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Wie weiter mit dem Saxonia in Riesa?

Der Besitzer des zuletzt als Asylheim genutzten Hotels schimpft auf das Landratsamt. Kreisräte sind irritiert.

Von Christoph Scharf
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Das leerstehende Hotel Saxonia inRiesa  war zuletzt zwei Jahre lang mit Asylbewerbern belegt. Der Besitzer wirft dem Landkreis vor, das Haus unrenoviert zurückgegeben zu haben. Das sei anders abgesprochen gewesen. Jetzt sucht er einen Käufer.
Das leerstehende Hotel Saxonia inRiesa war zuletzt zwei Jahre lang mit Asylbewerbern belegt. Der Besitzer wirft dem Landkreis vor, das Haus unrenoviert zurückgegeben zu haben. Das sei anders abgesprochen gewesen. Jetzt sucht er einen Käufer. © Sebastian Schultz

Riesa. Ein breites Doppelbett, bunte Vorhänge, gerahmte Drucke an der Wand: Viel scheint nicht zu fehlen, um das frühere Hotel Saxonia wieder neu zu eröffnen. Doch was ein Foto nicht zeigt: Es riecht im gesamten Zimmertrakt unangenehm. Mal stärker, mal weniger stark.

 Der Gestank ist einer der Gründe, warum Paul Kugler, der Besitzer des Hauses, wütend aufs Landratsamt ist: Er habe dem Kreis seine Immobilie am Riesaer Bahnhof in vernünftigem Zustand übergeben, um dort ein Asylheim einzurichten. Zwei Jahre später könne man es in dem Zustand aber keinem Interessenten mehr anbieten. 

Zumal zum Geruch in den anderen Zimmern und Fluren noch diverse Flecken und Löcher im Teppichbelag, verschmutzte Wände und fehlende Gardinen dazukommen.

Während der Geschäftsmann aus Moers vom Landratsamt eine Renovierung zum Auszug erwartet hätte – so sei es mündlich abgesprochen gewesen –, verweist die Behörde auf den Mietvertrag: Dort sei so etwas nicht verabredet gewesen, man habe eine gebrauchte Immobilie angemietet und mit Investitionen erst für den Zweck als Asylunterkunft nutzbar machen müssen.

 Nach wie vor fordert der Saxonia-Eigentümer 8 000 Euro vom Landratsamt. So viel habe ihn die Gebäudeinventarversicherung gekostet – ein Posten, den aus seiner Sicht der Landkreis hätte tragen müssen. Der Betrag entspricht fast einer Monatsmiete, die Kugler bis zum Ablauf des Mietvertrags Ende November erhalten hatte – das waren monatlich 8 400 Euro. Die Hotelpacht zuvor habe bei 4 200 Euro gelegen.

Wirkt eigentlich ganz schmuck: ein Blick in eines der 42 Zimmer im leerstehenden Hotel Saxonia. Das war zuletzt zwei Jahre lang mit Asylbewerbern belegt.
Wirkt eigentlich ganz schmuck: ein Blick in eines der 42 Zimmer im leerstehenden Hotel Saxonia. Das war zuletzt zwei Jahre lang mit Asylbewerbern belegt. © Sebastian Schultz

Bei den Kreisräten hält sich das Verständnis für die Vorwürfe des Immobilieneigentümers in Grenzen. „Wer mit Immobilien handelt, sollte sich im Vertragsrecht auskennen“, sagt CDU-Kreisrat Dirk Zschoke. Es gelte das, was schriftlich vereinbart sei. Und daran halte sich die Kreisverwaltung auch. Auch SPD-Kreisrat Thomas Gey geht davon aus, dass die Verwaltung die Sache korrekt abgewickelt habe. Wer etwa einen Rückbau bestimmter Einrichtungsgegenstände fordere, müsse das auch schriftlich im Vertrag festhalten.

„Meines Wissens ist das auch das erste Mal, dass ein Besitzer von als Asylunterkunft genutzten Häusern mit solchen Beschwerden kommt“, sagt der Kreisrat, der sich im Kreistag regelmäßig mit diesem Thema beschäftigt. Zwar habe es ab und an Streitigkeiten mit Immobilieneigentümern über notwendige Vorrichtungen in den Objekten gegeben, Regelungen habe man aber stets vertraglich festgezurrt. „Und wenn es ansonsten lief, haben wir bei Terminen auch mal ein Auge zugedrückt.“

Linken-Kreisrätin Uta Knebel betont, dass bei Mietverträgen das geschriebene Wort gelte. „Mündliche Nebenabsprachen sind nicht verbindlich“, sagt die Riesaerin, die für einen Mieterverein arbeitet. Ohnehin wundert sie sich, dass der Saxonia-Besitzer jetzt derart empört über den Zustand des Hauses ist. „Er wusste ja, was er tut und wofür er das Gebäude vermietet hat.“

Während die Nutzung des Saxonia jetzt Geschichte ist, stellt sich für Riesa die Frage, wie es mit dem Haus weitergeht. Schließlich liegt es an prominenter Stelle in Sichtweite des Bahnhofs und prägt die Stadtansicht.

Paul Kugler wäre es am liebsten, wenn jemand das Gebäude kauft und wieder als Hotel betreibt. Denkbar wäre für ihn auch ein Mietkauf. Kreisrätin Knebel schätzt, dass sich das Hotel nur als kleiner Familienbetrieb rechne – und keine große Dividende abwerfe. „Die 42 Zimmer reichen gerade mal für einen Reisebus“, sagt die Riesaerin, die in den 90ern zeitweise selbst als Geschäftsführerin des Hotels Saxonia tätig war. Das hatte damals noch einem Riesaer Bauunternehmer gehört.

Paul Kugler bringt auch noch eine mögliche Nutzung als Jugendherberge, Frauenhaus, Senioreneinrichtung oder Obdachlosenheim ins Gespräch. Die Stadtverwaltung hatte allerdings angegeben, keine Verwendung für das Objekt zu haben. CDU-Kreisrat Dirk Zschoke erklärt, dass sich damit ein Rieser Wirtschaftsförderer beschäftigen müsste.

Am Ende sei es aber Sache des Eigentümers, eine Nutzung zu finden. Paul Kugler sagt, dass eine Interessentin dagewesen sei, die das komplette Objekt zumindest für ein Jahr gern als Handwerkerunterkunft gemietet hätte – aber nicht in diesem Zustand. Jetzt soll sich ein Riesaer Makler des Objekts annehmen.

>>> Lesen Sie dazu auch: Saxonia-Besitzer wütend auf Landratsamt