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Wiederaufbau unter Zeitdruck

Endlich wird im Rabenauer Grund gearbeitet. Im Dezember soll der Weg begehbar sein – bis zum nächsten Hochwasser.

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Von Marleen Hollenbach

Laut scheppert es, dann kracht es. Langsam dreht sich der gelbe Bagger. Er hat einen großen Stein in seiner Schaufel, befördert diesen zum Ufer der Roten Weißeritz. Dort wartet schon ein weiteres Baufahrzeug. Das kippt kleine rote Steine auf den Wanderweg im Rabenauer Grund. Dreck wirbelt auf. Wolfram Gläser macht einen schnellen Schritt zur Seite. Die Bauarbeiter der Freitaler Firma Brühl möchte er auf keinen Fall behindern. Schließlich zählt hier mittlerweile jede Minute. Der kalte Novemberwind weht den Bauarbeitern Blätter ins Gesicht. Dann fängt es auch noch an zu regnen. Unbeeindruckt davon rattern die Motoren der Baufahrzeuge. Es schallt durch das enge Tal.

Schon seit zwei Wochen geht es im sonst so ruhigen Rabenauer Grund laut und hektisch zu. Zunächst reparierten die Bauleute den Zufahrtsweg. Dann ging es am Wanderweg weiter. Mit Hilfe der Bagger werden hier die Uferböschungen wieder neu befestigt. Die hatten unter dem Hochwasser im vergangenen Juni am meisten gelitten. Vor allem an den Stellen, wo der Fluss eine Kurve macht, hatte das Wasser ganze Teile des Weges mit sich gerissen. Weil Wandern danach einfach zu gefährlich war, wurde der beliebte Weg zwischen Freital-Coßmannsdorf und Rabenau schließlich ganz gesperrt. Fünf Monate ist das her. Monate, in denen viel diskutiert wurde – über Zuständigkeiten, über das Wegerecht, über das Geld, über Sinn und Unsinn des Wanderweges, über die Form des Wiederaufbaus. Am Ende aber waren sich alle Beteiligten einig: Der Weg muss wiederhergestellt werden und das am besten noch in diesem Jahr.

„Die Aufgabe, die uns der Forst übertragen hat, ist eine echte Herausforderung“, sagt Simone Ullrich-Braune vom Planungsbüro Toscano. Seit anderthalb Monaten liegt das Projekt Wiederaufbau auf ihrem Tisch. Skeptisch schaut sie zum Himmel hinauf. Der Zeitplan sei mehr als sportlich, sagt sie. Behörden mussten das Projekt schließlich noch genehmigen, der Auftrag ausgeschrieben, die passende Baufirma gefunden werden. Hinzu kommen Auflagen seitens des Umweltschutzes. Auch das Budget ist knapp. Der Forst rechnet in diesem Jahr mit rund 200 000 Euro. Dass jetzt bereits die Bagger rollen, sei da schon eine große Leistung, meint die Planerin. „Den Umständen entsprechend liegen wir sehr gut im Zeitplan. Drei von neun Schadstellen konnten wir schon wiederherrichten“, erklärt Simone Ullrich-Braune. Wenn alles gutgeht, könnten die Arbeiten Ende November abgeschlossen sein. Dann soll der Weg für Forstfahrzeuge, aber auch für Wanderer wieder freigegeben werden. Nach der Winterpause folgen die nächsten Bauarbeiten. Der Wanderweg bekommt dann den letzten Schliff.

Wie Musik klingt das in den Ohren des Forstbezirksleiters. Schließlich hatte er den Wanderern immerzu Hoffnung gemacht, versprach, dass die Sperrschilder noch in diesem Jahr verschwinden. Von der Zuversicht der Planerin lässt sich Wolfram Gläser gern anstecken. Lieber wäre es ihm zwar gewesen, die Arbeiten hätten auf Freitaler und Rabenauer Seite gleichzeitig begonnen, aber die Baufirma zog es vor, sich mit gesammelter Kraft von Freital aus in Richtung Rabenau durchzuschlagen. „Ich bin jetzt auch überzeugt, dass das die schnellste Variante ist“, sagt Wolfram Gläser. Allerdings räumt er auch ein: „Wenn der Wintereinbruch im November kommt, dann ist das Projekt Wiederaufbau in diesem Jahr gescheitert.“ Auch was den Hochwasserschutz betrifft, äußert sich der Chef des Forstbezirks verhalten. „Wo es möglich ist, wollen wir den Weg weiter in Richtung Hang verlegen und dem Wasser so mehr Raum geben. Richtig hochwassersicher ist der Weg damit aber nicht“, sagt Wolfram Gläser. Geprüft hat der Forst deshalb, ob Betonmauern den Weg zukünftig schützen könnten. Doch das verbietet der Naturschutz. Auch eine Verlegung ans andere Flussufer stand zur Diskussion. Aber auch da wäre der Eingriff in die Natur zu groß.

Der Wanderweg im Rabenauer Grund, er bleibt weiterhin gefährdet. Doch ohne ihn geht es nicht. Die Erzgebirgler hängen an diesem Pfad. Besonders Neugierige missachten sogar Verbotsschilder und wagen sich bis zu den Bauleuten vor. „Davon rate ich ab. Noch ist es auf dem Weg nicht sicher“, sagt Gläser und bittet vielleicht zum letzten Mal um noch etwas Geduld.