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Wildtiere erobern die Stadt

In Dresden breiten sich Wildschweine, Waschbären und Füchse aus. Darüber freuen sich nicht alle.

Von Julia Vollmer
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So niedlich die Waschbären auch aussehen. Wer einen im Garten hat, hat viel Ärger mit ihm.
So niedlich die Waschbären auch aussehen. Wer einen im Garten hat, hat viel Ärger mit ihm. © dpa

Verletzte Haustiere, zerfurchte Äcker, leergefressene Biotonnen – immer wieder berichten Dresdner davon, dass sie Füchse, Wildschweine oder Waschbären in der Stadt sehen. Warum es so viele Tiere gibt und wo sie unterwegs sind.

Wildschweine – viele Eicheln lässt die Zahl der Tiere steigen

Die Wildschwein-Population in und um Dresden ist angestiegen. Zählen kann die Jagdbehörde das anhand der erlegten Tiere. Waren es im Jagdjahr 2010/11 noch 195, zählte sie im Jahr 2017/18 bereits 362 geschossene Wildschweine. Sie sind im ganzen Dresdner Stadtgebiet aktiv, wo genau, hängt von der Jahreszeit ab sowie von der verfügbaren Nahrung. Ganzjährig kommen Wildschweine in der Heide, entlang des Elbhanges, im Hochland sowie im Norden Dresdens vor.

Auch Konstantin Schanze von Sachsenforst geht von einem Anstieg der Wildschweinzahlen rund um Dresden aus. Wie viel Schwarzwild es genau gibt, ist abhängig vom Wetter, insbesondere, wenn die Jungen zur Welt kommen. „Besonders gegenüber feuchtkalter Witterung reagieren die Frischlinge sehr empfindlich“, sagt der Experte. Entscheidend sei, wie viel Nahrung da ist. Dieses Jahr haben die Schweine beste Bedingungen. Im sogenannten Eichelmastjahr, haben die Bäume überdurchschnittlich viele Eicheln produziert, weshalb die Wildschweine eine gute Nahrungsgrundlage vorfinden. Die Wildschweine fressen auch gern Mais und Raps und sind auf solchen Feldern sehr aktiv. Zum Leidwesen der Bauern. Die Folge: Wühlschäden, Zerstörung von Zaunanlagen und nicht zuletzt Verkehrsunfälle, wenn die Tiere auf die Straßen rennen.

Waschbären – süß, aber gefährlich für heimische Vögel

Mehr als verzehnfacht hat sich die Zahl der Waschbären im Stadtgebiet. Waren es im Jagdjahr 2010/11 noch 20 Tiere, so wurden im Jahr 2017/18 laut Jagdbehörde insgesamt 254 Tiere erlegt. Den Hauptgrund für diese enorme Verbreitung sieht Konstantin Schanze von Sachsenforst darin, dass mit Komposthaufen und Müll ständig genügend Nahrung verfügbar ist. Außerdem können sich die possierlichen Tiere auf Dachböden und in Kellern verstecken und sind vor Wind und Wetter geschützt. Sven Herzog, Professor für Wildtierökologie an der TU Dresden, sieht in der Verbreitung der Haustiere noch eine Ursache für die Ausbreitung. Für diese stehen Leckerbissen vor der Tür. Das lockt Waschbären an.

Sie dürfen in der Stadt laut Jagdrecht nicht bejagt, sondern nur in Fallen gefangen werden. „Allerdings ist es strittig, ob eine Bejagung zur Regulierung der Population überhaupt geeignet ist“, so Schanze. Den Citytrapper Thomas Schröder kann man für das Fallenstellen buchen. Seine Kunden stammen nicht nur vom Stadtrand, sondern aus ganz Dresden. Sogar mitten auf die Hauptstraße musste er schon ausrücken. Sie rufen ihn, wenn die Bären Vogeleier klauen oder sich auf dem Dachboden einnisten.

Füchse – vor allem Haustierhalter müssen sich in Acht nehmen

Die Tiere wagen sich immer näher ans Stadtzentrum heran. Einen Anhaltspunkt, wie viele Tiere in und um Dresden leben, bildet die Streckenliste. Im Jagdjahr 2010/11 wurden demnach 349 Füchse erlegt. Im Jagdjahr 2017/18 waren es 144 Tiere. „Einfluss auf die Population haben Krankheiten wie Räude und Staupe, die Witterung, aber auch die Mäusepopulation“, so Konstantin Schanze von Sachsenforst. Als Grund für den hohen Bestand gibt die Jagdbehörde an, dass die Tiere weniger intensiv bejagt werden, da sie als wichtige Jäger die Ratten- und Mäusepopulationen mindern. Füchse leben im gesamten Stadtgebiet. Biologe Rene Sievert vom Naturschutzbund Nabu sieht in dem Bauboom eine Ursache für die Verbreitung. Da immer mehr Freiflächen verschwinden, weichen die Tiere in die Innenstadt aus. Die Stadt mahnt vor allem Halter von Kaninchen und Hühnern zur Vorsicht. Katzenbesitzer berichten, dass die Füchse ihre Tiere angegriffen und verletzt hätten. Wenn eine räumliche Nähe zum Menschen gegeben ist, besteht laut Sachsenforst die Gefahr der Übertragung des Fuchsbandwurmes.

Deshalb darf man die Tiere auf keinen Fall füttern

Vor allem Haustierhalter sind gefragt, kein Futter vor die Tür zu stellen. „Das macht die Tiere nur aggressiv, weil sie nicht alles Futter vertragen und sie nur noch betteln“, sagt Katrin Koch von Nabu. Das befördere Konflikte unter den Tieren.