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Wieder Leben im Penny-Markt

Das leerstehende Gebäude in Königswartha wird zum Gesundheitszentrum. Erste Mieter stehen fest. Doch es gibt noch freie Flächen.

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© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

Königswartha. Jeden Tag geht Rudolf Richter an dem leeren Haus vorbei, das einmal einen Penny-Markt, das Bistro Waikiki und kleinere Geschäfte beherbergte. Und jeden Tag ärgert er sich, dass das Gebäude leer steht. Seit 30 Jahren lebt Richter mit seiner Familie in Königswartha. Deshalb liegt ihm die Entwicklung auch am Herzen. Und so überlegte er, was man aus leer stehenden Märkten machen könnte.

Rudolf Richter ist seit zehn Jahren beim Regionalmanagement des Heide- und Teichlands beschäftigt. Allerdings nur Teilzeit. Freiberuflich hat er eine Immobilienfirma und ein Ingenieurbüro. Und so untersuchte er neben dem ehemaligen Penny-Markt auch den Standort des früheren Schlecker-/Netto-Marktes an der Neudorfer Straße. „Ich habe im Laufe der Zeit viele Projekte in der Region erlebt und begleitet, war aber auch im Ausland immer aufmerksam, was es dort im ländlichen Raum alles gibt. Und ich erlebe die Diskussion um Leerstand – Neubau – Entwicklung hautnah mit“, sagt Rudolf Richter. Eins ist für ihn Fakt: Handel wird sich in den Gebäuden nicht mehr ansiedeln lassen. Aber wenn es um die Grundversorgung im ländlichen Raum geht, dann hört er immer wieder, was sich die Leute wünschen. Obwohl Königswartha nicht schlecht dasteht. Es gibt zwei Allgemeinärzte, einen Zahnarzt, drei Physiotherapien und Versorgungseinrichtungen der Seniorenpflege und Krankenpflege. „Laut Kassenärztlicher Vereinigung ist der Ort im allgemeinmedizinischen Bereich allerdings unterversorgt“, sagt Rudolf Richter. Das hat er bei seinen Recherchen im Vorfeld erfahren. Es könnte sich ein dritter Allgemeinmediziner hier niederlassen. Denn wenn einer der beiden Ärzte in diesem Jahr in Ruhestand geht, ist der Ort sogar akut unterversorgt. Auch der bis zum Jahr 2017 im Ort tätige zweite Zahnarzt hat seine Praxis zum Ende des Jahres geschlossen. Eine Praxisübernahme der vorhandenen Zahnarztpraxis erfolgt 2018 durch einen Nachfolger, weiß Richter.

Einzugsgebiet reicht über Königswartha hinaus

Und er weiß auch: Königswartha ist nicht nur für die Bürger der eigenen Gemeinde verantwortlich. „Der Einzugsbereich für das Gesundheitszentrum betrifft rund 10 000 Einwohner, es geht dabei zum Beispiel bis Ralbitz-Rosenthal, Neschwitz und Milkel. „Außerdem denke ich, dass die Einwohnerzahl von Königswartha den Boden erreicht hat. Die Zahl bleibt derzeit konstant“, sagt Rudolf Richter. Das bestätigte jetzt auch Königswarthas Bürgermeister Swen Nowotny (CDU), der sich sehr über die Aktivität von Rudolf Richter freut. „Solch ein Gesundheitszentrum stärkt das Lebensgefühl unserer Gemeinde. Die Menschen müssen nicht mehr in die Städte fahren“, sagt Nowotny. Doch selber kann die Kommune sich solch ein Zentrum nicht leisten. „Hier passen private Investitionen und öffentliches Interesse zusammen“, sagt Rudolf Richter. Im Vorfeld hat er natürlich die Anbieter im Gesundheitswesen befragt – und ist auf großen Zuspruch gestoßen. Bei einer ersten Zusammenkunft der Interessenten im November standen relativ schnell die ersten Mieter fest, die, wenn alles nach Plan läuft, im September eröffnen werden. Das wird zum Beispiel die Erweiterung einer Physiotherapie sein, die ein therapeutisches Zirkeltraining anbietet. Auch die Optikerin aus Neschwitz zieht hier ein. Dazu kommen eine Hebammenpraxis und ein Fachhandel für Medizintechnik mit einer Außenstelle. Das würde dann zunächst den Bereich des früheren Waikiki und der kleinen Geschäfte füllen.

Platz ist genug. Denn die 5 000 Quadratmeter Fläche insgesamt bietet noch weitere Möglichkeiten für die Zukunft, sagt Rudolf Richter. Überdacht sind rund 1 000 Quadratmeter. Deshalb sollen in einem zweiten Bauabschnitt dann der ehemalige Markt und der Bereich, in dem sich Bäcker und Fleischer befunden haben, umgebaut werden. Dort könnten zum Beispiel die Arztpraxen entstehen. Bereits jetzt sollen dafür Fenster eingebaut werden. Außerdem ist Rudolf Richter mit den Oberlausitz-Kliniken im Gespräch, ob ein medizinisches Versorgungszentrum entstehen könnte. Denn eine Kinderärztin befindet sich derzeit in der Facharztausbildung und würde gern hier arbeiten. Das wird aber nicht vor 2020. Neben den Themen Bewegung sowie ärztlicher Versorgung und Betreuung sieht Rudolf Richter noch einen Bereich für das Zentrum. Die Frage von Ernährungsberatung stellt er sich im Bäcker-/Fleischerbereich vor. Eine Kühlzelle ist schon vorhanden. Vielleicht wird es mal eine Kochinsel geben, wo regionale Anbieter ihre Produkte vorstellen und die Zubereitung erklären.

[email protected] Telefon: 015 3797239