Wiesen-Streit endet mit Baustart

Es klingt wie eine Kapitulation und das ist es auch. „Damit sind unsere Möglichkeiten einer demokratischen Mitgestaltung als Genossenschaftler und Anwohner ausgeschöpft“, steht auf dem Schreiben, das dieser Tage in den Hauseingängen a bis g der Dresdner Straße 262 ausgehängt wurde. Verfasst hat es eine Interessengruppe, die sich seit dem Sommer 2018 für den Erhalt der Rasenfläche, der Sitzecken und der Blumenbeete zwischen dem Häuserblock nahe des Aldi-Marktes.
Die Wiese wie auch der Häuserblock gehören zur Freitaler Wohnungsgenossenschaft Gewo. 70 Wohnungen gibt es dort mit meist älteren Mietern. Sie sind über ihre Anteile Mitglieder der Gewo. Jahrzehntelang blickten sie auf die Wiese, aber auch auf eine schmale Zufahrtsstraße, an der ein sicherer Fußweg fehlt und Autos, die dicht an den Häusern parken. Weil es bei der Genossenschaft immer wieder Beschwerden über die Park- und Gehwegsituation gab, hatte man dort eine Idee: Die Wiese soll Parkplatz werden. Zudem soll ein Bürgersteig angelegt werden. Die Anwohner wurden mit kurzen Notizen in der Mitgliederzeitschaft über das Projekt informiert.
Doch als im vergangenen Sommer die detaillierten Pläne aushingen, hagelte es Proteste: Zu groß, zu teuer und zu wenig Grün, hieß es seitens der Bewohner. Geschockt waren manche über den Baupreis: Eine halbe Million Euro soll der Parkplatz kosten. Es folgten Protestbriefe, Unterschriftensammlungen, Gesprächsrunden, Telefonate. Die Mieter erschienen in der Stadtratssitzung und schilderten dort ihr Problem. Sie schrieben an den sächsischen Innenminister Roland Wöller, zu dessen Landtagswahlkreis Freital gehört, und an den Ministerpräsidenten des Freistaates. Zum Schluss wandten sie sich an die Friedensrichterin. Geholfen hat es nicht: Mitte März begannen die Bauarbeiten.
Bei der Gewo hat man dafür gute Gründe. „Oft scheitern wir mit der Vermietung von Wohnungen, weil wir keine Stellplätze anbieten können“, schildert Vorstand Robert Vetter. Gerade für junge Leute sei ein Parkplatz wichtig. Deshalb brauche man eine zukunftsfähige Lösung. Vetter: „In einigen anderen Wohnanlagen haben wir ebenfalls umgebaut und nur gute Erfahrungen gemacht.“
Geplant ist nun, 56 Stellplätze nahe dem Bahndamm anzulegen und dafür eine Zufahrt mit Schranke über zu bauen. Unter 20 Euro Miete pro Monat soll eine Stellfläche kosten. Die Bauarbeiten sollen im Oktober enden. Ganz verschwinden wird die Wiese aber nicht. Ein Teil bleibt als grüne Insel erhalten. Zudem sollen Regen- und Abwasserleitungen erneuert werden. Alles gut und schön, heißt es seitens der Mieter. Trotzdem hätte man sich gewünscht, mehr Mitspracherecht bei der Planung zu haben. Das Projekt halte man nach wie vor für überdimensioniert.
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