Forscher, die nur wenige Monate oder Jahre in die Stadt kommen, mieten sich gern in der neuen Wohnform ein. Gerade für den Neustart in der Stadt bietet sich eins der möblierten Zimmer an. Einige Anbieter, wie der auf der Franklinstraße, werben mit kurzen Mietzeiten und Kündigungsfristen. Ständiger Mieterwechsel inklusive. Wer ein solches Zimmer bekommt, kann ruhiger nach der eigenen Wohnung suchen.

An der Wiener Straße 38 wohnen bald andere Mieter. Dort hat die Offizierschule des Heeres einen Großteil der 240 Mikro-Apartments gemietet, die in sechs Viergeschossern entstehen.