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Willkommen im Dynamoland

Unbekannte haben Ortsschilder mit Stickern beklebt, zum Beispiel den Wegweiser nach Ebersdorf. Das kann teuer werden.

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© Rafael Sampedro

Von Marcus Scholz

Die Suche nach dem schwarz-gelben „Dynamoland“ bleibt bei einem Blick auf die Landkarte ergebnislos. Nirgendwo ist solch eine Region zu finden und dennoch scheint es sie zu geben. Das kleine Dörfchen Ebersdorf zum Beispiel, gehört neuerdings zu diesem Land, in dem die Fans des Fußballvereins Dynamo Dresden zu wohnen scheinen. Denn auf dem Wegweiser nach Ebersdorf, direkt an der Bundesstraße 178 klebte bis vor einigen Tagen ein riesiger Sticker, der auf eben jenes „Dynamoland“ verwiesen hat.

Im Örtchen selbst, ist von einem schwarz-gelben Land nichts zu erkennen. Es hängen weder Dynamofahnen aus den Fenstern der Bewohner, noch laufen diese mit Fantrikots und Schals behangen durch die schmalen Straßen des Dorfes. Was hat es mit der Stickeraktion dann also auf sich?

Fakt ist, dass der beklebte Wegweiser nach Ebersdorf kein Einzelfall ist. Laut Löbaus Stadtsprecherin Eva Mentele sei ein weiterer im Bereich Lawalde bekannt. Und auch im Landkreis Bautzen und in See bei Niesky sind die Dynamoland-Sticker an Ortseingangsschildern entdeckt worden.

Die Verwaltung des Landkreises Görlitz kennt das Problem. Das teilt Sprecherin Gerlind Walter mit. Mitarbeiter der Straßenmeistereien hätten über die Sticker an Schildern der verschiedenen Bundes-, Staats- und Kreisstraßen informiert. Für Mitarbeiter bedeuten die Aufkleber, mit denen einige Dynamo-Fans scheinbar ihre Liebe zum Dresdner Verein ausdrücken und ihr Fanrevier markieren wollen, zusätzliche Arbeit zum Tagesgeschäft. Denn die Sticker müssen natürlich entfernt werden, um nicht Irritationen bei Verkehrsteilnehmern zu verursachen.

Das Entfernen der Aufkleber ist dabei nicht so einfach wie gedacht. Werden nämlich die Ortsschilder beim Reinigen beschädigt, muss das Schild komplett ausgetauscht werden. In See ist das nicht der Fall gewesen. Laut Landkreissprecherin Frau Walter seien aber allein durch Arbeitseinsatz und Benzinverbrauch unnötige Kosten in Höhe von rund 125 Euro angefallen. „Zu solchen Schmierereien kommt es im gesamten Landkreis immer wieder“, sagt sie.

Mittlerweile sei auch Anzeige erstattet worden. Die Aussicht auf Erfolg ist aber eher gering. „Die Ermittlungen in solchen Fällen sind extrem schwierig, da es kaum verwertbare Hinweise gibt“, erklärt Tobias Sprunk von der Polizeidirektion Görlitz. Die Täter müssten schon auf frischer Tat von den Ordnungsbehörden ertappt werden. Andernfalls sei die Polizei bei ihrer Ermittlung auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen, so Sprunk.

Wer dennoch zufällig bei der Ausschilderung zum „Dynamoland“ erwischt werden sollte, der muss mit einer erheblichen Strafe rechnen. „Sind die Aufkleber rückstandslos zu entfernen handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße geahndet werden kann“, sagt Sprunk. Sobald die Schilder beim Reinigen aber Schaden nehmen handelt es sich um eine Sachbeschädigung. Und das ist eine Straftat. Das Gesetz sehe dann einen Strafrahmen von einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren vor, so Polizeisprecher Sprunk.

Einige Fans der schwarz-gelben Dynamos scheint das aber nicht abzuschrecken. Verantwortliche des Dresdner Vereins haben auf mehrmalige Nachfrage keine Stellungnahme zu der überschwänglichen Fanliebe abgegeben. Dass es neuerdings außerhalb von Dresden ein „Dynamoland“ gibt, dürfte aber auch ihnen neu sein. Das beweist ein Blick auf die Landkarte.