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Hoffen auf frisches Blut für Weißes Rotwild

Eine Ursache für die Erkrankung des eingeschläferten Hirsches könnte die Inzucht in der kleinen Gruppe im Moritzburger Wildgehege sein. Die Zucht ist schwierig.

Von Sven Görner
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Neben dem Wildgehege in Moritzburg gibt es deutschlandweit neun weitere Einrichtungen, in denen Weißes Rotwild gehalten wird.
Neben dem Wildgehege in Moritzburg gibt es deutschlandweit neun weitere Einrichtungen, in denen Weißes Rotwild gehalten wird. © Sven Görner

Moritzburg/Tschechien. Weißes Rotwild – märchenhafte Wesen mit weißem Fell und manchmal blauen Augen – sind eine Rarität. In freier Wildbahn sind diese einzigartigen Tiere in Gruppen kaum zu finden. Eine größere Population gibt es im Norden Hessens.

Neben dem Wildgehege in Moritzburg gibt es deutschlandweit neun weitere Einrichtungen, in denen Weißes Rotwild gehalten wird. Genetisch, so Fachleute, seien diese Gruppen meist miteinander verbunden. Das erschwert die Zucht.

Das Wildgehege will nun versuchen, Ersatz für den toten Moritzburger Hirsch aus Tschechien zu bekommen. Das sagte der amtierende Leiter der Einrichtung, Ronald Ennersch, zur SZ. Noch gäbe es allerdings vom Sachsenforst, zu dem das Wildgehege gehört, keine konkreten Anfragen an Einrichtungen im Nachbarland.

Nach SZ-Recherchen könnten die Chancen für den Erwerb eines neuen Hirsches gut sein. Denn in Tschechien gibt es vier Wildgehege, in denen rund 300 Tiere des Weißen Rotwilds leben. Das geht aus einem Beitrag des Internetportals „Ahjo! Česká republika“ hervor.

Wie dort weiter zu lesen ist, gelangten die ersten Tiere um 1780 nach Böhmen – in den Besitz der damals bedeutenden Adelsfamilien Schwarzenberg, Waldstein, Czernin und Kinsky. Weil die Zucht von weißen Hirschen sehr schwierig ist, sank die Zahl der Tiere kontinuierlich. Um 1824 überließ der Graf von Kinsky einige der letzten Exemplare Matthias Graf von Thun und Hohenstein in Žehušice. Er konnte die Zahl der Tiere in jahrelanger Zucht auf über 200 Stück erhöhen.

Verschiedene Zuchtexperimente und die dauernde Kreuzung der Tiere untereinander ließen die Herde aber in der Folge wieder schrumpfen und so gab es in Žehušice nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nur noch 28 weiße Hirsche.

1973 wurde zur Rettung der weißen Hirsche eine zweite Zuchtlinie aufgebaut, die Kreuzungen innerhalb der Herde vermeiden sollte. Aus dem Zuwachs konnten weitere Gruppen gebildet werden.