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Wie weiter mit Schloss und Gutshäusern?

Markersdorf muss sich bei seinen Problem-Immobilien zwischen Verkauf, Abriss oder Investitionen entscheiden.

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© SZ/Steffen Gerhardt

Von Anja Gail

Markersdorf. Schloss Gersdorf im Sommer vor neun Jahren. Hinter der frisch sanierten äußeren Hülle machte sich schon damals Verfall im Inneren des Gebäudes breit. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Alle Ideen zur Nutzung haben sich zerschlagen. Aus den Absichten von Kaufinteressenten ist bislang nichts geworden. Bis heute steht das Anwesen leer, von der Nutzung des Vereinsraumes abgesehen. Schloss Gersdorf ist dabei nicht die einzige problembehaftete Immobilie der Gemeinde Markersdorf. Die alten Gutshäuser in Pfaffendorf und Buschbach sind weitere Beispiele, ebenso ein Teil der Mehrfamilienhäuser. Selbst das Gebäude mit altengerechten Wohnungen in Markersdorf sei längst in die Jahre gekommen, sagt Bürgermeister Thomas Knack.

Die Versäumnisse bei den Instandhaltungen kann die Gemeinde heute nicht mehr aufholen. „Wenn wir in unseren Wohnungsbestand investieren würden, um ihn vermietbar zu machen, dann fehlt das Geld an anderen Stellen“, sagt der Bürgermeister. Deshalb stehen jetzt andere Entscheidungen an. Die SZ nennt wichtige Punkte.

Punkt eins: Rat muss zwischen mehreren Optionen entscheiden

Allein von den 47 Wohnungen, die der Gemeinde gehören, befinden sich 13 in einem nicht zu vermietenden Zustand. Sie stehen leer. Hinzu kommt der Leerstand von weiteren elf Mieteinheiten in anders genutzten Objekten. Die Entwicklungsgesellschaft des Landkreises Görlitz hat den gesamten Immobilienbestand der Gemeinde in den vergangenen Monaten erfasst und Einschätzungen für die einzelnen Objekte getroffen. Eine konkrete Planung hinsichtlich erforderlicher Gewerke und Kosten obliege Planern, sagt Thomas Rublack, Prokurist bei der Eno, gegenüber der SZ. Doch das wäre erst der zweite Schritt. Davor steht eine grundlegende Entscheidung an. Der Gemeinderat muss sich positionieren: Wo lohnt es sich überhaupt für die Gemeinde, zu investieren? Welche Gebäude sollten abgerissen werden? Wo bietet sich ein Verkauf an?

Die Eno verwaltet die Immobilien im Auftrag der Gemeinde seit über einem Jahr. Sie arbeitet Mietangelegenheiten ab, sucht Mieter und war von der Gemeinde beauftragt worden, ein Konzept zum Umgang mit den Immobilien zu entwickeln. Inzwischen liegt die konkrete Erfassung und Bewertung der insgesamt 111 kommunalen Einheiten im Gemeindegebiet vor. Zu den Objekten zählen neben den bereits erwähnten Immobilien auch Garagen und Feuerwehrhäuser, Rathaus, Schule, Kindergärten und Turnhalle.

Punkt zwei: Eine Arbeitsgruppe soll die Daten zu den Objekten auswerten

Auf Vorschlag des Bürgermeisters soll eine Arbeitsgruppe gebildet werden, die anhand der jetzt vorliegenden Daten eine Empfehlung für jedes Objekt trifft, damit der Gemeinderat auf dieser Grundlage entscheiden kann. Das Thema steht dabei schon seit mehreren Jahren in Markersdorf an. Es ist auch in anderen Gemeinden präsent. Sie befinden sich damit in einem Teufelskreis. Es fehlt an Nutzungs- und Betreibermodellen und an Geld für nötige Investitionen. Wenn nichts passiert, verfallen die Gebäude weiter und verursachen den Gemeinden dennoch Kosten. Außerdem bleiben Mieteinnahmen aus.

Laut Mietdatenbank im Landkreis Görlitz könnte die Gemeinde Markersdorf Mieten erzielen, die zwischen vier bis fünf Euro pro Quadratmeter liegen. Bei Neuvermietungen sei der Wohnungsverwalter Eno inzwischen auch bei 4,50 Euro pro Quadratmeter angekommen, sagt Thomas Rublack. Die Ausgaben für die kommunalen Objekte sind jedoch höher als die Einnahmen. Sie werden vor allem durch den Kapitaldienst, Instandhaltungen und die Verwaltung verursacht.

Die Gemeinde sollte ihren Bestand verringern, sagt der Wohnungsverwalter. Die Investitionen würden sich nicht refinanzieren lassen. Private Eigentümer haben bei einer Sanierung ganz andere Möglichkeiten als die Kommune, bestätigt Gemeinderat Stefan Bunzel, der selbst als Bausachverständiger arbeitet. Das betreffe die strengen Anforderungen beim Bauen, aber auch steuerliche Vorteile. Die Wohnsituation in der Gemeinde ist vor allem durch privates Eigentum und Eigenheime geprägt. Es gibt aber auch Mietwohnungen in privater Hand. Knapp 4 000 Einwohner leben in den sieben Ortsteilen.

Punkt drei: Service für Mietinteressenten reicht nicht aus

Anfragen von Mietinteressenten kommen vor allem von Familien und älteren Bürgern. Letztere wollen sich meistens wohnraummäßig verkleinern, zum Beispiel ihr Haus verkaufen, aber dennoch in der Gemeinde bleiben. Fast in jeder Ausgabe des Markersdorfer Amtsblattes finden sich Wohnungsgesuche. Allerdings kommen Interessenten auf der Internetseite der Gemeinde nicht weiter. Dort gibt es keinerlei Verweis auf kommunale Wohnungsangebote. Als Ansprechpartner finden Nutzer der Internetseite im Rathaus nur einen Kontakt ins Sachgebiet Liegenschaften. Auch der Wohnungsverwalter wird nicht erwähnt. Umgekehrt findet sich auch beim Internetauftritt der Entwicklungsgesellschaft kein Hinweis auf die Verwaltung kommunaler Wohnungen in Markersdorf.

Thomas Rublack bestätigt, dass die leer stehenden Wohnungen zurzeit auch nicht beworben werden, weil sie vom Zustand her nicht zu vermieten sind. Vor allem bei Fenstern, Türen, Fußböden und Dämmungen seien erst aufwendige Instandhaltungen notwendig. „Wird eine bereits vermietete Wohnung frei, beginnt sofort die Akquise“, sagt er. Dafür werde auch das Görlitzer Maklernetz genutzt. Für die leeren Wohnungen gestalte sich die Werbung aus dem genannten Grund jedoch weitaus schwieriger. Umso wichtiger ist auch für den Wohnungsverwalter die Entscheidung, wie es mit den Immobilien weitergehen soll. Ein Teil der Gemeinderäte hat bereits erklärt, dass er einem Verkauf von Objekten, die die Gemeinde nicht mehr halten kann, positiv gegenübersteht. Einige Wohneinheiten werden dennoch in der Hand der Gemeinde bleiben müssen, sagt Michael Krause. Gut gehende Immobilien sollten nicht verkauft werden. Am Beispiel des Deutsch Paulsdorfer Schlosses, wo nach dem Verkauf sichtbar etwas passiert, sieht Thomas Warkus diesen Weg auch für andere Objekte als sinnvoll an.